Roland Kaiser in Stuttgart Der Grandseigneur des deutschen Schlagers dreht die Zeit zurück

Die Show ist visuell stark, doch Roland Kaiser lässt die Musik für sich sprechen. Foto: Lichtgut-Oliver Willikonsky/Oliver Willikonsky

Lange mussten seine Fans darauf warten, ihm wiederzubegegnen: mit einem begeisternden Auftritt hat sich Roland Kaiser nun in der Schleyer-Halle zurückgemeldet.

Stuttgart - „Man lebt nur einmal, man stirbt nur zweimal“ – Roland Kaiser singt das, am Donnerstagabend in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Kaiser ist ein Star, seit mehr als 40 Jahren schon, und er ist der erste und mit großer Wahrscheinlichkeit auch letzte Künstler, der im Jahr 2021 in dieser Halle auftritt. Sein Konzert, mehrfach verschoben, kann stattfinden, unter Coronabedingungen. 8000 Menschen dürfen in die Halle, weniger als 7000 sind gekommen, haben bedachtsam Platz genommen, kaum mehr vertraut mit einer solchen Situation – aber Roland Kaiser, ein Grandseigneur des deutschen Schlagers, macht diesen Abend für sie zu einem Erlebnis, souverän und lässig, im vornehmen Abendanzug, mit schwarzer Fliege und seinem schrägen kleinen Lächeln im Gesicht.

 

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„Wir haben nun anderthalb Jahre darauf warten müssen, dass wir uns wiederbegegnen“, sagt er ganz zu Beginn seines Konzertes – „Und ich hatte das Gefühl, das war viel zu lang.“ Roland Kaiserspricht kurz von einer Annäherung an eine neue Normalität, die langsam spürbar werde, und sein Auftritt ist sicher ein wichtiges Zeichen für eben diese Entwicklung. Aber Kaiser, 69 Jahre alt seit Mai, hält sich nicht lange auf mit solchen Gedanken. Lieber schon lässt er seine Musik für sich sprechen, die Lieder, die viele Menschen über Jahrzehnte hin begleitet haben. Vorsichtig erst breitet sich das Gefühl in der Schleyer-Halle aus, aber zuletzt glüht die Begeisterung auch in den letzten Reihen.

Charmeur und Gentleman

Roland Kaisers Show ist visuell stark und abwechslungsreich gestaltet. Zu Beginn leuchtet die Bühne in vielen Farben, bunten Erinnerungen; später dann tauchen Strahler die Szene in monochrome Blau- und Rottöne, rahmen Lichtsäulen sie ein. Dann fliegen Sonnenaufgänge vorbei, Skipisten, Sprünge aus den Wolken und immer wieder Bilder der Zweisamkeit.

Kaiser selbst ist ganz Charmeur, ganz Gentleman, ist manchmal noch immer ein wenig frivol und ist gut bei Stimme, an diesem Abend. Er wird begleitet von seiner bewährten Band, von Keyboard, Gitarren, Schlagzeug, Bass, einem Streicherquartett, einem Flügel und zwei Backgroundsängerinnen; er stellt sie vor und bedankt sich persönlich bei allen. Mit Billy King, der in seiner Band Gitarre spielt, singt er im Duett seine Version des Stücks, das Willie Nelson einst mit Julio Iglesias sang; auch seine Version von Elvis Presleys „In the Ghetto“, die ihm 1973 überraschend zu einem Schallplattenvertrag verhalf, gehört zum Programm.

Und manch ein Lied von Roland Kaiser scheint tatsächlich eigens für diesen Abend gemacht zu sein. „Komm, wir holen uns ein kleines Stück zurück“, singt er. „Lass uns die Zeit verschwenden, alte Gefühle neu erfinden, lachen, weinen, singen, bis in die Nacht – das haben wir lang nicht mehr gemacht.“

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