Von Pofalla ist der Weg zu Merkel nicht mehr weit. Im Kanzleramt trennen ihre Büros nur wenige Meter. Pofalla zählt zu den wenigen verbliebenen Vertrauten, denen man einen direkten Zugang zu Merkel nachsagt. Umso tiefer ist der schmale Graben, den Merkel jetzt auf die Schnelle zwischen sich und Pofalla zum Selbstschutz ausgehoben hat. Wer Merkel genau zuhört, der stellt fest, dass sie, wenn es um die Aufklärung der Spähaffäre geht, nie für sich selbst spricht. Sie zitiert nur oder lässt zitieren. Mal das, was der BND gesagt habe, mal das, was Pofalla gesagt habe, mal das, was der BND Pofalla gesagt habe. Weil es Merkel folglich in dieser Affäre gar nicht als handelnde Figur gibt, kann sie auch nicht schuld sein, so die Strategie.

 

An Pofalla soll also alles Klebrige haften bleiben. Und es könnte durchaus sein, dass Pofalla diese Rolle sogar akzeptiert. Denn es gibt wenige, die dem brutalen Mechanismus des Machterhalts in den vergangenen drei Jahrzehnten so viel Aufmerksamkeit schenkten. Manche mögen Pofalla unterschätzen, weil er oft auf so ermüdende Art und Weise von sich selbst überzeugt dahernäselt. Weil er selbst im vertrauten Gespräch nicht davon ablassen kann, noch den größten Unionsmist als Gold zu verkaufen. Weil für ihn nicht erst seit seiner Zeit als Generalsekretär die Partei immer recht hat. Und weil er – jedenfalls aus Sicht der FDP – auch als Kanzleramtsminister koalitionsintern stets ruppiger Generalsekretär blieb, statt geräuschlos Kompromisse auszuhandeln.

Aber jene, die ihn belächeln, verkennen seine Bedeutung. Er mag sich ganz der Partei verschreiben, aber deshalb ist die Partei ja auch nicht mehr so, wie sie mal war. Im Vorzimmer erst der Parteivorsitzenden, dann der Kanzlerin baute er die CDU um. Er entwarf für Merkel im Wahlkampf 2009 die sogenannte asymmetrische Demobilisierung. Merkel, die 2005 noch als eisenharte Reformkanzlerin angetreten war, machte sich fortan Themen der SPD zu eigen und brachte deren Wähler dazu, entweder gar nicht zur Wahl zu gehen oder in Erwägung zu ziehen, sie zu wählen. Die Folge war allerdings, dass die CDU-Mitglieder ihre Partei nach all den Richtungswechseln bei Atomenergie, Mindestlohn und Kinderbetreuung kaum wiedererkannten. Pofalla hatte damit sicher kein Problem.

Bei Kohl geriet er mal unter Kommunismusverdacht

Schon bei Altkanzler Helmut Kohl geriet er unter Kommunismusverdacht. Er traf sich in Bonn mit Grünen in einer Pizzeria, engagierte sich bei Amnesty International. Und auch mit seiner Biografie – Vater Arbeiter, Mutter Putzfrau, mittlere Reife, Fachabitur – lief er damals schon Gefahr, als Linker zu gelten. Aber im tiefschwarzen Weeze am Niederrhein, seinem Geburtsort, muss man schon in der CDU sein, wenn man etwas werden will. Und Pofalla wollte etwas werden, keine Frage. In Berlin kommt er einem manchmal so daher, als hätte er es nach wie vor nötig, es allen geborenen Anzugträgern zu zeigen. Wenn ihm der Kragen platzt, leistet er sich im Streit mit parteiinternen Widersachern peinliche Ausrutscher. Seinen Parteifreund Wolfgang Bosbach schrie er wegen dessen fortwährender Kritik an der Eurorettung vor versammelter Mannschaft an: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!“

Von Pofalla ist der Weg zu Merkel nicht mehr weit. Im Kanzleramt trennen ihre Büros nur wenige Meter. Pofalla zählt zu den wenigen verbliebenen Vertrauten, denen man einen direkten Zugang zu Merkel nachsagt. Umso tiefer ist der schmale Graben, den Merkel jetzt auf die Schnelle zwischen sich und Pofalla zum Selbstschutz ausgehoben hat. Wer Merkel genau zuhört, der stellt fest, dass sie, wenn es um die Aufklärung der Spähaffäre geht, nie für sich selbst spricht. Sie zitiert nur oder lässt zitieren. Mal das, was der BND gesagt habe, mal das, was Pofalla gesagt habe, mal das, was der BND Pofalla gesagt habe. Weil es Merkel folglich in dieser Affäre gar nicht als handelnde Figur gibt, kann sie auch nicht schuld sein, so die Strategie.

An Pofalla soll also alles Klebrige haften bleiben. Und es könnte durchaus sein, dass Pofalla diese Rolle sogar akzeptiert. Denn es gibt wenige, die dem brutalen Mechanismus des Machterhalts in den vergangenen drei Jahrzehnten so viel Aufmerksamkeit schenkten. Manche mögen Pofalla unterschätzen, weil er oft auf so ermüdende Art und Weise von sich selbst überzeugt dahernäselt. Weil er selbst im vertrauten Gespräch nicht davon ablassen kann, noch den größten Unionsmist als Gold zu verkaufen. Weil für ihn nicht erst seit seiner Zeit als Generalsekretär die Partei immer recht hat. Und weil er – jedenfalls aus Sicht der FDP – auch als Kanzleramtsminister koalitionsintern stets ruppiger Generalsekretär blieb, statt geräuschlos Kompromisse auszuhandeln.

Aber jene, die ihn belächeln, verkennen seine Bedeutung. Er mag sich ganz der Partei verschreiben, aber deshalb ist die Partei ja auch nicht mehr so, wie sie mal war. Im Vorzimmer erst der Parteivorsitzenden, dann der Kanzlerin baute er die CDU um. Er entwarf für Merkel im Wahlkampf 2009 die sogenannte asymmetrische Demobilisierung. Merkel, die 2005 noch als eisenharte Reformkanzlerin angetreten war, machte sich fortan Themen der SPD zu eigen und brachte deren Wähler dazu, entweder gar nicht zur Wahl zu gehen oder in Erwägung zu ziehen, sie zu wählen. Die Folge war allerdings, dass die CDU-Mitglieder ihre Partei nach all den Richtungswechseln bei Atomenergie, Mindestlohn und Kinderbetreuung kaum wiedererkannten. Pofalla hatte damit sicher kein Problem.

Bei Kohl geriet er mal unter Kommunismusverdacht

Schon bei Altkanzler Helmut Kohl geriet er unter Kommunismusverdacht. Er traf sich in Bonn mit Grünen in einer Pizzeria, engagierte sich bei Amnesty International. Und auch mit seiner Biografie – Vater Arbeiter, Mutter Putzfrau, mittlere Reife, Fachabitur – lief er damals schon Gefahr, als Linker zu gelten. Aber im tiefschwarzen Weeze am Niederrhein, seinem Geburtsort, muss man schon in der CDU sein, wenn man etwas werden will. Und Pofalla wollte etwas werden, keine Frage. In Berlin kommt er einem manchmal so daher, als hätte er es nach wie vor nötig, es allen geborenen Anzugträgern zu zeigen. Wenn ihm der Kragen platzt, leistet er sich im Streit mit parteiinternen Widersachern peinliche Ausrutscher. Seinen Parteifreund Wolfgang Bosbach schrie er wegen dessen fortwährender Kritik an der Eurorettung vor versammelter Mannschaft an: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!“

Eine Grenze hat er aber stets akzeptiert – den Führungsanspruch Merkels. Anders als etwa Norbert Röttgen griff Pofalla nie nach Macht, die er nicht von ihr verliehen bekam. Sie belohnte ihn dafür. 2004 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 2005 Generalsekretär, 2009 Kanzleramtschef. Immer einen Schritt hinter der Kanzlerin, aber vor vielen anderen. Deshalb würde er Merkel sicher fehlen. Aber Pofalla kann sich sicher sein: sie würde auch seinen Rücktritt verkraften.