Alternative für Deutschland: Der Kreisverband Böblingen zeigt Geschlossenheit und bestätigt bei der Mitgliederversammlung den Vorstand.

Renningen - Ein wenig verstimmt wirkt Jörg Wittmaak, als er an das Rednerpult tritt. „Die innere Zerrissenheit der Partei in Baden-Württemberg hat einen schlechten Eindruck auf die Öffentlichkeit gemacht“, sagt der Vorstand des Böblinger AfD-Kreisverbandes mit Blick auf den Landesparteitag in Kirchheim/Teck Anfang Oktober. Vor allem an den Personalquerelen, die in der Absetzung des Gründungspaten Jan Rittaler als Landesschatzmeister per Misstrauensvotum gipfelten, spart er nicht mit Kritik. „Hier wurde ein guter Mann dafür bestraft, dass kurz vorher der stellvertretende Landeschef Heinrich Fiechtner aufgrund seiner dubiosen Machenschaften aus dem Vorstand geflogen war“, moniert der Renninger.

 

Dass die Arbeit der Führungsspitze auf Kreisebene indes reibungslos funktioniert und von Geschlossenheit geprägt ist, spiegelte sich in der Wahl des Vorstandes bei der Mitgliederversammlung jüngst in Malmsheim wider. Die Sprecher Stefan Thien und Jörg Wittmaak bekamen ein einhelliges Votum, Stellvertreter bleiben Winfried Meffert und Harald Pfeiffer. Während Kai Platter zum Beisitzer wiedergewählt wurde, rückte für Klaus Davideit der Jettinger Rudi Grom nach. Weil auch der bisherige Schatzmeister Hans-Otto Wisser altersbedingt auf eine Wiederwahl verzichtete, wird sich Tobias Wagner fortan um die Finanzen des Kreisverbandes mit rund 120 Mitgliedern kümmern.

Die jüngsten Personalquerelen auf dem Landesparteitag führte Stefan Thien auf den Machtkampf innerhalb der Partei zurück. „Es gibt Leute, die sich irgendwelche Jobs vorgenommen haben und Angst hatten, sie nicht zu bekommen“, erklärte der 52-Jährige. Wenn jemand mit beiden Beinen fest im Berufsleben stehe, dann könne er sich mit einer Wahlniederlage abfinden. „Die anderen, die eine berufliche Schwäche haben und in der Politik eine Chance sehen aufzusteigen, kämpfen hingegen mit harten Bandagen“, erklärte er.

Nicht nachvollziehen könne er die Abwahl des Rutesheimers Jan Rittaler. „Er wurde zunächst als Schatzmeister entlastet und dann wurde er im zweiten Schritt abgewählt“, sagte Thien, der über ein Missverständnis bei den Mitgliedern spekulierte. „Viele hatten womöglich angenommen, dass die Wahl mit der Entlastung gelaufen war und sind gegangen.“ Später hätten ebendiese Stimmen gefehlt.

Angerissen wurde auch die strategische Ausrichtung der Partei. „Eine Spaltung in einen liberal-konservativen und einen fundamental-christlich und national-konservativen Flügel muss überwunden werden“, betonte Wittmaak. Dass der Böblinger Kreisverband auch in der Zukunft „Fundamentalisten jeglicher Couleur“ fernhalten werde, darauf gab er „Brief und Siegel“. „Wir stehen für eine Politik des gesunden Menschenverstandes, Ideologie und Religion haben bei uns nichts zu suchen.“

Dass die junge Partei nicht das gleiche Schicksal erleidet wie die Piraten, davon ist Sprecher Stefan Thien überzeugt. „Dort gibt es viele Leute, die nicht wirklich politisch arbeiten und sich mit ihren Posten ein schönes Leben machen wollen“, sagte er. „Bei uns möchten die meisten etwas bewegen, daher ist die Partei auch stabiler.“ Dass dies nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, zeigte die Aufbruchstimmung unter den anwesenden Mitgliedern: Gleich mehrere signalisierten die Bereitschaft, zeitnah Ortsverbände zu gründen, darunter auch einen in Leonberg.