Tel Aviv - Bis zuletzt hatte in Israel kaum jemand daran geglaubt: Oppositionsführer Yair Lapid ist es gelungen, Nationalisten, Linke und arabische Islamisten auf ein Bündnis einzuschwören. Dass er dafür zunächst auf das Amt des Regierungschefs verzichtet, spricht für eine Reife, die viele dem ehemaligen Fernsehmoderator nicht zugetraut hätten.
„Er hat die Islamisten und die Zionisten vereint!“
Dabei hatte er einen mächtigen, wenngleich unfreiwilligen Helfer: Benjamin Netanjahu. Hätte dieser nicht Teile der Rechten mit seinen Finten verprellt, hätte er nicht das Vertrauen einst gutwilliger Koalitionspartner verspielt, hätten sich all diese Menschen nicht gegen ihn verbündet. Netanjahu war es auch, der dem Islamisten Mansour Abbas den Weg an den Verhandlungstisch gebahnt hat. Vor wenigen Jahren hatte er arabische Parteien mit Terroristen verglichen. Nachdem ihm zuletzt jedoch eine Mehrheit fehlte, begann er, Mansour zu umgarnen – und in einen potenziellen Partner zu verwandeln.
„Netanjahu hat das Unmögliche erreicht“, schrieb der Schachweltmeister Garry Kasparow auf Twitter. „Er hat die Islamisten und die Zionisten vereint!“ Allein das Versprechen auf diese beispiellose jüdisch-arabische Koalition ist bereits ein heilsames Signal.