Theresa Digiser sichert sich beim Deutschland-Cup einen Titel mit dem Rhönrad. Ihre Liebe dazu hat sie bei einer Show entdeckt – nun springt sie sogar mit dem schweren Sportgerät.

Eine ausgezeichnete Sportlerin erkennt man auch daran, dass sie das richtige Maß zwischen Risiko und Sicherheit findet. Insofern hat Theresa Digiser beim Deutschland-Cup im vergangenen November im niedersächsischen Weyhe nahe Bremen alles richtig gemacht, als sie ihre Übung mit dem Rhönrad etwas entschärft hat und lieber auf Sicherheit ging. „Ich habe beim Einturnen gemerkt, dass der Boden ziemlich rutschig war“, erzählt die Gerlingerin, die kürzlich bei der Sportlerehrung ihrer Heimatstadt ausgezeichnet wurde.

 

Das sollte sich bezahlt machen. Nur sie und zwei weitere Konkurrentinnen kamen ohne Sturz durch. „Bei vielen ist das Rad auf dem Boden einfach weggeschmiert“, hat die 21-Jährige beobachtet. Am Ende landete sie mit 6,15 Zählern punktgleich mit Anna Wimmer vom TV Bad Tölz auf Rang eins, knapp vor Luzy Schleinecke von der Berliner Turnerschaft, die mit 6,10 Punkten bewertet wurde. Es ist ihr größter sportlicher Erfolg in der Landesklasse bisher. In der Bundesklasse, in der sie bis zur Coronapandemie unterwegs war, steht ein dritter Rang bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften 2016 in ihrer Vita. Alles durchaus beachtlich.

Ihre Liebe für die ausgemachte Exoten-Sportart wurde geweckt, als sie als Kind bei der Turn-Gala in Stuttgart eine Rhönrad-Show sah. „Ich fand das cool und habe nicht lange gezögert, als mich eine Freundin aufgefordert hat, doch mal mit ins Training zu kommen“, erinnert sie sich. Mit neun Jahren fing die Gerlingerin bei der Spvgg Feuerbach an, turnerische Vorerfahrung brachte sie vom Mutter-Kind-Turnen und dem Abendturnen bei der KSG Gerlingen mit. „Das ist aber gar nicht so wichtig, wenn man mit dem Sport beginnen will. Viel entscheidender sind neben einer gewissen Körperspannung und Beweglichkeit der Mut, Ängste zu überwinden, und eine hohe Motivation. Denn viele Übungen klappen erst mit einer gewissen Routine wirklich ausgezeichnet“, erklärt Theresa Digiser.

Unterricht in den USA

Die 21-Jährige weiß, wovon sie spricht: Sie begleitet viele Kinder bei ihren ersten vorsichtigen Versuchen mit dem Rhönrad als Trainerin. „Rhönrad ist ein ziemlich klassischer Mädchensport, Jungen sind dabei die echte Ausnahme“, schildert sie ihre Erfahrung. Nach dem Abitur hat sie in den Vereinigten Staaten im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahrs in Cincinnati in Ohio amerikanische Kinder trainiert und dabei eine Menge Erfahrung gesammelt. „Das lief auch als AG an einer Grundschule und als Jugendzirkus“, erzählt sie.

Die BWL- und Marketingstudentin trainiert selbst zwei bis drei Mal pro Woche in zwei verschiedenen Hallen in Stuttgart-Feuerbach, vor Wettkämpfen sind es vier bis fünf Einheiten pro Woche. Ihre Spezialdisziplin ist das Spiraleturnen, bei dem das Rad nur auf einem Reifen wie eine Münze tellert. „Es ist ein erfüllendes Gefühl, wenn man das Rad von unten wieder nach ganz oben gebracht hat“, erläutert Theresa Digiser ihre Vorliebe.

Sieg bei den Gaumeisterschaften

Für den Deutschland-Cup hatte sie sich auch in der Disziplin Sprung qualifiziert, in der sie am Ende auf Rang sechs landete. In diesem Jahr will sie wieder in allen drei Disziplinen in der Landesklasse an den Start gehen. Der erste Wettkampf waren die Gaumeisterschaften Ende März in Warmbronn, bei denen es um die Qualifikation für den Schwaben Cup im Sommer ging, den die Spvgg Feuerbach ausrichtet. Theresa Digiser hat auch dort das richtige Maß zwischen Risiko und Sicherheit gefunden – sie siegte im Sprung und wurde Dritte in der Spirale.