Landrat Roland Bernhard übergibt dem alten und neuen Bürgermeister die Wahlprüfungsurkunde. Wolfgang Faißt will in der neuen Amtszeit den eingeschlagenen Kurs weitergehen und dabei die Bürger mitnehmen.

Renningen - Nun ist es amtlich: Für weitere acht Jahre sitzt Wolfgang Faißt auf dem Chefsessel im Renninger Rathaus und lenkt als Bürgermeister die Geschicke der Stadt. Offiziell vereidigt und verpflichtet, gemäß der baden-württembergischen Gemeindeordnung und vor großem Publikum. Langjährige Wegbegleiter von Wolfgang Faißt sind gekommen, Gemeinde- und Kreisräte, Bürgermeisterkollegen und auch sein Amtsvorgänger und Alt-Landrat Bernhard Maier ist da. Und natürlich seine Familie. Für den routinierten Verwaltungsmann keine allzu große Sache, sollte man meinen. Schließlich hat er das Prozedere schon zweimal mitgemacht.

 

Seine dritte Amtseinsetzung verläuft dann aber doch ungewohnt emotional, die Redner finden an diesem Abend im Renninger Bürgerhaus deutliche Worte. Natürlich geht es um den Wahlkampf und um das für viele überraschend knappe Ergebnis. Aber es geht auch um die Entwicklung der Stadt in den vergangenen 16 Jahren unter dem Regiment von Faißt und um ihre Zukunft.

Sieg ist Sieg – und die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen

Der Erste Beigeordnete Peter Müller freut sich „über die Fortsetzung der guten und vertrauensvollen Arbeit“. Tatkräftig und loyal will er seinen Chef auch weiterhin unterstützen. Als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses sei er zur Neutralität verpflichtet gewesen, erklärt Müller. Und daran habe er sich stets gehalten. Doch seit das Böblinger Landratsamt am 7. November das Wahlergebnis vom Oktober ohne Beanstandung offiziell bestätigt hat, kann der Erste Beigeordnete nun auch mal deutlich seine Meinung sagen: „Herr Faißt, für mich waren Sie mit Abstand der beste und geeigneteste Kandidat für dieses Amt.“

Das sieht auch der Kreischef Roland Bernhard so. Dass der alte Bürgermeister auch der neue sein würde, daran habe er zu keinem Zeitpunkt gezweifelt. Dass es am Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen gegeben habe – Wolfgang Faißt bekam 51,05 Prozent der Stimmen, sein Herausforderer Dennis Metzulat 46,55 Prozent – sei für ihn dann aber doch überraschend gekommen, gibt der Landrat zu.

Nicht minder überrascht habe ihn aber auch die überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung. Mehr als 50 Prozent der stimmberechtigten Renninger und Malmsheimer waren an die Urne getreten. Das sei gelebte Demokratie. Und überhaupt: „Sieg ist Sieg – nehmen Sie das Ergebnis an“, rät der Kreischef. In seinen Augen bringt Wolfgang Faißt das beste Rüstzeug mit, das man sich als Bürgermeister vorstellen könne. Die Bosch-Ansiedlung, eine sanierte Malmsheimer Ortsmitte, ein volles Neubaugebiet Schnallenäcker II – der Erfolg gebe ihm schließlich recht. „Sie sind ehrgeizig, ehrlich und engagiert“, bescheinigt der Landrat und zitiert den Schultes höchst selbst: „Ein Volldampfmensch eben.“

Der Bürgermeister „zum Anfassen“

Das ist das Stichwort für Thomas Sprißler. Der Herrenberger Oberbürgermeister ist ein langjähriger Wegbegleiter von Wolfgang Faißt. Dass der Wahlabend im Oktober auch ihn irritiert und mit Fragezeichen zurückgelassen habe, daraus macht er keinen Hehl und versucht das Ergebnis ein wenig zu erklären. Renningen sei eine dynamische Stadt mit einer beneidenswerten Bilanz, so Sprißler. Aber vielleicht mache gerade diese rasche und dynamische Entwicklung, obwohl von Bürgern oft gefordert, manch einem eben auch Angst. „Und unsere Aufgabe als Bürgermeister ist es, mit den Ängsten und Sorgen der Menschen sorgsam umzugehen“, betont Sprißler. So ein Amt sei kein einfaches Geschäft, als Bürgermeister sitze man immer zwischen den Stühlen. Umso wichtiger sei es da, die Balance zwischen Beruf und Privatleben, das oft zurückstecken müsse, irgendmöglich zu halten. „Und deswegen wünsche ich dir vor allem Gesundheit – das ist das Wichtigste“, so der OB.

Tatsächlich scheinen die vergangenen Wochen nicht spurlos an Wolfgang Faißt vorübergegangen zu sein. Er wirkt etwas angeschlagen. Seine Stimme zittert mehrfach, als er seiner Familie für den Rückhalt dankt. Seine Ziele für die nächsten Jahre definiert der Schultes wiederum glasklar: Er sieht keinen Anlass, die eingeschlagene politische Grundrichtung zu ändern, will Begonnenes weiterführen. „Lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln und für unsere Stadt einen guten Weg in die Zukunft bereiten“, ruft er seinen Mitarbeitern und den Bürgern zu.

Dabei legt er größten Wert auf persönliche Kontakte und Begegnungen. Denn Wolfgang Faißt will ein Bürgermeister für alle sein, „einer zum Anfassen“. Und das auch für all diejenigen, die ihn nicht gewählt haben.