Rom restauriert seinen berühmten Trevi-Brunnen auf unerwartet kreative Weise – mit einem Laufsteg über das trockengelegte Bassin. Ungewöhnlich ist auch, dass die Bauarbeiten nicht nur Geld kosten, sondern auch noch welches einbringen.

Rom - Es gibt Leute, die baden im Trevi-Brunnen. Das ist zwar seit Anita Ekbergs dienstlichem Dolce-Vita-Geplansche jedwedem Sterblichen verboten, aber man weiß es ja: in steigendem Alkoholpegel gehen bei manchen Zeitgenossen alle Hemmungen unter, und außerdem ist es ja so furchtbar schön romantisch.

 

Nun ist den Stadtgewaltigen in Rom die wahrscheinlich einzig wirksame Abwehrstrategie eingefallen. Sie haben den Brunnen trockengelegt.   Aber nicht nur der meist nächtlichen Badegäste wegen, sondern in der Hauptsache, um das üppige barocke Wassertheater und die Palastfassade, aus denen die Marmor- und Travertinklippen herausbrechen wie aus gewachsenem Fels, wieder einmal gründlich zu restaurieren. Sie tun es auf unerwartet kreative Weise: Weil man eine Weltberühmtheit wie diesen Brunnen nicht für 16 Monate oder mehr hinter einem Bretterwänden verstecken kann, besteht der Bauzaun diesmal aus Plexiglas. Und angesichts der Tatsache, dass das edle Werk mit etwa zwei Millionen Euro von einem edlen italienischen Modehaus gesponsert wird – von Fendi –, drängte sich die andere, noch revolutionärere Idee praktisch von selbst auf: Man installierte einen Laufsteg.

Auf den Münzwurf müssen Touristen nicht verzichten

Das hat zur Folge, dass Rom-Besucher nun in luftiger Höhe direkt über das leer gepumpte Brunnenbassin flanieren können. Sie kommen damit den dramatisch bewegten Statuen des Gottes Oceanus, seiner Rösser und seiner Meeres-Fabelwesen näher als je zuvor. Selbst mythische Gestalten der Neuzeit sind plötzlich zum Greifen nah: Bildschirme zeigen Anita Ekberg und Co. in allen einschlägigen cineastischen Liebesszenen. Und nicht mal auf den Münzwurf, auf das klassische Ritual aller Besucher des Trevi-Brunnens, müssen die Touristen verzichten. Die Stadt Rom hat eigens eine kleine Plastikwanne aufgestellt und mit Wasser gefüllt, damit es auch im Baustellenmodus leise „blubb“ macht und nicht blechern klimpert, wenn rückkehrhungrige Gäste ihre Geldstücke im Bassin versenken.

Seien wir ehrlich: dabei hat Rom weniger an die Touristen gedacht als an sich selbst. Jedes Jahr fischen   Stadtbedienstete ungefähr eine Million Euro in Münzen aus dem lichtblauen Wellen. Das Geld geht an die Caritas. Und der Trevi-Brunnen bleibt auch in dieser Hinsicht ein Wunderwerk: die wahrscheinlich einzige öffentliche Baustelle der Welt, die nicht nur nichts kostet, sondern auch noch Geld produziert.