Rund 300 Hühner haben auf dem Reyerhof in Stuttgart-Möhringen nun ein ganz besonderes Zuhause. Es kann wandern. Doch wieso ist das sinnvoll?

Möhringen - Ob Hühner fliegen können, fragt ein kleines Mädchen bei der Stallbesichtigung Ende vergangener Woche. Anna-Laura Hübner, die den Reyerhof gemeinsam mit Lukas Dreyer leitet, erklärt: „Ein bisschen ja, sie flattern.“ Genau das tun sie auch ganz aufgeregt als ein Zweibeiner nach dem anderen in ihren Stall klettert. Es wird gegackert und unter Protest von den gelben Futtertrögen abgerückt, hin und wieder wird ein Schuh angepickt – die fast 300 neuen Möhringer Hühner sind ganz schön neugierig.

 

Sie gehören zur Rasse „Coffee and Cream“ und stammen aus der Ökologischen Tierzucht (ÖTZ). „Das sind richtig glückliche Tiere, denn hier werden auch die männlichen Küken nicht getötet“, sagt einer der Teilnehmer. Das bedeutet, dass Hahn und Henne auf dem Demeterhof wirtschaftlich eigenständig sind: Der Hahn frisst regionales Futter und wird irgendwann geschlachtet. Eine Henne legt im Jahr 230 bis 260 Eier und kann am Ende ihrer Legezeit zudem auch als besonders schweres Suppen-Huhn vermarktet werden.

Wie der Hühnerstall funktioniert

Der Vorteil des zweistöckigen mobilen Hühnerstalls, der auf dem Acker an der Udamstraße steht, liegt auf der Hand: „Wir versetzen den Stall jede Woche einmal, wenn das Gras im freien Auslauf weg ist – die Hühner grasen und koten gleichzeitig, so haben wir gleich den perfekten Dünger“, sagt die Betriebsleiterin. Sie und ihr Kollege Dreyer wollten schon lange so einen mobilen Hühnerstall haben. Doch diesen zu bekommen war nicht so einfach, unter anderem, weil es eine Baugenehmigung brauchte.

Das orangefarbene Rohr an der Wand ist der Wasserspeicher, aus dem Wasser in die Tränken gepumpt wird. Die gelben Futterboxen werden einmal pro Stunde automatisch mit Körnern gefüllt, auch Muschelkalk steht auf dem Speiseplan des Federviehs. Das unter dem Bodengitter liegende Kotband werde einmal in der Woche ausgemistet.

Schutz vor Feinden

„Was ist mit Licht?“, möchte eine Teilnehmerin des Rundgangs wissen. Je besser die Hennen legen, desto mehr Helligkeit brauchen sie: „Wir haben dimmbare LED-Leuchten“, erklärt Hübner, „sobald es dunkel wird, gehen sie in den Stall, dann gehen die Klappen zu“. Gelegt wird übrigens immer vormittags – doch die jungen Hennen sind noch nicht lange flügge. „Sie beginnen so zwischen der 18. und 21. Woche zu legen“, betont Hübner. An jenem Morgen habe sie drei kleine Eier aus den Nestern geholt. Damit sich kein Greifvogel eines der Hühner schnappt, sind Kain und Abel da. „Die beiden Schafe dienen als Abschreckung“, erklärt Anna-Laura Hübner und ergänzt lachend: „Ihnen macht es aber auch großen Spaß, die Hühner zu ärgern.“ Schutz vor dem Fuchs soll indessen ein Elektrozaun bieten. Doch egal wie – einen 100-prozentigen Schutz vor tierischen Fressfeinden habe man leider nie.