Für Hinweise zu Containerdieben hat eine Sammlerfirma 2500 Euro ausgelobt. Dabei hat sie ihre Behälter illegalerweise aufgestellt.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Riedenberg - Der Mann vom Stuttgarter Ordnungsamt kann sich das Lachen kaum verkneifen. Ist ja auch eine bizarre Gemengelage. An einem Altkleidercontainer in Riedenberg haftet ein Aufkleber, der 2500 Euro verspricht. Und zwar demjenigen, der weiß, wer immer wieder Container dieses Sammlers stibitzt. „Unsere Fahrzeuge haben ausschließlich MR-Kennzeichen“, steht da. „Sollte Ihnen aufgefallen sein, dass andere Fahrzeuge unsere Container leeren oder sogar mitnehmen, rufen Sie bitte umgehend an, oder melden Sie den Diebstahl direkt bei der örtlichen Polizei, bei der wir bereits Anzeige erstattet haben.“

 

Durchaus üblich in der Branche

Das mit der Anzeige ist der Stuttgarter Polizei allerdings neu, wie die Sprecherin Sybille Ahlborn sagt. Was nicht weiter verwunderlich sein dürfte – wenn man weiß, dass der Kleidercontainer illegal von seinem Besitzer am Feldrand an der Florentiner Straße abgeladen worden ist – eine durchaus übliche Vorgehensweise in der Branche. Das Grundstück gehört der Stadt Stuttgart. Und in der Landeshauptstadt ist es grundsätzlich vier gemeinnützigen Organisationen vorbehalten, auf öffentlichen Flächen gebrauchte Kleider zu sammeln.

Diese Ausgangslage ist es auch, die den Mann vom städtischen Ordnungsamt zum Schmunzeln bringt. Der Mann vom Ordnungsamt heißt Ralf Maier-Geißer, und er kann berichten, wie die Stadt mit wild aufgestellten Sammelbehältern verfährt. Wenn auf dem Container nicht vermerkt ist, wem er gehört, „ist das eine herrenlose Sache“, sagt er. Dann fackelt die Stadtverwaltung nicht lange und transportiert die Kleiderbox ab. Ist hingegen ein Eigner ersichtlich, wird er schriftlich gebeten, seinen Container zu holen. Kommt er der Aufforderung nicht nach, verhängt die Stadt ein Bußgeld – und holt den Behälter im Zweifelsfall selbst. Im Jahr 2011 hat die Stadt 82 Container entfernt, dieses Jahr waren es bisher 147 Stück.

Container könnte von Stadt abgeholt worden sein

Vor diesem Hintergrund könnte nun gemutmaßt werden, dass die Container nicht – wie vom Sammler auf dem Aufkleber behauptet – von einem Konkurrenten gestohlen wurden. Es könnte stattdessen sein, dass die Stadt Stuttgart die Kleidercontainer abgeholt hat. „Ich kann das so nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren“, sagt Ralf Maier-Geißer. Er kann nur sagen, dass ihm der Sammler von der Florentiner Straße bekannt ist. Er habe von der Stadt beschlagnahmte Container reumütig abgeholt und ein Bußgeld bezahlt – als einer von wenigen.

Laut dem Aufdruck auf dem Kleidercontainer in Riedenberg handelt es sich um den AG Textilverbund aus Frankfurt. Dass der Unternehmer aus Hessen stammt, verraten auch die von ihm selbst genannten MR-Kennzeichen an den Fahrzeugen. MR steht für den Landkreis Marburg-Biedenkopf. Auskunft zu all dem ist von dem Sammler übrigens keine zu bekommen. Die angegebene Telefonnummer verbindet einen nur mit einem Anrufbeantworter.