Der „Cabico“-Betreiber Daniel Petruch ist sauer auf die Allianz, die für einen kaputten Public-Viewing-Bildschirm nicht geradestehen will. Die Versicherung will nichts davon gewusst haben, dass das Gerät im Freien aufgestellt wird.

Renningen - Daniel Petruch hat bisher nach der Maxime gelebt: „. . .hoffentlich Allianz versichert“. Beim weltweit größten Versicherungskonzern fühlte er sich gut aufgehoben. Er schloss zahlreiche Verträge mit der Allianz ab. Petruch wähnte sein Leben und seinen Betrieb vor allen Eventualitäten geschützt. Nicht nur das: der 34-Jährige stammt aus einer regelrechten „Allianz“-Familie. Die Eltern Josef und Eva Petruch vertrauen schon Jahrzehnte der Versicherung mit den biederen Ohrwurm-Werbespots. Josef Petruch, 79, der aus dem Sudetenland stammt, hat selbst sein Haus in Tschechien „Allianz versichert“. Als dort eingebrochen wurde, meldete er das nicht. So hoch sei der Schaden nicht gewesen; die Petruchs halten nicht wegen Kleinigkeiten die Hand auf. Doch nun hat die Familie das Vertrauen verloren, Daniel Petruch hat die Verträge mit der Allianz gekündigt. Was war passiert?

 

Im Sommer dieses Jahres überträgt der 34-Jährige vor seiner Bistro- und Cocktailbar „Cabico“ in der Malmsheimer Ortsmitte die Fußball-Europameisterschaft. Von der Firma „TVD“ in Renningen hat er dafür ein sogenanntes Rückprojektionsgerät geliegen, ein Mittelding zwischen Beamer, Leinwand und Fernseher. Kurz vor dem Viertelfinale England – Italien dann ein Schockmoment: eine kräftige Windbö wirft das 100-Kilo-Gerät gegen die Wand. Verletzt wird dabei niemand, doch der 11 000 Euro teure Projektor ist im Eimer. Zunächst glaubt Petruch, dass es repariert werden kann. Doch bald ist klar: Totalschaden.

„Zum Glück bin ich Allianz versichert“, sagt Daniel Petruch anfangs noch. Doch nicht mehr lange. Die Versicherung macht klar, dass sie nicht zahlen will. Der Grund: der Zusatz zu seiner Inhaltsversicherung, den Petruch für den Projektor abgeschlossen hat, gelte nicht für diesen Schadensfall. „Wie der Name Inhaltsversicherung schon sagt, würde der Versicherungsfall nur eintreffen, wenn das Gerät im Gebäude beschädigt worden oder dort gestohlen worden wäre“, erläutert der Allianz-Sprecher Michael Schmitt.

Daniel Petruch fühlt sich schlecht beraten von dem Versicherungsvertreter, mit dem er schon seit Jahren zusammenarbeiten. „Ich habe ihm vertraut“, sagt der 34-Jährige. „Und außerdem habe ich vor zwei Jahren, bei der Weltmeisterschaft, schon einmal eine solche Versicherung für Public Viewing bei ihm abgeschlossen.“ Er habe dem Vertreter zudem geschildert, dass es ihm um den Schutz des Gerätes vor allem dann gehe, wenn es im Freien stehe, inmitten mehrerer hundert feiernder Fußballfans. „Mein Vater hat das Telefonat mitangehört“, betont der Gastwirt, weiß aber auch um einen eigenen Fehler: „Ich habe mich als Bestätigung mit einem Zweizeiler zufriedengegeben, der die genauen Leistungen nicht auflistet.“ Petruchs Anwalt bestätigt, dass bei einem Prozess Aussage gegen Aussage stehen würde: „Mein Mandant hat dem Herrn von der Allianz zwar seine genauen Wünsche mitgeteilt.“ Aber: das zu belegen sei schwierig. „Es gäbe durchaus ein Prozessrisiko“, sagt der Rechtsvertreter. Er lässt dennoch durchblicken, dass seiner Meinung nach die Beratung der Allianz in diesem Fall mangelhaft war. „Es sollte ein Rundumschutz vereinbart werden. Eine Inhaltsversicherung sei schließlich schon längst für das Gebäude abgeschlossen gewesen.

Der Allianz-Sprecher Michael Schmitt weist das zurück: „Ich habe mit den Kollegen der zuständigen Agentur in Stuttgart gesprochen“, sagt er. „Die Versicherung war von Anfang an ganz explizit, und das geht aus den Unterlagen hervor, für eine Unterstellung des Gerätes gedacht.“ Eine sogenannte „Allgefahrendeckung“ für den Projektor-Betrieb im Freien gebe es sowieso nicht. „Sturm kann man nicht versichern, zumal es ja nicht einmal ein Sturm war – sondern eine Windbö.“ Während der Kommunikation sei es wohl „an irgendeiner Stelle“ zu einem Missverständnis gekommen, fasst Schmitt zusammen. Die Allianz arbeite im Übrigen schon lange mit der Agentur zusammen, die im Raum Stuttgart für die Unternehmen die Versicherungen – auch an Daniel Petruch – vertreibt.

Dem Malmsheimer hilft das nicht weiter. Als er vor vier Jahren die Bar „Cabico“ eröffnete, ging für den gelernten Wirtschaftsingenieur ein Traum in Erfüllung. „Die Stadt hat mich aus sechs Bewerbern als Pächter ausgewählt“, erzählt er. Seitdem entwickelte sich Cabico zu einem beliebten Treffpunkt, der sogar etwas Bohème-Flair in den kleineren Teilort bringt. „Ich hoffe noch immer, dass die Allianz aus Kulanz zumindest die Hälfte des Schadens übernimmt“, sagt er. „Ansonsten wäre die finanzielle Belastung enorm.“ Dennoch: er überlegt sich, auch bei der WM 2014 wieder Public Viewing anzubieten. Dann werde er allerdings „hoffentlich nicht mehr Allianz versichert“ sein.