Der Name Theodorescu steht schon lange für Erfolg in der Dressur. Seit drei Wochen ist die 49-Jährige die neue Bundestrainerin.

Stuttgart - Als die deutschen Dressurreiter noch das Maß aller Dinge waren, wenn es um Piaffe und Passage, Pirouetten und Prestige ging, da war Monica Theodorescu mittendrin im Geschehen. 1988 in Seoul, 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta half sie mit, das scheinbar ewige Mannschaftsgold zu verteidigen – nur drei ihrer ungezählten Erfolge. Seit dem 1. Oktober hat die Tochter der legendären Berufsreiter Inge und George Theodorescu die Seite gewechselt in einen schwierigen Job: „Ich empfinde es als große Ehre, neue Bundestrainerin sein zu dürfen, ich nehme die Herausforderung gerne an. Aber es ist mir auch nicht leicht gefallen, meine aktive Karriere im Sattel aufzugeben.“

 

Was auf die erste Bundestrainerin in der Geschichte der deutschen Dressur in allernächster Zeit zukommt, das konnte man am Dienstag in der BW-Bank am Schlossplatz besichtigen. Dorthin hatte der Stuttgarter Turnierchef Gotthilf Riexinger geladen, um das Sportprogramm des 28. German Masters Mitte November in der Schleyerhalle zu präsentieren: „Monica ist die beste Wahl, die unser Verband treffen konnte“, sagt Riexinger, der als internationaler Dressurrichter weltweit unterwegs ist.

Der Erwartungsdruck ist also enorm hoch, Theodorescu weiß das ganz genau: „Ich bin seit drei Wochen im Amt und natürlich noch dabei, mich einzuarbeiten. Ich bin froh darüber, dass Jonny Hilberath und Jürgen Koschel an meiner Seite bleiben; sie haben die Arbeit unseres im April plötzlich gestorbenen Bundestrainers Holger Schmezer großartig fortgesetzt.“

Isabell Werth will wieder angreifen

1993, also vor 21 Jahren, hat Monica Theodorescu auf ihrem Fuchs Grunox das Mastersfinale in der Schleyerhalle gewonnen. Am Dienstag erinnerte sie sich mit einem vielsagenden Lächeln daran, „dass ich vor 27 Jahren erstmals hier in Stuttgart gestartet bin“. Doch viel Zeit für solche nostalgischen Rückblicke bleiben ihr nicht: „Die Schleyerhalle ist in diesem Jahr wieder eine wichtige Station des Kürweltcups, dessen Finale im April in Göteborg ist unser nächstes großes Championat“, so die Bundestrainerin. Soll heißen: das Stuttgarter Turnier hat die neue erste Dame der deutschen Dressur zum Pflichtstart für alle erhoben, die sich Hoffnungen machen, für die Europameisterschaften im August 2013 in Dänemark nominiert zu werden.

Deshalb kam es nicht von ungefähr, dass die Bundestrainerin am Dienstag die drei Silberreiterinnen von London mitgebracht hatte: Dorothee Schneider (43) aus dem pfälzischen Framersheim, Helen Langehanenberg (30) aus dem westfälischen Havixbeck sowie Kristina Sprehe (25) aus dem oldenburgischen Dinklage. Langehanenberg und Sprehe werden in Stuttgart ihre Olympiapferde Damon Hill und Desperados satteln.

Dorothee Schneider wiederum startet mit einem Nachwuchspferd – ihre Olympiastute Diva Royal geht unter ihrer Besitzerin Stella Roth im sogenannten Piaff-Förderpreis, der wichtigsten Serie für die deutschen Nachwuchsreiter. Gotthilf Riexinger sagt: „Welchen Stellenwert diese Serie für unseren Sport besitzt, sieht man daran, dass Kristina Sprehe mit ihrem Desperados hier vor einem Jahr das Finale gewonnen hat.“ Auch Isabell Werth, lange Jahre die strahlende Dressurkönigin, startet in Stuttgart und sagt: „Ich freue mich sehr darüber, dass Monica unsere neue Bundestrainerin ist. Ich werde mit meinen jungen Pferden jetzt wieder angreifen, um 2013 in die EM-Mannschaft zu kommen.“