Bei einer Aktion des Jugendhauses entdecken junge Flüchtlinge den Spaß am Handwerk.

Renningen - Qais möchte später mal Arzt werden, Jan Polizist und Hamza Kardiologe. Trotzdem haben sich die Jungen nicht zweimal bitten lassen, als das Jugendhaus Renningen in der Flüchtlingsunterkunft am Festplatz zu einer Ferienaktion einlud, bei der sie zusammen mit Künstler Andreas Furtwängler eine eigene Torwand bauen durften. Die fünf Jungs aus dem Iran und Afghanistan, alle zwischen 10 und 17 Jahre alt, haben dabei mit unterschiedlichen Maschinen und Werkzeugen hantiert und zusammen ein paar spaßige Nachmittage verbracht. Die fertige Wand soll später unter anderem bei Veranstaltungen des Jugendhauses zum Einsatz kommen.

 

„Zunächst haben wir die großen Löcher links und rechts ausgesägt und die Seiten abgeschliffen“, erzählt der 13-jährige Qais. Er ist jetzt seit neun Monaten in Deutschland und spricht die neue Sprache schon so gut, dass er für viele seiner Freunde übersetzen kann. Auch Aziz (17), der später mal Architekt werden will, ist darin schon ziemlich fit. „Mit den Maschinen zu arbeiten, ist interessant“, findet er. Kazim (13) hat sogar schon ein wenig Erfahrung mitgebracht. Er hat in seiner alten Heimat schon bei einem Mechaniker gearbeitet und mitgeholfen, erzählt er. Aber die Aktion in der Werkstatt von Andreas Furtwängler bietet noch mehr als das Kennenlernen der Handwerkskunst. „Wir machen hier alles zusammen und helfen uns auch gegenseitig“, erzählt Qais. „Und wir haben zusammen gegessen – und viel Cola getrunken“, ergänzt er und lacht.

Das Ziel: Vertrauen schaffen

Das Torwand-Bauen ist Teil eines größeren Projekts zur Integration, das vom Land unterstützt wird. Und es trägt bereits Früchte, erzählt Florian Langer von der Jugendsozialarbeit Renningen. Bei einer ersten Aktion hatten junge Menschen aus Renningen für Flüchtlinge in Malmsheim Spielgeräte gebastelt (wir berichteten). „Da gibt es inzwischen schon welche, die jetzt regelmäßig ins Jugendhaus kommen.“ Denn Aktionen wie diese sollen vor allem eines: das Eis brechen. Schließlich möchten die Organisatoren von der Jugendsozialarbeit alle jungen Menschen erreichen, ebenso die Flüchtlinge. „Mit solchen Aktionen lernen die Jugendlichen uns kennen, und wir schaffen Vertrauen“, erklärt Florian Langer.

In Andreas Furtwängler hat die Jugendsozialarbeit zudem einen engagierten Partner für das Projekt gefunden. Der Künstler beteiligt sich nun schon das dritte Mal am Sommerferienprogramm des Jugendhauses. „Ich habe daran ungeteilten Spaß“, sagt er. Eigentlich bei jedem Sommerferienprogramm. Hier gehe es nicht nur um das reine Ergebnis oder das Realisieren, sondern ebenso um die Atmosphäre. „Für die Torwand arbeiten wir mit Holz und Metall, wir bohren, sägen und schweißen.“ Die Jugendlichen können in lockerem Umfeld das Handwerk kennenlernen und für sich entdecken: „Ist das ’was für mich oder nicht?“

Eigentlich hätten auch junge Renninger mit von der Partie sein sollen – denn auch das ist ein wesentlicher Teil des Integrationsprojekts. „Aber die Aktion ist natürlich freiwillig, und in den Sommerferien und bei diesem Wetter möchte natürlich nicht jeder in einer Werkstatt arbeiten“, so Langer. Die fünf Jungs vom Festplatz hatten jedenfalls ihren Spaß. Ansonsten lassen sie den Rest der Ferien ganz locker ausklingen, erzählen sie: mit Fußball, Cricket, lernen und spazieren – und schlafen.