Eine Frau entdeckt im Raum Backnang einen hilflosen Jungvogel auf dem Boden. Jetzt wird die junge Waldohreule in einem Greifvogelzentrum aufgepäppelt.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Eulen nach Athen tragen – dieses Sprichwort beschreibt eine mühselige und unnötige Aufgabe. Eine Eule nach Albershausen (Kreis Göppingen) zu bringen ist zwar auch eine Herausforderung, einem Jungvogel hat diese Tat einer Frau aus dem Raum Backnang aber das Leben gerettet.

 

Die Frau ging mit ihrem Hund spazieren, als sie den am Boden sitzenden Vogel entdeckte. Da der Hund angeleint war, konnte die Hundebesitzerin den flauschigen, noch nicht flugfähigen Vogel beschützen. Um dem Tier zu helfen, funktionierte die Frau kurzerhand ihre Umhängetasche zur Eulentransporttasche um. Die durchaus wehrhafte Eule überzeugte sie dann mit der Hilfe eines Stocks, in die Tasche zu hüpfen.

Die Eule – es handelt sich um eine kleine Waldohreule – wurde dann in das Greifvogelzentrum Falconis Filstal gebracht. Dieses hat seinen Sitz in Albershausen (Kreis Göppingen) und es sich zum Ziel gesetzt, verletzte und kranke Greifvögel, Falken und Eulen zu pflegen und zu versorgen. Die Ehrenamtlichen rund um Falknerin Sandra Hildebrand ziehen verwaiste Jungtiere auf und bereiten die genesenen und aufgezogenen Vögel auf die Auswilderung vor. Um Menschen die Faszination näherzubringen, die von Greifvögeln ausgeht, finden dort auch immer wieder Events und pädagogische Angebote statt.

Ein aus dem Nest gefallenes Küken setzt man wenn möglich zurück

Hildebrandt erklärt, es könne viele Gründe haben, warum eine Jungeule abstürzt. „Vielleicht war das Nest zu klein, ein Feind hat das Jungtier erbeutet, das Tier ist krank, das Nest kaputt oder verunreinigt, die Elterntiere sind tot oder die Eule hatte einfach Pech.“ Normalerweise sei es der beste Weg, ein Jungtier vom Boden aus zurückzusetzen. „Die Vogeleltern machen die Aufzucht einfach am besten. Und vor allem junge Eulen können hervorragend klettern.“ Im Fall der Eule aus dem Rems-Murr-Kreis ging das jedoch nicht.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass das Zentrum ein Findelküken aus dem Rems-Murr-Kreis aufnimmt. Eines von ihnen hatte es im vergangenen Sommer zu regelrechter Berühmtheit gebracht, als Winnender Polizisten einen „verletzten Adler“, der ihnen gemeldet worden war, dorthin brachten. Der Adler entpuppte sich als Turmfalke – und die Polizistinnen und Polizisten des Reviers schlossen den wehrhaften Flaumball derart ins Herz, dass sie gleich eine Patenschaft für den Vogel übernahmen.

Mit solchen Patenschaften deckt das Greifvogelzentrum – zumindest teilweise – die Kosten für seine Schützlinge ab. Neben Futter kommen bei vielen Tieren oft noch Tierarztbehandlungen hinzu. So auch im Fall der Backnanger Eule: Eine Tierärztin entdeckte, dass der Vogel stark mit Würmern befallen war. „Wir haben den süßen Flauschbobbel nun schon entwurmt und der Appetit ist wieder da“, berichtet die Falknerin Sandra Hildebrandt. Bald wird die kleine Waldohreule zu ihren Artgenossen in eine Außenvoliere ziehen, um auf das Leben in Freiheit vorbereitet zu werden. Und wer weiß – vielleicht findet sich ja auch für sie ein Pate.