Internationales Flair und ein Hauch von Exotik: An den Ufern des Rankbachs in Malmsheim ist am Wochenende das große Uferfest gefeiert worden – und alle sind gekommen.

Renningen - Da haben sie die Kurve noch mal gekriegt. Marie und Julia sausen um die Pylonen, bevor es dann rüber zum Rankbach geht, in dem sie kleine Entchen angeln müssen. „Jaaa, das macht Spaß“, verkündet Julia und gibt damit die Spielstraße frei, die Yvonne Österreicher gerade erst aufgebaut hat. „Heute am Sonntag stehen die Familien im Mittelpunkt“, erklärt sie das Konzept, „die Kinder können hier toben, während ihre Eltern drüben unsere Spezialitäten genießen.“

 

Denn die Malmsheimer wissen: Wenn der Musikverein sein Uferfest veranstaltet, muss man viel Hunger mitbringen. Schließlich ist der örtliche Metzgermeister Mitglied im Verein. „Das hier sind 30 Kilo edelster Prager-Schinken“, sagt Thomas Eisenhardt, der die vielen Grills im Küchenzelt überwacht. „Wir wollen karibisches Flair nach Malmsheim holen“, erklärt er und wendet einen der exotischen Scampi-Spieße, die neben ihm brutzeln. Das ist das Geheimrezept beim Uferfest: Urlaubsstimmung zwischen Rankbach, Rathaus und Bachstraße. Deshalb hat der Malmsheimer Sommernachtstraum bereits am Samstagabend begonnen, als der Musikverein eigens Tänzer aus Bolivien eingeflogen hat. Exotische Musik von den Aymara- und Quechua-Indianern aus dem bolivianischen Hochland waren da geboten von der Musikgruppe „Cantuta“.

Der Runde wird gefeiert

Etwa 1000 Besucher sind ans Malmsheimer Rankbuchufer geströmt, und der Musikvereinsvorstand Martin Warth ist immer noch begeistert. „Wir wollen eben was Besonderes bieten“, sagt er. Der Grund: Der Musikverein feiert in diesem Jahr einen runden Geburtstag. Vor genau 90 Jahren nämlich, am 28. Juli 1925, haben sich 16 Malmsheimer getroffen, um „das kulturelle Leben durch Volksmusik zu bereichern“, wie es in der Chronik heißt. Ganze 935 Reichsmark Kredit haben sie damals aufgenommen, Instrumente und schicke Uniformen gekauft, und so den „Musikverein Malmsheim“ aus der Taufe gehoben. Seitdem spielen die Musiker mit wachsender Begeisterung – und reisen um die Welt.

Nah und Fern

Dreimal waren sie schon in den USA, zweimal in Australien, einmal in Mexiko. „Diese Weltläufigkeit gehört bei uns zum Markenkern“, sagt Vorstand Martin Warth. Und einmal im Jahr kommt im Umkehrschluss dann die Welt nach Malmsheim, beim Uferfest, das die Musiker nun schon zum vierten Mal feiern. Tänze aus Bolivien, Spezialitäten aus dem Meer, dazu New-Orleans-Jazz von der vereinseigenen Dixie-Combo. Und natürlich spielt auch das Vereinsorchester, zum Abschluss am Sonntagabend. Davor gibt es aber noch so manches zu erledigen, zum Beispiel Crèpes zu essen. Den gibt’s beim Stand vom Jugendblasorchester, den die Jugendlichen betreiben. „Ich will einen mit Nutella“, bestellt die achtjährige Maja.

Rund 40 Jugendliche engagieren sich hier. „Da zahlt sich unser Nachwuchskonzept wirklich aus“, freut sich der Vorsitzende Martin Warth. Im Jubiläumsjahr blickt er auch in die Zukunft und schmiedet Pläne. Eine Rocksinfonie, zusammen mit einer richtigen Rockband will er im nächsten Jahr auf die Bühne bringen. „Das hat Jon Lord mit den Deep Purple schließlich auch schon so toll umgesetzt“, sagt Martin Warth. Der Musikverein Malmsheim bleibt also weiterhin jung, kreativ und innovativ – auch mit 90 Jahren noch.