Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Wird der Stau Sie auch als Privatmann weiter wütend machen?
Ich bin mir sicher, wir hätten viel mehr Zustimmung auf allen Ebenen, wenn alle, die mitentscheiden, regelmäßig jeden Tag hätten von Waiblingen nach Ludwigsburg und zurück fahren müssen. Viele kennen das Neckarremser Problem gar nicht aus eigener Anschauung. Ich stelle dabei auch fest, dass die eigene Betroffenheit oft wichtiger ist als die rein sachliche Entscheidung.
Eine ernüchternde Erkenntnis.
Man tritt sicher mit mehr Idealen an als ab.
Welche habe Sie verloren?
Die Vorstellung, dass Politik ausschließlich sachlich abläuft. Dass das nicht immer möglich ist, finde ich enttäuschend. Aber mich hat trotz allem meine Aufgabe zufrieden gestellt. Es gibt kaum eine leitende Aufgabe, in der man so viel gestalten kann. Und der Umgang mit Menschen hat mich noch nie belastet. Das war das, was ich immer gerne gemacht habe. Und da war ich in der Regel wohl auch einigermaßen überzeugend. Da hat mir die Bonner Erfahrung sehr geholfen. Auf die persönlichen Aggressionen und Anfeindungen hätte ich allerdings gerne verzichtet.
Um dagegen anzugehen, waren Sie auch vor Gericht.
Ja. Und ich hatte auch ein spezielles Problem mit dem einen oder anderen FDP-Vertreter. Das habe ich wirklich nicht genossen. Es gab schon Jahre, da habe ich mit meiner Frau öfter darüber diskutiert: wie gehen wir eigentlich mit persönlichen Angriffen um? Ich habe mir auch überlegt, ob ich klagen soll.
In einer Studie stufen Amtsinhaber den Bürgermeisterberuf als wenig familienfreundlich ein. Können Sie das nachvollziehen?
Ich bin aus heutiger gesellschaftlicher Sicht sehr altmodisch verheiratet. Für meine Frau und mich war klar, dass sie Zuhause bleibt, wenn wir Kinder bekommen. Ich hatte deshalb immer die Rückendeckung meiner Frau. Diese Opferbereitschaft haben die jungen Frauen heute nicht mehr. Ich habe es geschätzt, eine Frau zu haben, die mir privat den Rücken freihält. Etwas anderes hätte mich wahrscheinlich überfordert.