Im Zander-Museum in Bönnigheim ist ein wertvolles Gemälde von Rousseau verschwunden – während der Öffnungszeiten. Die Polizei hat noch keine Spur, aber bereits die Interpol-Datenbanken angezapft.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Fünf Tage nach dem Kunstraub im Charlotte-Zander-Museum in Bönnigheim hat die Polizei noch keine Hinweise auf den Täter. Das Ludwigsburger Polizeipräsidium hat nun die Abteilung für Kunstkriminalität des Landeskriminalamts hinzugezogen, die bei der Suche nach dem Gemälde „Bouquet de pensées“ von Henri Rousseau helfen soll. „Wir haben das Kunstwerk bereits in die Interpoldatenbank eingespeist“, sagt der LKA-Sprecher Horst Haug.

 

Falls das Bild in einem der 190 Mitgliedstaaten von Interpol auftaucht, haben die Polizisten vor Ort damit die Möglichkeit, den Ursprung festzustellen. Zudem recherchiert das LKA, ob gestohlene Kunst bei Auktionen, etwa im Internet, angeboten wird. „Es gibt einen grauen Kunstmarkt, auf dem solche Werke unter die Leute gebracht werden“, erklärt Haug.

Das Bild wurde während der Öffnungszeiten entwendet

Das Zander-Museum äußerst sich nicht zu Details, auch nicht zu den Sicherheitsvorkehrungen. Es sei das erste Mal, dass aus den Räumen ein Kunstwerk gestohlen worden sei, sagt die Direktorin Cynthia Thumm. „Für unsere Sammlung ist das ein enormer Verlust.“ Der Dieb hat das 23,7 mal 18,7 Zentimeter große Ölgemälde am Freitag während der Öffnungszeiten aus dem Rahmen genommen und eingesteckt. Der Wert wird auf 50 000 Euro geschätzt.

Obwohl Kunstraub nach Angaben des LKA ein „eher seltenes Delikt“ ist, gab es in Baden-Württemberg schon spektakuläre Fälle. So tauchte 2006 ein Gemälde von Emil Nolde auf, das einst auf ungeklärte Weise verschwunden war und danach jahrzehntelang auf einem Dachboden in Mannheim lag. 2009 identifizierte das LKA eine wertvolle Madonnenfigur, die vor 35 Jahren aus einer Kirche in Südtirol gestohlen worden war – der entscheidende Hinweis kam von einem Kunsthändler. Auch das Ludwigsburger Stadtmuseum wurde bereits beraubt. 2009 verschwand dort ein 200 Jahre altes Gemälde von Ludovike Simanowiz, aufgetaucht ist es bis heute nicht.