Hoch motiviert ist die evangelische Jugend Malmsheim unterwegs, um die Christbäume einzusammeln.

Renningen - Während der Feierlichkeiten um Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön schmuck anzusehen, bietet dieselbe Tanne nur ein paar Wochen später nach treuer Pflichterfüllung einen geradezu betrübenden Anblick. Sind die Weihnachtskugeln abgenommen und die ersten Nadeln schon am Boden, stellt sich die alljährliche Frage: Wohin mit dem Baum? Bei der Wahl der Entsorgungsmethode besonders beliebt ist der Abholservice durch ehrenamtliche Helfer, wie er in den Kommunen des Altkreises durchgeführt wird. In Malmsheim haben am Samstag die Jugendlichen der evangelischen Kirchengemeinde diese Aufgabe übernommen. An diesem Tag mag der Himmel noch so grau sein, die Stimmung könnte nicht ausgelassener sein, als um 13 Uhr am Gemeindehaus der Startschuss fällt.

 

Mit Traktoren durch den Ort

Marcel Hettich, der gemeinsam mit Michael Kapp und Simon Holzmüller für die Organisation verantwortlich ist, wirft noch einmal einen letzten Blick auf die Stadtkarte. Sie ist farblich, entsprechend der Anzahl der eingespannten Traktoren, in vier Gebiete aufgeteilt. Während die Fahrer sich noch einmal kurz besprechen, springen die Jugendlichen schon auf die vier Anhänger. „Die Erfahrenen zu den Unerfahrenen“ ruft Kapp hinterher. „Und bitte auf die Autos aufpassen.“ Weshalb er zur Vorsicht mahnt, soll sich zeigen, als die Gruppe von Marcel Hettich die erste Wohngegend erreicht. Kaum in der Talstraße angekommen, springen die Jugendlichen mit einem Satz vom Wagen und sind nicht mehr zu halten.

Während Hettich mit seinem Traktor langsam die Straße entlang fährt, eilen die Jugendlichen kreuz und quer vom Anhänger zu den Haustüren und wieder zurück. Wer besonders viel Energie hat, schnappt sich gleich zwei Bäume, die ganz Hartgesottenen haben ihre Handschuhe gar nicht erst mitgenommen. Auf dem Weg zum Anhänger wird gleichzeitig die kleine Plastiktüte vom Baum gerissen und am Traktor in einen Eimer gesteckt. Sie enthält die Spende für die Diakoniestelle: „Üblicherweise hängen die Leute ihre Spende an den Baum. Da es in den Nachbargemeinden allerdings schon Diebstähle gegeben hat, ist es manchen lieber, wenn man bei ihnen klingelt“, erklärt Hettich.

Schnallenäcker ist voll

Weil es jederzeit möglich ist, dazuzustoßen, lässt sich nicht genau sagen wie viele Helfer gerade um den Traktor herumspringen: „In diesem Jahr sind es viele, ungefähr 10 bis 15 pro Gruppe.“ Da mit der Besiedlung der Neubaugebiete die Zahl der ausgedienten Weihnachtsbäume schlagartig zugenommen hat, ist Hettich für jede Unterstützung dankbar: „Noch vor zwei Jahren stand im Schnallenäcker fast kein Baum, aber heute sieht das ganz anders aus.“ Gerade dort, wo sich junge Familien niederlassen, sei besonders viel zu holen. Ruhiger dagegen gehe es in Wohngegenden zu, die von Älteren bewohnt werden.

Noch bis um 16 Uhr müssen die Jugendlichen Durchhaltevermögen beweisen. Auf die Frage, wie es um ihre Kondition bestimmt sei, entgegnet Hettich lachend: „Irgendwann werden sie langsamer. Die Jugend von heute ist ein bisschen verweichlicht.“ Kaum sind die Worte gesprochen, steuert in diesem Augenblick einer der Jungs im Eiltempo auf den Traktor zu. Mit zwei Bäumen und ohne Handschuhe, versteht sich.