Die Ringer des TSV Musberg gewinnen die Relegation und bleiben somit erstklassig. Allerdings nur, wenn es der Verein auch so will.

Musberg - Der Bierwagen vor der Hauberghalle blieb zu, der Abteilungsleiter hatte defensiv Wurstwecken geordert und die Kasse hinter der Tür erst gar nicht aufbauen lassen. Wozu auch - mit vielen Zuschauern rechnete man bei den Ringern des TSV Musberg vor dem Relegations-Rückkampf gegen den SV Untergriesbach nicht. Und zahlen sollten die treuen Fans beim sportlich eigentlich wertlosen Kampf gegen die Niederbayern schon gar nicht.

 

Nachdem Untergriesbach beim Hinkampf nur neun Ringer aufbot, von denen einer dann noch deutlich zu schwer auf die Waage stieg, war die Luft raus. Das 36:0 für Musberg war bereits der sportliche Nichtabstieg für die Filderringer, es sei denn, man hätte am Abend vor Weihnachten ähnlich getrickst wie die Niederbayern. Aber das wollten die Musberger dann doch nicht, obwohl damit klar war, dass sie ihr Ziel Abstieg nicht mehr schaffen konnten.

Und so kam es vor den Augen eines Beobachters des Deutschen Ringerbundes zu einem sportlich untadeligen Kampfabend. Zum letzten Auftritt in diesem Jahr kamen immerhin noch einmal gut 200 Zuschauer, die keine Lichtschau oder Musik präsentiert bekamen und das Bier aus der Flasche trinken mussten. Dafür gab es aber neun ehrliche Kämpfe zweier Mannschaften, die beide ohne einen einzigen Legionär antraten, was in der Bundesliga so selten ist wie weiße Weihnachten in Athen und den größten Beifall des Abend bekam, als der Hallensprecher darauf hinwies. Musberg gewann 23:15, für die Mannschaft des Trainers Markus Scheibner siegten die Eigengewächse Marco Braun, Stefan Stäbler, Kai Mertins, Alexander Meinero und Michael Böpple.

So stellt man sich Bundesliga in Musberg vor, so würde es dem Verein auch Spaß machen, weiter erstklassig zu ringen, so funktioniert die Eliteliga aber nicht. Nur mit Amateuren ist man eher Opfer als Gegner, bis zu sechs zugekaufte Profis vorwiegend aus Osteuropa in einer Zehnerriege sind oft Standard bei den Spitzenclubs.

Untergriesbacher haben im Hinkampf getrickst

Trotzdem wird der TSV Musberg der ersten Liga wohl noch eine Saison erhalten bleiben. Zwar haben die Untergriesbacher im Hinkampf getrickst, werden dafür vom Verband vor den Rechtsausschuss zitiert und wahrscheinlich um drei Klassen zurückgestuft. Ob Musberg das aber etwas nützt, ist eher unwahrscheinlich. Die Mannschaft hat die Relegation gewonnen, daran führt kein Weg vorbei. Und der Verband müsste schon eine neue Regel erfinden, um Musbergs Wunsch nach einer Zukunft in der zweiten Liga zu erfüllen.

Unterm Christbaum lag jedenfalls nichts, im Moment herrscht beim Verband weihnachtliche Stille. Bis zum Ligatag am 21. Januar. So lange hofft der Abteilungsleiter Thomas Stäbler immer noch, dass eine Lösung zu finden ist, die Musberg im nächsten August in der zweiten Liga antreten lässt. Wie die aussehen könnte, weiß aber auch er nicht. In den nächsten Tagen wird man im Verein beraten, wie es weitergehen soll. Noch ein Jahr erste Liga mit abgespecktem Etat und nahezu ohne Legionäre - oder Rückzug, was einer Herabstufung um drei Klassen und 10.000 Euro Strafe bedeuten würde. Im Moment sieht es so aus, dass man eher oben bleibt als ganz tief zu stürzen. "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt Stäbler, "aber bis zum Ligatag wissen wir, was wir tun werden."

Früher wird sich schon Frank Stäbler entscheiden, vielleicht sogar noch in diesem Jahr. Bei Musbergs Spitzenringer stehen die Zeichen auf Trennung. Deutschlands bisher einziger Olympiastarter fuhr am Montag mit seiner Familie zum Halbfinalkampf zwischen Weingarten und Mömbris-Königshofen. Der badische Spitzenclub zwischen Karlsruhe und Bruchsal hat großes Interesse, Stäbler zu verpflichten.

Ein konkretes Angebot hat auch der ASV Nendingen vorgelegt. Der 22-Jährige würde zwar am liebsten bleiben, die Perspektiven im nahen Weingarten sind für einen Mann seines Könnens aber wohl einfach zu groß. So gesehen hat für Musberg die Zukunft schon begonnen - gegen Untergriesbach saß Stäbler in Zivil zwischen seinen Mannschaftskameraden.