Sechs Jahre ist es her, da wählte eine Facebook-Gruppe aus dem Schwäbischen Wald zum ersten Mal einen Vertreter – was als Partygag begann, hat sich inzwischen etabliert.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Ursprünglich ist alles aus einer Schnapsidee heraus entstanden: Mitglieder der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ hatten vor Jahren überlegt, ein männliches Pendant zur Waldfee zu wählen. Diese ist stets adrett in einem grünen Feenkleid gekleidet und fungiert als offizielle Werbebotschafterin des Tourismusvereins. Der Waldfee, so die Überlegung damals, könnte man doch einen Schrat zur Seite stellen. Die Gruppe wählte im Jahr 2018 erstmals einen solchen, männlich-urwüchsigen Vertreter. Auch wenn dies augenzwinkernd geschah, sah man ihn in einigen Rathäusern anfangs mit Skepsis. Die Sorge ging um, der Geselle aus dem Wald könne der offiziellen Waldfee den Rang ablaufen oder gar ihr Ansehen oder das des Schwäbischen Waldes beschmutzen.

 

Doch das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil: Bisherige Schrate wie Jan Vogel aus Großerlach und Sven Vollbrecht aus Backnang erfreuten sich sogar guter Kontakte zu Eventorganisatoren und Bürgermeistern der Region. Zumal sie stets betonten, nie als offizielle Repräsentanten der Tourismusregion auftreten zu wollen. Die Aufgabe eines Schrates: Zu Festen im Schwäbisch-Fränkischen Wald eingeladen werden und dann dort auftauchen – oder auch nicht, der Waldschrat ist niemandem verpflichtet. Er kann auf Facebook Ausflugstipps geben oder auf interessante Aktionen aufmerksam machen, muss es aber nicht tun.

Am 25. Februar wird der Schrat nun schon zum sechsten Mal gewählt. Neben dem Titel winken dem Gewinner zwei T-Shirts und ein Hoodie mit dem eigenen Konterfei sowie ein Sixpack Bier der Murrhardter Brauerei „Hey Joe“. Der Sieger des vergangenen Jahres, Patrick Ossentowski aus Mainhardt, tritt nicht erneut an. „Es war eine schöne Zeit, ich durfte viele neue Leute kennenlernen, bin als Waldschrat eingekleidet worden und war auf vielen Festen und Events unterwegs“, erzählt Ossentowski. Wenn er aufgetaucht sei, habe man ihn „in sechzig Prozent der Fälle“ erkannt, einige sprachen ihn auch auf sein Schrat-Shirt an. „Auch von den Bürgermeistern wird man immer gegrüßt“, freut sich der 31-Jährige. Da bei ihm in diesem Jahr aber viele private und berufliche Projekte anstehen, fehle ihm die Zeit für das Waldschrat-Dasein: „Dieses Jahr darf wieder jemand anders ran“, sagt Ossentowski.

Am 25. Februar wird der Waldschrat auf Facebook gewählt

Während das Teilnehmerfeld bei der vergangenen Waldschratwahl mit zwei Aspiranten noch gelinde gesagt überschaubar war, gibt es nun mehrere Bewerber, die die Voraussetzungen erfüllen – männlich, volljährig und im Gebiet des Schwäbisch-Fränkischen Waldes wohnend. Unter ihnen ist einer, den man getrost als Favoriten bezeichnen kann: Der Backnanger Sven Vollbrecht hat sich entschieden, seinen Hut erneut in den Ring zu werfen. „Weil es einen mit Stolz erfüllt, das Aushängeschild einer solchen Gruppe zu sein, man auf de Feschdle emmer ganz schnell ins Gespräch kommt, und die Waldfeen immer Fotos mit einem machen möchten“, schreibt er dazu. Sollte er gewinnen, wäre es schon das vierte Mal.

Wahl In den kommenden zweieinhalb Wochen werden die Kandidaten in der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ versuchen, möglichst viele Unterstützer zu gewinnen. Am 25. Februar wird abgestimmt.