Der Gemeinderat stellt Forderungen. Zug muss in Malmsheim halten, der Kreis Calw soll sich an den Kosten beteiligen. Sonst gibt es keine Fahrt bis Renningen. Die Zeit wird knapp, denn schon 2015 soll mit dem Bau begonnen werden.

Renningen - Endstation Weil der Stadt. Oder soll die Hermann-Hesse-Bahn doch bis nach Renningen fahren? Eine Frage, auf die es immer noch keine Antwort gibt. Denn die Entscheidungsträger werden sich nicht einig. Während das Calwer Landratsamt auf die Endhaltestelle am Rankbach pocht (wir berichteten), steht man in Renningen dem Projekt nach wie vor kritisch gegenüber. Und so haben die Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Montagabend klar gemacht: Sollte die Hermann-Hesse-Bahn tatsächlich bis nach Renningen fahren, dann nur zu ihren Bedingungen.

 

Und diese sind eindeutig. Der Renninger Gemeinderat fordert, dass die zusätzliche Bahnlinie elektrifiziert betrieben werden soll. Allerdings seien Dieselzugmaschinen acht Millionen Euro billiger, erklärte der Kämmerer des Landkreises Calw, Albrecht Reusch, am Montag. Dieses Argument kam im Gemeinderat nicht gut an. Es müssten moderne, geräuscharme Züge sein und nicht ausgemusterte Dieselmaschinen, so Rose Marie Fischer von den Frauen für Renningen.

Dem stimmten auch die Freien Wähler zu. Schließlich bedeute die zusätzliche Bahnlinie 50 Prozent mehr Zugverkehr zwischen Renningen und Weil der Stadt, erklärte der Fraktionschef Marcus Schautt. „Das heißt mehr Lärm für die Anwohner im Schnallenäcker, wenn die Bahn an Malmsheim vorbeifährt“, sagte er. In diesem Zusammenhang wies der Bürgermeister Wolfgang Faißt erneut darauf hin, dass entlang bereits bestehender Bahnstrecken gesetzlich kein zusätzlicher Lärmschutz vorgeschrieben sei.

Kritisch sind die Freien Wähler aber noch aus einem ganz anderen Grund. Er sei zwar ein Befürworter des öffentlichen Nahverkehrs und seine Fraktion könne das Ansinnen des Landkreises Calw durchaus nachvollziehen, so Schautt. „Aber in erster Linie ist der Gemeinderat seinen Bürgern verpflichtet“, erklärte er. „Und Fakt ist: die Hermann-Hesse-Bahn bringt uns eigentlich nichts.“ Damit dürfte das Projekt wieder in die Ferne rücken. Schließlich dürften für die Renninger Bürger keine Nachteile entstehen, sagte CDU-Mann Peter Weiss.

Verwaltung und Gemeinderat fürchten zudem, dass durch die zusätzliche Bahn der Taktverkehr der S 6 zwischen Weil der Stadt, Malmsheim und Renningen gestört werden könnte. „Schon heute gibt es auf der eingleisigen Strecke Schwankungen gegenüber dem Fahrplan“, erklärte der Bürgermeister Faißt und gibt zu Bedenken, dass sich dieses Problem zwischen Weil der Stadt und Malmsheim noch vergrößere.

Damit nicht genug. Sollte die Hermann-Hesse-Bahn bis Renningen fahren, könne sie in Malmsheim nicht halten. Denn die S 6 und die Hesse-Bahn hätten unterschiedliche Zughöhen. „Das Bahngleis in Malmsheim würde nicht passen“, so Faißt. Die Verwaltung fürchtet auch, dass die S 6 künftig nur noch bis zum Renninger Bahnhof und dann als S 60 weiter bis nach Böblingen fahren könnte („ohne aufwendiges Kuppeln und Flügeln der S 6“). Dann wäre Weil der Stadt nur noch über die Hermann-Hesse-Bahn an das S-Bahnnetz angebunden und Malmsheim völlig vom S-Bahnnetz abgeschnitten. „Das wäre der Super-Gau“, merkte der Freie Wähler Schautt an. Peter Weiss von der CDU ergänzte, das dies nicht passieren dürfe: „Die S 6 hat immer Vorfahrt gegenüber der Hesse-Bahn.“

Die Stadt hat eine weitere Bedingung, sollten Hesse-Bahn und S 6 parallel fahren. Es müsse verhandelt werden, ob der Landkreis Calw sich an den Kosten für die Bahnunterführung am Renninger Bahnhof beteiligt, so Wolfgang Faißt. Schließlich sei diese erst vor Kurzem gebaut werden und der neue, etwa 70 Meter lange Bahnsteig entlang der Industriestraße für die Hesse-Bahn sei nur über diese Unterführung zu erreichen. Das Grundstück, auf dem der neue Bahnsteig und das Endgleis gebaut werden soll, gehört der Stadt.

Und die will nur dann verkaufen, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: die Hermann-Hesse-Bahn wird elektrifiziert, der Taktverkehr der S 6 wird durch die neue Bahn nicht gestört und der Landkreis beteiligt sich an den Unterführungskosten.

„Ansonsten kommt für uns nur eine Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt infrage“, erklärte der Bürgermeister Faißt. Viel Zeit für Entscheidungen bleibt nun nicht mehr. Der Landkreis Calw plant, schon 2015 mit dem Bau der Trasse zu beginnen.