Remstal-Gartenschau in Fellbach Reine Baukunst im besten Sinn

Zwei weiße Stationen für Fellbach und Kernen bilden große Aufenthaltsqualität. Die beiden Kommunen erhalten maßstäbliche Architektur, die sich hervorragend in die Landschaft einzubetten verspricht.
Fellbach/Kernen - Unter den 16 architektonischen weißen Objekten, die zur Remstal-Gartenschau 2019 ein verbindendes Band vom Steg am Remsquell in Essingen bis zu den Badehäuschen an der Mündung in Neckarrems spannen sollen, haben die Stadt Fellbach und die Gemeinde Kernen nicht die spektakulärsten Entwürfe enthalten. Kein Turm an einem Aussichtspunkt wie in Urbach, kein weithin sichtbares groß dimensioniertes Prisma wie in Schorndorf, keine von den Bürgern gehäkelte Verhüllung eines historischen Gebäudes wie in Lorch. Aber die beiden Kommunen erhalten maßstäbliche Architektur, die sich hervorragend in die Landschaft einzubetten verspricht. Dennoch sind beide Stationen schon von weit her Blickfänge für die Besucher und laden zu einem Aufenthalt ein. Gleichzeitig kündigen beide Entwürfe hohe architektonische Qualität an. Die Kuratorin der Remstal-Stationen, Jórunn Ragnarsdóttir, sagte bei der Ausstellungseröffnung der Pläne und Modelle an diesem Sonntag in Schorndorf über alle 16 Entwürfe, es handele sich „im besten Sinne um reine Baukunst“.
Ein Pavillon als Pergola, als Rankgerüst, schwebt dem Berliner Büro für Fellbach vor
Ein Pavillon als Pergola, als Rankgerüst, schwebt dem Berliner Büro Barkow Leibinger für Fellbach vor, ein Ort für Begegnung und Kontemplation. Er könnte sich auch als kleiner feiner Veranstaltungsort etablieren – für Weinproben und Präsentationen, Fotoshootings und Trauungen. Letzteres ist übrigens eine mehrfach wiederkehrende Nutzungsidee für die weißen Objekte, wenn auch die Fellbacher Station nicht so explizit diesem Zweck gewidmet ist wie der Hochzeitsturm in Plüderhausen. Sie zählt dennoch zu den „romantischen Orten“, die Jórunn Ragnarsdóttir in einigen Entwürfen sah. Frank Barkow stellte einen „Prototyp“ vor, wie er ihn nannte. Er kann, je nach der Wahl eines Orts für die Fellbacher Station, die der Gemeinderat erst noch festlegen muss, angepasst werden. Die Pergola ist ebenso ein kleiner Tempel wie eine immaterielle Wolke. Ihre Dachstruktur besteht aus Stahlelementen, die ein Fachwerk bilden. Deren Verbindung – geplant in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Bauingenieur Werner Sobek, wie Frank Barkow erzählt – ist eine ineinandergreifende Struktur aus gebogenen Metallprofilen als eine Analogie zu den rankenden Weinreben in der Umgebung. An den Stützen soll übrigens wilder Wein emporwachsen und sich schließlich über die Struktur ausbreiten.
Am so genannten Dichterblick soll der Beitrag für Kernen entstehen
An einem Aussichtspunkt in Kernen, dem so genannten Dichterblick, soll der Beitrag des für Kernen zugelosten Berliner Büros Kuehn Malvezzi entstehen. Das an ein Wengerterhäuschen gemahnende, auf seine wesentlichen strukturellen Elemente reduzierte Häuschen nimmt sich angesichts der Lage zurück: „Es rahmt den einzigartigen Blick über die Weinberge, das Tal und weit darüber hinaus. Die spezifische Kulturlandschaft ist hier das Exponat der Gartenschau, die Architektur ihr Display“, sagt Kutorin Jórunn Ragnarsdóttir. Ausgehend von diesem Startpunkt gestalten Kuehn Malvezzi in Kernen in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten aus dem Büro Atelier l balto und mit lokalen Handwerkern einen Parcours für Besucher, die über den Hang spazieren und die Landschaft sowie die vier mit unterschiedlichen Obstbäumen bepflanzten Pflückgärten entdecken. Das Häuschen selbst bietet sich als Rastplatz oder einfacher Unterstand, aber auch als Ort für Veranstaltungen, Lesungen oder Seminare an. Bürodirektorin Karin Fendt beschreibt die Flexibilität: „Die offenen Seiten lassen sich mit Schindeln schließen. Zur Talseite besteht die Möglichkeit, eine große Panoramascheibe einzusetzen, auf der Bergseite ist der Einbau zweier Tore vorgesehen“, denn von dort ist der Zugang.
Die Pflückgärten des Kernener Weinberghäuschen werden eine der ersten weißen Stationen sichtbar markieren. Sie sollen bereits in diesem Herbst gepflanzt werden, damit sie bis 2019 genügend herangewachsen sind.
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