Tausende von Menschen bevölkern die Straßen und freuen sich auf den - wie alle hoffen - schönsten Tag im Leben von Prinz William und Kate.

London - Du erlebst das Größte, was jemals hier in deiner Heimat passiert ist", erklärt eine Mutter ihrem kleinen Sohn, als sie sich am Tag vor der Hochzeit mit ihm an der Hand durch die Menschenmengen und Absperrgitter vor dem Buckingham-Palast schlängelt. Der etwa Fünfjährige schaut etwas verdattert drein und reckt den Nacken in Richtung der provisorischen Bretterbuden, die den Platz rund um das Queen-Victoria-Denkmal säumen. Inmitten der architektonischen Herrschaftlichkeit geben die mit Union-Jack-Flaggen geschmückten Verschläge ein ziemlich krudes Bild ab. Hundertschaften von Fernsehjournalisten rücken darin ihre Kameras und Mikrofone für die Übertragung der königlichen Festspiele in alle Erdteile in Position. 7000 angemeldete Medienvertreter bevölkern derzeit London, dazu gesellen sich Tausende von Touristen und Fans aus der ganzen Welt, die sich in den Straßen drängen.

 

Die Stadt gleicht einem Freilichtmuseum, überall drehen sich Köpfe in alle Richtungen, bleiben Menschen stehen, um zu schauen, was da weiter vorne, wo sich der Pulk gebildet hat, gerade passiert. Gibt es womöglich einen Prominenten oder gar einen Blaublütigen zu fotografieren? An der Victoria Street, auf dem Gehweg gegenüber der Westminster Abbey, bauen Menschen seit Mittwochabend ihre Zelte auf. Hartgesottene Royalisten, die weder die kühlen, nächtlichen Temperaturen noch den harten Asphalt gescheut haben, gedulden sich mit Krönchen, Hüten, Bannern und Flaggen ausgestattet auf ihren Logenplätzen. "Es ist schon recht ungemütlich", sagt Vera Kelso und reibt sich die klammen Hände. Sie ist mit ihrer Tochter Rebecca aus Nordirland angereist. "Die Szenerie ist großartig, allein deshalb lohnt es sich, die Mühen auf sich zu nehmen." Sie muss zugeben: "Okay, es ist verrückt, aber man weiß ja nie, wann so etwas wieder passiert."

Der syrische Botschafter wurde wieder ausgeladen - für die Sicherheit

Es ist das vierte Interview, das Vera Kelso am Donnerstag gibt. Zig Journalisten bahnen sich ihren Weg über Isomatten, Schlafsäcke und Thermoskannen, um diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die aus der Hochzeit von Kate Middleton und Prinz William das machen, was es ist: eine Jahrhundertshow. Das Brautpaar zeigt sich von so viel Euphorie gerührt: "Wir sind sehr erfreut, dass Sie mit uns gemeinsam das feiern, von dem wir hoffen, dass es einer der glücklichsten Tage unseres Lebens werden wird", schreiben die beiden im offiziellen Hochzeitsprogramm.

Wenn die Braut am Freitag um elf Uhr Ortszeit die Westminster Abtei betritt, kommt sie direkt aus dem luxuriösen Goring Hotel im Stadtteil Victoria, wo sie ihre letzte Nacht als Junggesellin verbracht hat. Sie fährt in einem Rolls Royce vor, darin nimmt auch ihr persönlicher Bodyguard, in diesem Fall eine Frau, Emma Probert, Platz. Im Gegensatz zu den meisten der 5000 Polizisten, die sich am Freitag rund um die Hochzeitsroute aufhalten, ist sie bewaffnet. Laut der Einsatzleiterin der Polizei, Christine Jones, wird es "keine Toleranz für irgendwelche Störungen" geben. Es sollen jedoch keine konkreten Hinweise auf terroristische Bedrohungen während des Fests vorliegen. Im Vorfeld hatten mehrere Gruppen, darunter auch radikale, Demonstrationen angemeldet. Die Metropolitan Police sprach gegen 60 mutmaßliche Störer vorbeugend Platzverweise aus. Die britische Regierung hat überdies den syrischen Botschafter in London wieder ausgeladen. Der Außenminister William Hague teilte mit, dass Sami Khiyami in Abstimmung mit dem Palast nicht bei der Zeremonie dabei sein solle. Die Einladung war wegen der Gewalt der syrischen Regierung gegen Demonstranten in die Kritik geraten.

Und wer bezahlt das nun eigentlich alles? Die Zeitung "The Independent" veröffentlichte am Donnerstag Zahlen von 400 bis 620 Millionen Pfund (450 bis 700 Millionen Euro), die der schönste Tag im Leben der zukünftigen Königlichen Hoheit, Prinzessin William von Wales, kosten soll. Laut dem Bericht muss der Normalbürger etwa 29 Pfund für das Spektakel aus eigener Tasche hinlegen. Für die meisten Briten geht das in Ordnung. "Die Regierung wirft so viel Geld aus dem Fenster, da kommt es auf die Hochzeit nicht an", sagt Fouad Fattah. Der Besitzer des Café Diana in Notting Hill freut sich sehr auf die Vermählung des Sohnes seiner verstorbenen Bekannten. Die Wände des Lokals sind mit Fotos von Diana gepflastert, darunter auch Bilder von ihr inmitten der Belegschaft sowie eingerahmte Grußbriefe ihres persönlichen Sekretärs. Fattah prophezeit: "Prinz William hat einen ähnlich guten Charakter wie seine Mutter, und Catherine ist eine starke Persönlichkeit. Die beiden werden glücklich miteinander."