Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Anlass für Auseinandersetzungen sind den Ermittlern zufolge meist Revierkämpfe. Dabei gehe es um Drogen, Prostitution oder Vorherrschaft in der Türsteherszene. „Letztendlich geht es immer ums Geld“, resümiert Heffner. Menschenhandel oder Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz tauchen im Zusammenhang mit Streetgangs an den Gerichten bislang so gut wie nie auf. Sie sind schwer nachzuweisen, weil sich Täter wie Opfer an ein ehernes Schweigegesetz halten: Kein Wort zu Polizei und Richtern, wir regeln unsere Angelegenheiten selbst. Gegen die These von den auf illegale Verdienste ausgerichteten Vereinigungen spricht allerdings, dass offenbar viele Gangmitglieder durchaus einer geregelten Arbeit nachgehen. Auch diffuse Tugenden wie „Ehre“ und „Respekt“ können die Auslöser brutaler Prügeleien sein. Die Anklagen bei Gericht lauten fast immer auf versuchte Tötungsdelikte und Körperverletzungen jedweder Art.

 

Der Polizei geht es jedoch nicht ausschließlich darum, manifeste Straftaten zu verhindern. Sie setze bereits „unter der Strafschwelle“ an, betont der LKA-Sprecher Heffner: „Schon das Dabeisein hat eine Qualität.“ Denn bei der Behörde befürchtet man eine Eskalation der Rockerkriminalität. Ein internes Strategiepapier einer Bund-Länder-Projektgruppe richtet nach Informationen der StZ den Fokus auf präventive Schritte. So versucht die Polizei etwa über das Ordnungsrecht einzugreifen – wie beispielsweise in Stuttgart. Hier hat das Ordnungsamt kürzlich einer Shisha-Bar in der Stadtmitte die Konzession entzogen, die als Treffpunkt der Red Legion galt. Nicht wegen des Publikums, sondern wegen Verstößen gegen die Vorschriften für den Betrieb. Und selbstverständlich beobachten verdeckte Ermittler die Szene. Vereinsverbote jedoch sind an hohe Voraussetzungen geknüpft. Dennoch hat Innenminister Reinhold Gall (SPD) im Juni die Red Legion verboten.

Die Präsidenten sind meist hochintelligente Alphatiere

Von einem straff durchorganisierten, internationalen Club wie der Motorradgang Hells Angels, die mit Zuhälterei, Gewalt- und Drogendelikten in Verbindung gebracht werden und mutmaßlich ganze Stadtteile kontrollieren, sind die Black Jackets und die Red Legion noch meilenweit entfernt. Laut dem LKA sind die einzelnen Chapter (also: Ortsgruppen) der neueren Banden regional unterschiedlich gut organisiert, wobei auf regionale Selbstständigkeit großen Wert gelegt werde. Eine hierarchische Grundordnung, die den etablierten Gruppen entlehnt ist, findet sich aber überall. Sie beginnt auf der unteren Ebene beim „Hangaround“, der geduldet wird, führt zum „Prospect“, dem Anwärter, und schließlich zum „Member“, dem vollwertigen Mitglied. Die Präsidenten seien in allen Gruppen meist „hochintelligente“ Alphatiere, „Figuren, zu denen man aufschaut, manchmal richtig charismatische Typen“, sagt Jäger.

Die relativ lange Probezeit, die mit allerlei ungemütlichen Restriktionen und Frondiensten einhergeht, soll sicherstellen, dass sich der Neuling nicht schon bald wieder verabschiedet. Anders als bei den alten Motorradgangs, wo lebenslange Zugehörigkeit erwartet wird, ist es mit der Treue in den neuen Gangs nicht weit her: „Wir beobachten eine hohe Fluktuation“, sagt Jäger. Dennoch tritt man aus einer Gang nicht aus wie aus dem Wanderverein: wer geht, zahlt. Wer nicht zahlt, blutet. Jäger berichtet von Ablösesummen von bis zu 1500 Euro.

Die Opfer bei den brutalen Schlägereien der jüngeren Gangs entstammen laut Jäger dem Milieu, gehören rivalisierenden Gruppen an oder sind Abtrünnige des eigenen Clubs. Dabei werde bei Verletzungen „stets bis zum Extrem gegangen“, Gewalt „strategisch“ angewandt, nicht blindwütig. Allerdings seien Unbeteiligte gefährdet. „Die Gangs fordern den Staat heraus“, so Heffner: „Sie glauben, die Regeln gelten für sie nicht, sie wollen ihr eigenes Recht durchsetzen.“

LKA befürchtet Eskalation der Rockerkriminalität

Anlass für Auseinandersetzungen sind den Ermittlern zufolge meist Revierkämpfe. Dabei gehe es um Drogen, Prostitution oder Vorherrschaft in der Türsteherszene. „Letztendlich geht es immer ums Geld“, resümiert Heffner. Menschenhandel oder Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz tauchen im Zusammenhang mit Streetgangs an den Gerichten bislang so gut wie nie auf. Sie sind schwer nachzuweisen, weil sich Täter wie Opfer an ein ehernes Schweigegesetz halten: Kein Wort zu Polizei und Richtern, wir regeln unsere Angelegenheiten selbst. Gegen die These von den auf illegale Verdienste ausgerichteten Vereinigungen spricht allerdings, dass offenbar viele Gangmitglieder durchaus einer geregelten Arbeit nachgehen. Auch diffuse Tugenden wie „Ehre“ und „Respekt“ können die Auslöser brutaler Prügeleien sein. Die Anklagen bei Gericht lauten fast immer auf versuchte Tötungsdelikte und Körperverletzungen jedweder Art.

Der Polizei geht es jedoch nicht ausschließlich darum, manifeste Straftaten zu verhindern. Sie setze bereits „unter der Strafschwelle“ an, betont der LKA-Sprecher Heffner: „Schon das Dabeisein hat eine Qualität.“ Denn bei der Behörde befürchtet man eine Eskalation der Rockerkriminalität. Ein internes Strategiepapier einer Bund-Länder-Projektgruppe richtet nach Informationen der StZ den Fokus auf präventive Schritte. So versucht die Polizei etwa über das Ordnungsrecht einzugreifen – wie beispielsweise in Stuttgart. Hier hat das Ordnungsamt kürzlich einer Shisha-Bar in der Stadtmitte die Konzession entzogen, die als Treffpunkt der Red Legion galt. Nicht wegen des Publikums, sondern wegen Verstößen gegen die Vorschriften für den Betrieb. Und selbstverständlich beobachten verdeckte Ermittler die Szene. Vereinsverbote jedoch sind an hohe Voraussetzungen geknüpft. Dennoch hat Innenminister Reinhold Gall (SPD) im Juni die Red Legion verboten.

Die Präsidenten sind meist hochintelligente Alphatiere

Von einem straff durchorganisierten, internationalen Club wie der Motorradgang Hells Angels, die mit Zuhälterei, Gewalt- und Drogendelikten in Verbindung gebracht werden und mutmaßlich ganze Stadtteile kontrollieren, sind die Black Jackets und die Red Legion noch meilenweit entfernt. Laut dem LKA sind die einzelnen Chapter (also: Ortsgruppen) der neueren Banden regional unterschiedlich gut organisiert, wobei auf regionale Selbstständigkeit großen Wert gelegt werde. Eine hierarchische Grundordnung, die den etablierten Gruppen entlehnt ist, findet sich aber überall. Sie beginnt auf der unteren Ebene beim „Hangaround“, der geduldet wird, führt zum „Prospect“, dem Anwärter, und schließlich zum „Member“, dem vollwertigen Mitglied. Die Präsidenten seien in allen Gruppen meist „hochintelligente“ Alphatiere, „Figuren, zu denen man aufschaut, manchmal richtig charismatische Typen“, sagt Jäger.

Die relativ lange Probezeit, die mit allerlei ungemütlichen Restriktionen und Frondiensten einhergeht, soll sicherstellen, dass sich der Neuling nicht schon bald wieder verabschiedet. Anders als bei den alten Motorradgangs, wo lebenslange Zugehörigkeit erwartet wird, ist es mit der Treue in den neuen Gangs nicht weit her: „Wir beobachten eine hohe Fluktuation“, sagt Jäger. Dennoch tritt man aus einer Gang nicht aus wie aus dem Wanderverein: wer geht, zahlt. Wer nicht zahlt, blutet. Jäger berichtet von Ablösesummen von bis zu 1500 Euro.

Rockergruppen im Südwesten

Red Legion Die Red Legion trat erstmals 2010 in Stuttgart in Erscheinung. Ihr Symbol ist ein brüllender Gorilla. Eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist die Ausübung von Kampfsport.

Black Jackets Die Black Jackets wurden 1985 in Heidenheim gegründet. Die Idee der Männer mit Migrationshintergrund war, sich gemeinsam gegen rechte Gruppen zu behaupten. Heute ist die Jugendgang mit der Bulldogge im Emblem in zwölf Ländern vertreten.

Hells Angels Die Hells Angels formierten sich 1948 in Kalifornien und haben heute Gruppen in gut 30 Ländern. Ihre Mitglieder fahren Harley-Davidson-Motorräder und tragen ärmellose Jacken mit dem Club-Emblem: ein Totenkopf mit Flügeln.

Prozess Vor dem Landgericht Ulm beginnt am Montag ein Prozess gegen ein Mitglied der Rockergruppe Bandidos. Der 33-jährige Mann soll sich an einem Mordversuch an dem Präsidenten eines verfeindeten Rockerclubs beteiligt haben.