Der verkaufsoffene Sonntag ist trotz Wolkendecke ein großer Erfolg. Die Händler sind durchweg zufrieden. Der neue Platz ist nach der Baustelle ein neuer Begegnungsort in Renningen geworden.

Renningen - Beginnen wir die Geschichte über den verkaufsoffenen Sonntag mit Brigitte und Norbert Hagenlocher aus Rutesheim. Gemütlich schlendern sie am frühen Nachmittag über die Hauptstraße, im Hintergrund wummert der Bass von der großen Showbühne vor dem Rathaus. „Wir wollen einfach mal entspannt durchlaufen, vielleicht finden wir ein paar Schuhe“, erzählt Brigitte Hagenlocher. Oder etwas anderes. So viel Zeit und Muße hat man unter der Woche selten. Und das unstete Wetter? „Da zieht man sich halt was warmes an“, sagt Norbert Hagenlocher.

 

Die beiden sind richtige Fans des Bummelns am Tag des Herrn, und sind damit Tag beileibe nicht allein. Rund um das Rathaus ist eines von drei Zentren des Aktionstages, den der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) mit seinem neuen Vorsitzenden Marcel Seyther zusammen mit der Citymanagerin Gundula Eckhardt organisiert hat.

Beide stehen vor dem Rathaus unter einem blauen Schirm des GHV, und sind sichtlich zufrieden. „Es läuft wirklich gut“, freut sich Gundula Eckhardt. Drei Magneten hat dieser Shoppingsonntag: neben dem Rathaus auch das Einkaufszentrum Süd und der neu gestaltete Ernst-Bauer-Platz. „Der wird angenommen, das sieht man“, sagt Eckhardt. Der GHV-Chef Seyther wirbt unterdessen für den „Renninger Euro-Chip“, eine Münze im Wert von zehn Euro, mit der man in den Geschäften einkaufen kann.

Den gibt es zwar schon ein paar Jahre, die Gewerbetreibenden wollen ihn aber neu beleben. Daher verteilen sie Schoko-Eurostücke mit schwäbischen Sprüchen wie „Mogsch a Schoglädle?“ Unterdessen wird am Rathaus Sport gemacht: ein Fitness-Studio hat fesche Jungs und Mädels auf die Bühne geschickt, die ein Military-T-Shirt mit der Aufschrift „Boot Camp“ tragen. Zu AC/DC und Ballermann-Musik kommen die Protagonisten ordentlich ins Schwitzen. Später treten die „Harmoniacs“ auf, die, wie schon im Vorjahr, mit A-Capella-Gesang begeistern. Wenige Meter weiter zeigt sich, dass die Analyse der Citymanagerin stimmt: Der Ernst-Bauer-Platz ist ein Publikumsmagnet.

Zwar gehen die Meinungen über den Umbau nach wie vor auseinander. Skeptisch äußert sich ein Renninger Bürger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will: „Mehr Grün und mehr Bänke wären schön gewesen“, sagt er. Immerhin lobt er die Weitläufigkeit. Mehr Begeisterung verströmen Sigrid und Gerhard Hotzy, die Inhaber von „Sigis Modetreff“. Ihnen gefällt der neue Begegnungsort: „Man merkt deutlich mehr Frequenz. Das ist eine Bereicherung für die Innenstadt.“ Wenn jetzt noch der Wochenmarkt hierher verlegt würde, wären sie vollends glücklich. Und das wird tatsächlich überlegt.

Das bestätigt der Bürgermeister Wolfgang Faißt, der mit einem Glas Weißwein gemütlich auf dem Ernst-Bauer-Platz steht. „Wir müssen noch ein paar Fragen klären“, sagt er. Aber wenn alles klappt, könnte man vom beengten Kirchplatz umziehen. Die große Eiche, die trotz Umbauarbeiten erhalten geblieben ist, könnte also bald mehr buntes Leben unter sich versammeln. Schon jetzt aber blickt der Baum auf viel Bewegung. Ein Trampolin mit Bungee-Seilen ist eine Attraktion vor allem bei den Kindern, der Obst- und Gartenbauverein verkauft frisch geerntete Äpfel.

Das neue Café „Auszeit“ lockt mit leckerem Kuchen und einer Latte Macchiato, selbst wenn die „Neue Mitte“ immer noch nicht ganz fertig ist. Im Schuhgeschäft von Marcus Schautt ist die Hölle los. „Der Laden ist voll“, schmunzelt er und geht schnell zurück zur Kasse, wo zwei weitere Kunden bezahlen möchten.

Aber auch zwischen den Treffpunkten ballen sich Besucher. Etwa im Spielwarenladen Kauffmann „Spielen und Schenken“. Am Eingang hängen rote Tüten, die man mit Spielzeug füllen kann. Für alles, was reingeht, gibt es zehn Prozent Rabatt. Der Renner sind Minions, kleine und gelbe comicähnliche Figuren, erklärt die Inhaberin Annegret Skubski. Vor dem Geschäft verkauft die Voltigier-Gruppe des Reit- und Fahrvereins Kuchen. So arbeiten Händler und Vereine Hand in Hand.

Für die Rutesheimer Brigitte und Norbert Hagenlocher hat sich der Weg gelohnt. Zufrieden sagen sie: „Wir haben die Gelegenheit zum Shoppen genutzt.“