Rudi Häussler, der nun Insolvenz anmeldet, hat in und um Stuttgart viele Bauprojekte realisiert. Nicht selten gab es dabei heftige Diskussionen.

Stuttgart - Rudi Häussler hat vor allem auch in Stuttgart zahlreiche Immobilienprojekte realisiert. Er gilt als Lieblingsprojektentwickler von Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. 2001 bis 2003 etwa ließ der Unternehmer die Mercedes-Benz-Bank auf dem Pragsattel aus dem Boden stampfen - ein stadtbildprägendes Gebäude in Form eines gespiegelten E. Parallel dazu verwirklichte er in Vaihingen auf dem brachliegenden Brauereigelände und dem angrenzenden Fruchtsaftareal den Einkauftempel Schwabengalerie, das Daimler-Chrysler-Schulungszentrum sowie eine Reihe von Luxuswohnungen am Rosenpark (2001 bis 2004). 1999 bis 2002 entstand am Rotebühlplatz auf dem früheren Radio-Barth-Gelände das Büro- und Geschäftshaus Häussler-City-Plazza.

Häusslers Bauprojekte waren allerdings nicht immer unumstritten. Das Carl-Benz-Center zwischen Porsche-Arena und Stadion etwa entfachte bis in die jüngste Zeit hinein immer wieder heftige politische Diskussionen bis hin zum Rechtsstreit. Der Grund: Häussler beklagte wegen der Umbaumaßnahmen in der angrenzenden Cannstatter Stadionkurve auch für das benachbarte Hilton-Garden-Hotel, ebenfalls ein Häussler-Projekt, Mietausfälle und wollte die Stadiongesellschaft dafür haftbar machen. Vor Gericht unterlag er allerdings auf ganzer Linie.

Das Geld ließ auf sich warten


Heftigen Streit gab es bis zuletzt auch über die Absicht des Investors, im Park der Villa Berg 60 Luxuswohnungen anzusiedeln. Im Gegenzug hatte sich Rudi Häussler bereiterklärt, die in die Jahre gekommene Villa auf eigene Kosten zu sanieren und dort ein Nobelrestaurant einzurichten. Den Ausschlag für die Insolvenz dreier Häussler-Gesellschaften gab offenbar sein aktuelles Wohnungsbauprojekt, der sogenannte Seepark am Möhringer Probstsee - nur einen Steinwurf entfernt vom Firmensitz.

Zusammen mit der Schweizer Versicherungsgesellschaft Swiss Re wollte Häussler dort 515 Wohnungen bauen. Ein Großteil der geplanten Eigentumswohnungen wurden während der Bauzeit zu Mietwohnungen deklariert, weil sich offenbar zu wenig Kaufinteressenten gefunden hatten. Zuletzt ließ bei Baufirmen und Handwerkern das Geld für bereits erbrachte Leistungen auf sich warten, weshalb die Arbeiten auf der Baustelle wie berichtet vorübergehend eingestellt worden waren.

In Leonberg wollte Rudi Häussler das 20.000 Quadratmeter große Filetstück auf dem ehemaligen Leobau-Gelände mit Wohnungen, Läden und Büros bebauen. "Der ungünstigste Fall wäre, dass wir uns einen neuen Partner suchen müssen", sagte die Leonberger Baubürgermeisterin Inge Horn, die am Freitag per Fax von der Insolvenz erfuhr. Dennoch will sie zunächst Ruhe bewahren: "Der städtebauliche Vertrag ist mit einer anderen Gesellschaft geschlossen worden. Daher müssen wir nun sehen, ob unser Projekt betroffen ist." Der Fraktionschef der Grünen im Leonberger Rathaus und Landtagsabgeordnete Bernd Murschel macht sich dennoch Sorgen um die mögliche Insolvenzmasse: "Ich hoffe, dass die Verträge entsprechend gemacht wurden, sonst sind wir total gelackmeiert."