Das Friaul liegt im Nordosten Italiens um die Stadt Udine in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien. Hier kann man Italien von seiner schönsten Seite erleben.

Udine - Alpengipfel, Adria und dazwischen jede Menge Kunst und kulinarische Höhepunkte – die Region im Nordosten Italiens ist nur halb so groß wie Schleswig-Holstein, nicht so überlaufen wie der Rest des Landes und bietet auf kleiner Fläche die ganze Pracht Italiens.

 

1. Rilke-Weg

Wahrscheinlich haben sich im Friaul nicht mehr berühmte Schriftsteller herumgetrieben als in anderen attraktiven Gegenden dieses Landes. Aber die Friauler machen was draus. Zum Beispiel den Rilke-Weg. Nicht gerade eine Herausforderung für passionierte Wanderer. Nicht mal drei Kilometer. Aber der Ausblick!

Der Weg führt über die Karstklippen nördlich von Triest, rund 80 Meter über dem Meer. Und was hat das mit Rainer Maria Rilke zu tun? Der deutsche Dichter war zwischen 1910 und 1921 Dauergast von Gräfin Marie von Thurn und Taxis auf Schloss Duino. Dort beginnt der Weg, den Rilke des Öfteren gegangen ist. Möglicherweise ist ihm dabei der eine oder andere Vers seiner berühmten „Duineser Elegien“ eingefallen.

2. Espresso

Wer Kaffee liebt, ist in Triest richtig. In der Hauptstadt des Friaul hatte Francesco Illy 1933 die Idee, den besten Kaffee der Welt zu produzieren. Viele sagen, das sei ihm geglückt. Außerdem erfand er den Vorläufer der Kaffeemaschine, wie wir sie heute aus allen italienischen Bars kennen.

Ein guter Grund, den Kult um den Kaffee auf die Spitze zu treiben: Heute gibt es eine Kaffee-„Universität“ auf dem Illy-Gelände; Besucher aus aller Welt können zusehen, wie 12 000 Bohnen pro Sekunde von der Sortiermaschine geprüft werden (die schlechten werden einfach rausgepustet) und wie 90 Tonnen Kaffee täglich geröstet werden.

Die Triestiner trinken doppelt so viel Kaffee wie der durchschnittliche Italiener. Das könnte am guten Kaffee liegen und an den traditionsreichen Kaffeehäusern (wie dem Tommaseo, Piazza Tommaseo). Es könnte aber auch daran liegen, dass hier regelmäßig die Bora wütet, ein eiskalter Wind. Wenn es ein Espresso gegen die Kälte sein soll – den bestellt man im einst habsburgischen Triest übrigens fast wie in Wien. Als Schwarzen: „Un nero.“

3. Udine

Man kann kaum anders: Immer wieder geht der Blick in Udine Richtung Norden zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Nur gut 50 Kilometer sind es von hier ins Hochgebirge, ebenso viele bis zur Adria. Aber nicht nur wegen seiner zentralen Lage ist Udine die perfekte Basis, wenn man das Friaul erkunden will.

Gemütlicher als die Hauptstadt Triest, aber lebhaft wie eine Metropole – Udine mit seinen 100 000 Einwohnern kann es in puncto Lebensqualität mit fast allen italienischen Städten aufnehmen, zumal in der warmen Jahreszeit. Der zentrale Platz, die Piazza Matteotti, ist bis spätabends Treffpunkt für ein stark studentisch geprägtes Publikum.

Wem das zu laut ist: Im Palazzo Arcivescovile gibt es Werke des Barockmalers Tiepolo zu sehen. Oder man kauft sich mal wieder eine leckere Gubana, zum Beispiel im Laboratorio del Dolce (Via Sottomonte 2).

4. Gubana

Nicht so legendär wie der San-Daniele-Schinken, der ebenfalls aus dem Friaul stammt, aber auch sehr lecker: Gubana, die Schneckennudel auf Friulanisch. Hefeteig mit Mandeln, Nüssen und Rosinen. Was neben diesen harmlosen Zutaten nicht fehlen darf, ist Grappa. Wie viel von dem Tresterschnaps am Ende reinkommt, ist Geschmackssache. Auf jeden Fall nicht zu knapp.

„Wenn jemand zu viel getrunken hat, sagt man bei uns, er ist voll wie eine Gubana“, sagt lachend Antonella Russo, deren Beruf es ist, Touristen ins Friaul zu locken. Auch mithilfe der Gubana. In fast allen Orten des Friaul gibt es noch kleine Läden, die die Gubana nach eigenem Rezept selbst herstellen. Einer davon ist Al Ponte in Cividale del Friuli (Corso Paolino d’Aquileia 14). In dem Ort soll die Gubana auch erfunden worden sein.

5. Grappa

Wenn man wüsste, wie viel Arbeit in einem Grappa steckt, würde man ihn nie wieder so achtlos runterkippen. Ein Gang über das weitläufige Gelände der Brennerei Nonino in Percoto, etwas südlich von Udine. Aber was heißt da Brennerei?

Die Familie Nonino arbeitet erfolgreich an einem Projekt: den bäuerlichen Schnaps zu einem edlen Digestiv zu machen. Erstens durch gute Ideen (wie die Erfindung des ersten sortenreinen Grappa), zweitens durch eine gekonnte Selbstvermarktung als Familie, die seit 1897 mehr Wissen über den Tresterschnaps angehäuft hat als alle anderen.

Gerade erklärt die Jüngste, Francesca (28), den Gästen, was gar nicht geht: Grappa aus dem Kühlschrank – nicht gut fürs Aroma. Und deshalb auch: „Grappa niemals aus kleinen Schnapsgläsern trinken!“

Infos zum Friaul

Anreise

Lufthansa fliegt mehrmals täglich von München nach Triest (www.lufthansa.com). Mit dem Auto braucht man von Stuttgart über München, Salzburg, Villach für die knapp 700 Kilometer bis Udine etwa acht Stunden. Informationen zur Zuganreise unter www.bahn.de.

Unterkunft

Das Hotel Astoria ist ein altehrwürdiges Vier-Sterne-Haus in der Altstadt. Doppelzimmer mit Frühstück ab 149 Euro, www.hotelastoria.udine.it . Das Hotel Friuli hat drei Sterne, liegt am Rande der Altstadt, Doppelzimmer mit Frühstück ab 64 Euro,www.hotelfriuli.udine.it.

Veranstalter

Wikinger Reisen bietet eine zehntägige geführte Wanderstudienreise mit fester Unterkunft in Udine an: „Vom Hochgebirge ans Meer“ – ab 1425 Euro pro Person. Enthalten sind die An- und Abreise per Flug, die Transfers innerhalb der Region, Eintrittspreise und die Übernachtungen mit Halbpension. Außerdem im Angebot: Individuelle Wanderreisen im Friaul, acht Tage ab 548 Euro, www.wikinger-reisen.de

Die Region

Das Friaul bildet den größten Teil – etwa 90 Prozent – der Region, die amtlich Friaul-Julisch Venetien heißt. Die Hauptstadt der Region, Triest, liegt allerdings im Gebiet von Julisch Venetien.

Allgemeine Informationen

Das gut gemachte amtliche Tourismus-Portal der Region in deutscher Sprache: www.turismofvg.it.Italienische Zentrale für Tourismus: www.enit.de