In einem architektonisch beeindruckenden Gebäude hat das Robert-Bosch-Krankenhaus ein Krebszentrum eröffnet, das verschiedene onkologische Disziplinen unter einem Dach vereint. Die Klinikleitung will damit den Patient in den Vordergrund stellen.

Stuttgart - Wenn Irmgard Bosch an einem öffentlichen Termin teilnimmt, dann muss der Anlass schon ein besonderer sein. Die inzwischen 87-jährige Schwiegertochter des legendären Unternehmers Robert Bosch zeigt sich inzwischen nur noch selten – aber am Donnerstag ist sie ins Robert-Bosch-Krankenhaus auf den Burgholzhof gekommen. Mit einem Festakt und 150 geladenen Gästen wurde das Atrium eröffnet, ein neues Klinikgebäude, das Behandlung, Bildung und Forschung verknüpft.

 

Der wichtigste Bereich in dem etwa 55 Millionen Euro teuren Komplex ist der Comprehensive Cancer Center (CCC). In dem Tumorzentrum nach amerikanischem Vorbild sind alle medizinischen Disziplinen zusammengefasst, die an der onkologischen Behandlung beteiligt sind. „Ein derartiges Zentrum ist in der Region Stuttgart einmalig“, sagt der Klinikgeschäftsführer Ullrich Hipp, „in Deutschland gibt es gerade mal sieben Zentren auf diesem Niveau.“

Was das für die Patienten bedeutet, erklärt der Ärztliche Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses, Mark Alscher: „Leitgedanke war, dass die Medizin zum Patienten kommen muss – nicht umgekehrt. Ziel unseres neuen Tumorzentrums ist, dass Patienten mit einem einzigen Besuch bei uns bereits einen großen Schritt in ihrer Therapie vorwärtsgekommen sind, da Besprechungs- und Untersuchungstermine optimal aufeinander abgestimmt sind. Lange Wartezeiten gehören der Vergangenheit an.“

Kooperation mit dem Marienhospital

Auch Bestrahlungen, die bisher in Stuttgart nur im Marienhospital möglich waren, finden nun im Atrium statt. „Auch darauf sind wir stolz: Erstmals in Stuttgart gibt es eine Kooperation mit einer anderen Klinik“, sagt Hipp. Mit Hilfe des Wissens der Spezialisten aus dem Marienhospital habe man nun hochmoderne Geräte für die Bestrahlung. Außerdem sollen in dem Zentrum Grundlagenforschung und Studien für neue Behandlungsansätze durchgeführt werden. In einem Labortrakt mit speziellen Reinräumen werden Stammzellpräparate und Mittel für die Chemotherapie hergestellt.

Unabhängig von dem Krebszentrum CCC ist das Bildungszentrum, das im ersten Obergeschoss des Atriums eingezogen ist. Es ist nach Irmgard Bosch benannt und hat nicht mehr viel mit den klassischen Krankenpflegeschulen von früher gemein. „Hier wollen wir interdisziplinär aus- und weiterbilden“, sagt Hipp. Auch Angebote für Ärzte sind geplant.

Ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist die psychosomatische Tagesklinik, in der häufig auch Krebspatienten behandelt werden. Neu ist auch der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Atriums, der die neuen, strengen Anforderungen erfüllt und laut Hipp schon nach kurzer Zeit sehr beliebt bei den Piloten ist.

Auch die Mitarbeiterwohnheime werden erneuert

Das Atrium, das in zwei Jahren Bauzeit fertig gestellt worden ist, gehört zu der Initiative RBK Step 20, die vorsieht, dass in den nächsten Jahren sowohl ein Erweiterungsbau für die Pflege als auch für Funktion und Forschung entsteht. Zudem sollen die Mitarbeiterwohnheime abgerissen und neu gebaut werden.

Das Atrium ist nicht nur medizintechnisch auf höchstem Niveau, auch die Architektur ist modern, hell und beeindruckend und ermöglicht an vielen Stellen die schöne Aussicht auf die Weinberge und ins Tal nach Feuerbach. Progressive Ansätze gibt es auch in ganz praktischen Bereichen. So soll bereits im November das Angebot „Yoga statt warten“ starten.