Rund 270 Millionen Euro kostete der Regionalflughafen Kassel-Calden. Aber der hoch subventionierte Provinzflugplatz kommt schwer in die Gänge. An Himmelfahrt soll endlich ein Flieger Richtung Kroatien starten.

Kassel - Eine stufenweise Eröffnung ist für den Berliner Großflughafen im Gespräch, der neue Regionalflughafen Kassel-Calden hat die Idee offenbar kopiert. In Raten wird der 271 Millionen Euro teure Airport eröffnet, schon zweimal wurden Eröffnungsflüge storniert: Nach der offiziellen Übergabe am 4. April sind mangels Masse für einen Charterflug einige Passagiere per Taxi auf den Flughafen Paderborn befördert worden. Vergangenen Donnerstag sollte der erste Linienflug von Kassel nach Split abheben: Auch er wurde storniert, aus technischen Gründen, wie die Gesellschaft Croatia Air mitteilte. Am Himmelfahrtstag soll es aber endlich so weit sein: „Unser Linienflug nach Split ist mit 70 Passagieren ausgebucht“, sagt eine Sprecherin von Croatia Air.

 

Um 15.20 soll eine Dash 8Q-400 abheben, für Kassel ein historisches Datum: der erste Linienflieger, seit die Juncker Luftverkehr AG in den 20er Jahren Cassel (damals noch mit C) aus ihrem Streckennetz strich. 1970 war in Kassel-Calden ein Verkehrslandeplatz eröffnet worden. Mit dessen Erhebung zum Flughafen mit einer 2500-Meter-Startbahn will Nordhessen wirtschaftlich punkten. Für die Kritiker, die eine schwache Auslastung erwarten und den Airport für überflüssig halten, sind die Startprobleme ein Beleg für ihre Thesen. Sollte Rot-Grün nach der Hessenwahl am 22. September an die Regierung kommen, werde man die Subventionen streichen, hat Grünen-Chef Tarek Al-Wazir angekündigt. Die SPD sieht das differenzierter, sie hat das Projekt mitgetragen und fordert ein Gesamtkonzept der Wirtschaft sowie die Ansiedlung „luftfahrtaffiner“ Einrichtungen. „Beton allein bedeutet keinen weiteren Aufschwung“, sagt SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel. Optimist ist CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier, der meint, Nordhessen sei im Aufwind und habe mit der Flughafeneröffnung „Flügel“ bekommen.

Mehrere Charterflüge sind schon von Calden gestartet, auch Privatjets heben ab. „Wir hatten seit 4. April rund 2800 Flugbewegungen“, sagt eine Sprecherin des Flughafens. Am Fernziel, 650 000 Passagiere in 2020, was vergleichbar mit dem Flughafen Friedrichshafen wäre, halte man fest: „Es ist, wie wenn man einen Baum setzt. Der trägt auch nicht sofort Früchte.“