Im Musberger Ringer-Kindergarten ist der Zwist zwischen den Erwachsenen kein Thema. Zu Hause bekommen die Drei- bis Sechsjährigen aber durchaus mit, dass etwas nicht stimmt.

Musberg - Zehn Kinder kichern fröhlich, während sie mit einem Purzelbaum nach dem anderen quer durch die Sporthalle kugeln. Spielen, toben und rennen steht bei den kleinsten Ringern Musbergs einmal pro Woche auf dem Programm. Damit sollen sie bereits im Kindergartenalter wichtige Bewegungen erlernen, die sie später beim Ringen brauchen.

 

„Wir wollen die Kinder spielerisch an die Matte heranführen“, sagt Mathias Maier, der Trainer des Ringer-Kindergartens. Für die Drei- bis Sechsjährigen bedeutet das großen Spaß. Vor allem wenn sie eines ihrer Lieblingsspiele spielen dürfen: Feuer, Wasser, Blitz. Dabei laufen die Kinder im Kreis und konzentrieren sich auf die Worte des Trainers. Ruft dieser „Feuer“ müssen sich die Kinder so schnell wie möglich flach auf den Boden legen. Wer das falsch oder am langsamsten macht, ist raus.

Bei den Kindern ist die Welt noch in Ordnung

Am Training des Ringer-Kindergartens hat sich durch den Streit, der seit Monaten zwischen dem TSV Musberg und dem KSV herrscht, nichts geändert. „Hier ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Mathias Maier.

Bei dem Streit zwischen den beiden Vereinen geht es um Finanzen und die Abspaltung der Ringer vom TSV. Das hatte dazu geführt, dass der TSV die KSV-Ringer nicht mehr in die Trainingshalle ließ. Auf den Ringer-Kindergarten hatte dies keine Auswirkungen, da er zum TSV gehört, in dem die Ringer-Abteilung weiterhin mit rund 200 Mitgliedern besteht. KSV-Ringer, die gleichzeitig im TSV sind, können weiterhin zweimal pro Woche trainieren. Außerdem darf der doppelte Weltmeister Frank Stäbler – seit sich die Stadt als Schlichterin des Streits versucht hat – ebenfalls zweimal pro Woche abends die Halle nutzen. An diesen Terminen kann er Trainingspartner mitbringen, was einige KSV-Ringer als Trainingschance wahrnehmen.

Früher Einstieg fördert Bewegungsabläufe

Laut dem Trainer Mathias Maier sei der Streit zumindest während des Trainings kein Thema für die Kinder. Das heißt aber nicht, dass sie davon nichts mitbekommen. Andreas Böpple sagt: „Klar kriegen sie das mit.“ Böpple ist selbst aktiver Ringer und hat zwei Kinder, die beim Ringer-Kindergarten mitmachen. „Mein Kleiner fragt mich oft, warum ich nicht in die Halle kann, und es ist gar nicht einfach, ihm das zu erklären“, sagt er. Sein fünfjähriger Sohn und seine dreijährige Tochter kennen den Sport wegen ihres Vaters von klein auf. „Sie hatten Lust, hier ein bisschen zu turnen, und wollen oft mit mir ringen“, sagt Böpple.

So jung mit dem Training zu beginnen, kann Vorteile haben: „An den Bewegungsabläufen sieht man später, ob man jung angefangen hat“, sagt Andreas Stäbler, der Vorsitzende des KSV. Deshalb sei es gut, einfache Dinge wie eine Rolle vorwärts und eine Brücke bereits mit sechs Jahren zu können. Die sogenannte Ringerbrücke üben die Kinder innerhalb eines Trainings auf verschiedene Arten. Ziel ist es, nur mit den Händen, den Füßen und dem Kopf den Boden zu berühren, während der Bauch nach oben zeigt.

Die Ringerbrücke haben alle Kinder schon drauf

Mathias Maier, sein Co-Trainer und Andreas Böpple, der an diesem Tag beim Training hilft, sitzen im großen Kreis auf dem Boden. Die Kinder laufen im Kreis und setzen bei jedem Trainer zur Ringerbrücke an: die Hände nach oben und den Rücken so weit nach hinten, bis die Hände den Boden berühren. Kurz halten und weiter geht es zum nächsten Trainer. Danach legen sich alle Kinder auf die Matte und biegen sich selbstständig vom Liegen in die Ringerbrücke. Die Trainer drücken an Bauch und Rücken, um zu testen, ob die Brücke stabil ist. „Das ist eine wichtige Bewegung beim Ringen“, sagt Andreas Stäbler. „Es gibt viele Techniken, bei denen man sich trauen muss, sich nach hinten zu beugen.“ Mit Griffen und Techniken setzen sich die Kinder erst im Alter von etwa sieben Jahren auseinander. „Das hier ist alles noch ein bisschen behütet“, sagt Maier. So behütet, dass die Trainer bemüht sind, die Kinder vom Streit der Erwachsenen fernzuhalten.