Eigentlich sollte das Rocker 33 Sommerfest im Schauspiel Stuttgart stattfinden. Dafür gab es keine Genehmigung, also feierte man in den Wagenhallen – samt Performance. Die wiederum machte manchem Besucher Lust auf einen Theaterbesuch.

Stuttgart -

 

Für den Rocker-33-Macher Kai Beikirch ist der jüngste Aktionsabend längst nicht so entspannt gewesen wie für seine Gäste, die am Samstag in großer Zahl in die Wagenhallen strömten. Dort wurde das erste Sommerfest des Rocker 33 in Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart gefeiert. „Ursprünglich wollten wir ja im Schauspiel feiern“, sagte Beikirch, als die erste Stresswelle des Abends verebbt ist und er abseits der organisatorischen Dinge auch einmal Zeit für den einen oder anderen Plausch mit alten Freunden fand. „Doch da gab es noch keine Genehmigung als Versammlungsstätte“, erklärte Beikirch. Letzten Endes war er auch gar nicht so traurig über den Umstand – auch wenn er spätestens 2015 mit dem Schauspiel an deren Wirkstätte feiern will.

Die Wagenhallen erwiesen sich an diesem Abend einmal mehr als geeignete Partyarena, in der am offenen Feuer gechillt, zu heißen Beats getanzt oder auf Großleinwand schon vom späten Nachmittag an in völlig entspannter Atmosphäre Fußball geschaut wurde. Am Ende des Fußballabends drängten sich gar Hunderte Besucher um die Großleinwand, als die Holländer im Spiel gegen Costa Rica bei einem spannenden Elfmeterduell den Einzug ins Halbfinale klarmachten. Während von den Dancefloors hämmernde Beats dröhnten, sorgten vor der Projektionsfläche „Ohs“ und „Ahs“ für ein akustisches Kontrastprogramm. Wer an diesem Partyabend lieber selbst Tore schießen oder gerne an der Tischtennisplatte punkten wollte, statt Sport nur passiv auf der Leinwand zu verfolgen, für den gab es ebenfalls gute Möglichkeiten, seinem Bewegungs- und Erfolgsdrang an Tischkicker oder Tischtennisplatte nachzugeben.

Geplant war etwas anderes

Die Kooperation mit dem Schauspiel war nicht räumlich geplant. Vielmehr waren am Schauspiel unterschiedlichste Aktionen von Darstellern vorgesehen – als Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Kulturangeboten. Weil der ursprünglich geplante Partyort dann aber doch nicht zur Verfügung stand, planten die Schauspiel-Akteure kurzerhand um und brachten ein Minitheater zu den Wagenhallen mit, in dem sich die Besucher individuell bespielen lassen konnten.

Die Aktionen der vier Darstellerinnen Manja Kuhl, Hanna Plaß, Berit Jentzsch und Caroline Junghanns fanden aber in keiner Blackbox statt, sondern in einem improvisierten, weißen Miniaturraum in Leichtbauweise, der vor dem Wagenhalle-Eingang positioniert wurde. War das Zwei-Quadratmeter-Theater belegt, signalisierte ein Warnlicht, dass das Betreten des mit Stoff bespannten Holzgestells nicht erlaubt war.

Erfreulich für die Theatermacher: das Interesse, jeweils für drei Minuten individuelles Theater unter dem Motto „Crossfade: Shortdate“ zu erleben, war so groß, dass die Warnleuchte nahezu ohne Pause eingeschaltet war und die für den Abend angesetzten 90 Minuten bei weitem nicht ausreichten, um alle Interessierten jeweils rund drei Minuten mit improvisierten Szenen zu unterhalten. So standen einige Neugierige auch deutlich nach Mitternacht noch Schlange, um in dem Miniaturtheater abseits des Trubels auf dem Wagenhallengelände für ein paar Augenblicke in eine andere Welt einzutauchen.

„So etwas sollte es öfters geben“

„Das war absolut genial“, so eine der Zuschauerinnen, die erst völlig irritiert davon war, dass sie gleich nach dem Betreten des Miniaturtheaters in ein Bewerbungsgespräch für eine Stelle als Raumpflegerin verwickelt wurde. „Ich habe dann aber einfach mitgespielt und es hat riesig Spaß gemacht“, so die junge Frau, die anfangs nicht so recht wusste, was sie erwarten würde.

„So etwas sollte es viel öfters geben“, sagte auch der 24-jährige Andreas, der am Ende des kurzen Einpersonenstücks meinte: „Ich habe da jetzt richtig Lust bekommen, mal wieder ins Theater zu gehen.“ Für Lust auf Bewegung sorgten die mehr als zehn Disc- und Videojockeys, allen voran DJ Aka Aka, featuring Thalestroem.

Die Wagenhallen waren dabei ein guter Spielort für das momentan heimatlose Rocker 33. Kai Beikirch ist guter Dinge, dass die Zeit ohne eigene Räume bald zu Ende sein könnte. Es gebe gute Aussichten, eine neue Location zu beziehen. Auf die Frage, wo die sein wird gibt es nur ein Lächeln und ein Schweigen.