Die Sensoren für die Parkplatzsuche sind zu teuer, darum hat Bosch die Reißleine gezogen. Der Rückzug des Elektronikunternehmnes ist ein schwerer Schlag für die Ludwigsburger Pläne der Zukunftswerkstatt Weststadt.

Ludwigsburg - Im September 2016 wurde das Pilotprojekt Smart Mobility mit viel Getöse in die Welt getragen. Zu diesem Projekt gehörte auch eine Testphase mit auf der Grönerstraße in Ludwigsburger angebrachten Sensoren. Diese sollten Daten sammeln, um Autofahrer per App zielsicher in eine freie Parklücke lotsen zu können. Jetzt wurde das von der Firma Bosch initiierte Vorhaben kleinlaut wieder eingesammelt – „aus strategischen Gründen“, wie Annett Fischer, die Bosch-Sprecherin für den Bereich Mobility Solutions, erklärt.

 

Modellversuch im Remstal

Der Aufwand für die gewählte Technologie sei zu hoch, sagt die Sprecherin. „Wir werden das Prinzip nicht bis zur vollständigen Serienreife fortführen.“ Darum werden die Sensoren bis Ende November wieder abmontiert und das gesamte Verfahren gestoppt. Bosch werde weiterhin nach Lösungen suchen, wie die Parkplatzsuche erleichtert werden könne, sagt Fischer. Außerdem sei man „in permanentem Austausch mit der Stadt Ludwigsburg“. Aber noch gebe es kein konkretes Konzept. Für Ludwigsburg sei das Vorhaben damit aber noch nicht erledigt, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung. Man halte Ausschau nach neuen Partnern, mit denen sich intelligentes Parken realisieren lasse.

Während die Firma Bosch bei dem Projekt in der Weststadt allein mit der Stadt Ludwigsburg kooperierte, arbeitete sie in einem zweiten Modellversuch in Sachen Sensortechnik mit dem Verband Region Stuttgart zusammen, der das Konzept mit 200 000 Euro fördern wollte. Schon 2015 waren auf den Park-and-Ride-Parkplätzen entlang der S-Bahnlinien 2 und 3 insgesamt 2000 Sensoren angebracht worden. Aber auch damit soll jetzt Schluss sein.

„Uns wäre es natürlich lieber gewesen, Bosch wäre in die Produktion mit diesen Sensoren eingestiegen“, sagt Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor Wirtschaft und Infrastruktur im Verband Region Stuttgart. Aber auch so erwarte der Verband Zahlen, die Aufschluss über das Verhalten der Autofahrer zu verschiedenen Tageszeiten ebenso wie zu Fest- oder Ferienanlässen geben. „Solche Zahlen gibt es bisher nicht und immerhin haben die Bosch-Sensoren zwei Jahre lang gemessen.“ Nach dem Abschluss des Projektes im November werde es eine gründliche Auswertung der gesammelten Daten geben.

Kameras statt Sensoren?

Bosch werde nur einen Teil des ausgehandelten Fördergeldes erhalten, sagt Wurmthaler. Schließlich sei ein wesentliches Element der Vereinbarung nicht eingelöst worden: Die aus den Messdaten gewonnenen Informationen sollten an eine App des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) geleitet werden, was aber nie geschehen ist.

Seit 2015 habe es technologische Fortschritte gegeben, mit denen der Regionalverband möglicherweise das Projekt Smart Mobility weiterentwickeln könne, sagt Wurmthaler. So sei es inzwischen möglich, wichtige Daten per Kamera zu ermitteln oder über Schranken, die ohne großen Aufwand in die Fahrbahn eingelassen werden können. Auch die Stadt Ludwigsburg will weitermachen: „Im Rahmen einer Ausschreibung sollen Anbieter ermittelt werden, die hard- und softwareseitige Lösungen anbieten können“, sagt eine Pressesprecherin. Ob es am Ende ein Parkraummanagement aus einer Hand geben werde oder ob verschiedene Anbieter zum Zug kommen, sei noch völlig offen.