Die wenigen Bürgermeister von Renningen nach Kriegsende blicken auf erstaunlich lange Amtszeiten zurück. Die einzige Ausnahme ist Friedrich Blaich, der nach 1945 nicht mal ein Jahr lang Schultes war.

Renningen - Nur vier Bürgermeister – wenn man die kurze Amtszeit von Friedrich Blaich direkt nach Kriegsende abzieht, sogar nur drei – zählt die Rankbachstadt Renningen seit 1945. 27 Jahre lang leitete Gottfried Bauer die Geschicke der Gemeinde, ebenso lange war nach ihm Bernhard Maier Chef im Rathaus. Ob sich auch der amtierende Bürgermeister Wolfgang Faißt in die Reihe der Schultheißen einfügt, die ihr Amt mehr als zwei Jahrzehnte lang ausüben durften, wird sich am Sonntag, 9. Oktober, entscheiden. Dann ist erneut Bürgermeisterwahl in Renningen.

 

Der Gewählte wird dann nicht nur die Bürger von Renningen, sondern ebenso die von Malmsheim vertreten. Das war bekanntlich nicht immer so. Drei Bürgermeister gab es in der Gemeinde Malmsheim zwischen 1945 und der Zusammenführung mit ihren Nachbarn. 1945 wird Albert Grözinger von der US-Regierung als Schultes eingesetzt. Im Gegensatz zu seinem Renninger Kollegen, Friedrich Blaich, bleibt Grözinger noch weitere sieben Jahre im Amt. Nach einem Skandal bei der Gemeinderatswahl 1951 – ein befreundeter Amtsbote wird beim Versuch der Wahlfälschung erwischt – tritt er jedoch zurück. Seine Hauptaufgabe und die der Verwaltungen in Malmsheim wie in Renningen besteht nach dem Krieg vor allem darin, Flüchtlinge und Heimatvertriebene unterzubringen und die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. 413 Flüchtlinge und Vertriebene muss Malmsheim 1946 aufnehmen, in Renningen sind es 595.

Roland Betz wird Malmsheims letzter Schultes

Nach Grözingers Rücktritt nimmt Eugen Mann, ein Herrenberger Stadtinspektor, seinen Platz ein – und das für immerhin 18 Jahre. Am 15. Februar 1970 wird er allerdings abgewählt. Viele Wähler werfen ihm unter anderem Versäumnisse bei der Gewerbeansiedlung vor. Denn während sich in Renningen in dieser Hinsicht unter Gottfried Bauer vieles bewegt, stagniert die Entwicklung im Malmsheim zwischen 1960 und 1970 weitgehend. Zu Manns Nachfolger wählen die Bürger Roland Betz, der die Gemeinde vor allem industriell voranbringen will. Doch er bleibt nicht lange im Amt. Bereits zwei Jahre nach der Wahl folgt der Zusammenschluss mit Renningen. 69,7 Prozent der Malmsheimer stimmen 1972 für die Vereinigung, bei einer Wahlbeteiligung von 60 Prozent.

Ihr gemeinsamer Bürgermeister wird fortan Gottfried Bauer, Renningens erster freigewählter Bürgermeister nach dem Krieg. Bereits 1946 löst er den von der US-Regierung eingesetzten Friedrich Blaich ab. Er siegt mit 81 Prozent der Wählerstimmen gegen zwei Mitbewerber. Kurz vor seiner dritten Amtszeit fällt das Ergebnis nicht mehr so eindeutig aus: 47 Stimmen machen den Unterschied, er gewinnt mit nur 50,75 Prozent. Während seiner Laufbahn siedeln sich viele Gewerbebetriebe im neuen Industriegebiet an, größter Arbeitgeber ist die Firma Energit mit 520 Arbeitsstellen. Zwischen 1939 und 1970 wächst die Bevölkerung von Renningen von 2708 auf 6737 Einwohner.

Erst Bürgermeister, dann Landrat

Nur zwei Jahre nach dem Zusammenschluss von Renningen und Malmsheim sitzt ein neuer Schultes auf dem Chefsessel im Rathaus. Ihm steht eine ebenso lange Dienstzeit bevor. Die Rede ist von Bernhard Maier. Vielen ist er bereits vor seiner Kandidatur bestens bekannt: Als Malmsheimer war er vor der Eingemeindung in einer Bürgerinitiative aktiv, die sich für eine Stärkung seiner Gemeinde auch nach dem Zusammenschluss einsetzte. Noch im selben Jahr wird er zum Beigeordneten, Ende 1973 wählen ihn die Einwohner der beiden Teilorte zu ihrem gemeinsamen Bürgermeister. Maiers Amtsantritt ist im Januar 1974. Nicht erst bei seiner feierlichen Verabschiedung im September 2000 zeigt sich, welch großer Beliebtheit sich der Rathauschef erfreut. Als Meilenstein der Ära Maier gilt im Jahr 1987 die Freigabe der B 295 und der K 1015 als Ortsumgehung, die den Durchgangsverkehr endlich aus der Renninger Ortsmitte herausholt. Erst 1997 feiert Maier seine dritte Wiederwahl und den Beginn seiner vierten Amtsperiode. Doch sie dauert nur drei Jahre. Im Jahr 2000 wählt der Kreistag ihn einstimmig zum neuen Landrat.

Gleich vier Bewerber werfen daraufhin ihren Hut in den Ring, bis zur Wahl bleiben davon noch drei übrig. Die Entscheidung fällt erst im zweiten Wahlgang, in dem sich Wolfgang Faißt, bis dahin Hauptamtsleiter in Nagold, mit 62,95 Prozent der Stimmen durchsetzt. Bei seiner Wiederwahl 2008 ist das Ergebnis noch eindeutiger – Wolfgang Faißt gewinnt mit knapp 90 Prozent der abgegebenen Stimmen, allerdings ohne ernstzunehmenden Gegenkandidaten. Die markantesten Entwicklungen während seiner Laufbahn in Renningen sind die Neugestaltung der Malmsheimer Ortsmitte, die Ansiedlung des Bosch-Forschungs- und Entwicklungszentrums beim Flugplatz sowie die Entstehung des Baugebiets Schnallenäcker, einer der größten neuen Wohnsiedlungen der Region Stuttgart.