Auf Fölsches Schreibtisch stapeln sich Briefumschläge mit CDs in die Höhe, Einsendungen von Bands. Ein Berg der Erwartung, der Hoffnung, dass es ein Song ins Radio schaffen könnte. „Die kriegen eine ehrliche Antwort“, sagt er. Aber selten einen Platz in seiner Sendung. Countrymusik sei im Radio und im Fernsehen unterrepräsentiert, klagt Fölsche: „Die Medien lassen keine guten Bands zu.“ Vielleicht schalten deshalb Hörer aus aller Welt ein, wenn Radio-Andy auf Sendung geht. Fölsches fernster Fan lebt in Japan: „Der muss mitten in der Nacht aufstehen, um mich zu hören.“ Doch schlaflose Nächte schrecken den Japaner ebenso wenig, wie die Tatsache, dass der Mann am Mikro ausschließlich in deutscher Sprache moderiert. Zu Beginn habe er viel Musik gespielt und wenig gesprochen, sagt der zweifache Vater. „Ich bin mir da komisch vorgekommen.“ Dann hat er sich ein gerahmtes Foto seiner Frau Sandra als Gegenüber ins Studio gestellt, und plötzlich klappte es viel besser mit dem Reden.

 

Sein Lieblingsthema sind „die Versorger der Nation“, die Brummifahrer. Schließlich geht Fölsche werktags selbst auf große Fahrt und weiß, wo den Fahrern der Schuh drückt. Wenn er sonntags Punkt 10 Uhr auf Sendung geht, ertönt sein selbst kreierter Eröffnungsjingle: Ein Lastwagen fährt an, dröhnt über die Autobahn, dann erklingt der Song „East bound and down“. „We’ve got a long way to go and short time to get there”, besingt Jerry Reed den Alltag des Fernfahrers.

In seiner zweistündigen Sendung gibt Andreas Fölsche Veranstaltungstipps, empfiehlt CDs und spielt auch mal den Eheanbahner, wenn er Sabine einen Heiratsantrag von Dieter überbringt und für sie „White Rose“ spielt. Pünktlich um elf, zur Halbzeit, gibt es drei Hits in Folge. „Da gehe ich in die Küche und mach mir einen Kaffee.“ Das weiß seine Hörerschaft und grinst sich eins. „Die Countryszene ist wie eine Riesenfamilie. Man sieht sich selten, aber man hört sich jeden Sonntag.“ Die Wahlverwandtschaft bombardiert Fölsche mit bis zu 2000 E-Mails pro Woche, sein Fanclub auf Facebook hat derzeit rund 900 Mitglieder, das jüngste ist fünf Jahre alt.

Wenn Andreas Fölsche zur Sommerzeit in den umgebauten Kuhstall neben seinem Haus einlädt, wo es an der Bar „Cowboyschorle“ – Whiskey mit Cola – und auf der Bühne Livemusik von regionalen Bands wie den Silverados gibt, kommen Nachbarn und Countryfreunde. Die Silverados, erzählt Radio-Andy, hätten einen Song über ihn geschrieben: „Der soll diesen Monat rauskommen. Ich bin gespannt.“ Countrymusik komme aus der Seele, sagt der 44-Jährige: „Das ist Musik zum Träumen. Das ist Herz und Schmerz.“ A propos Schmerz: Fölsches Traum ist es, „einmal am Grab von Johnny Cash zu stehen und ein paar Tränen zu vergießen“. Zunächst sucht er aber ein neues Zuhause mit Scheune, für seine Familie und sein Rems-Murr-Studio.