Die russisch-orthodoxe Kirche im Stuttgarter Westen besteht seit 120 Jahren. Das Gebäude ist eines von 15 Gebetshäusern der Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Heute umfasst die Stuttgarter Gemeinde etwa 2000 Mitglieder. Doch das war nicht immer so.

Stuttgart - Sie sei die Frucht der deutsch-russischen Beziehungen in Stuttgart, sagte Erzpriester Ilya Limberger beim Festakt im Vortragssaal des Landesmuseums. Gemeint ist die St.-Nikolaus-Kathedrale im Westen der Landeshauptstadt. Die Kirche feierte am Montag ihr 120-jähriges Jubiläum. Das Gebäude ist eines von 15 russisch-orthodoxen Gebetshäusern in Deutschland. Heute umfasst die Stuttgarter Gemeinde etwa 2000 Mitglieder. Doch das war nicht immer so.

 

Als der Erzpriester in den 90er-Jahren nach Stuttgart kam, war die Gemeinde deutlich kleiner. Die hohe Zahl heute verdankt man dem Zuzug von Spätaussiedlern. Weil in das Gebäude nur etwa 150 Menschen passen, werden die Gottesdienste sonntags in zwei Schichten geteilt.

Jungen Menschen eine geistliche Heimat zu geben, sei eine enorme Aufgabe, sagte der Erzbischof Mark beim Festakt vor etwa 70 Gästen. Die Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland versuchen, den Mitgliedern die Ansichten dieses Landes beizubringen und dabei die eigene Kultur zu bewahren. „Im Moment sprechen viele noch Russisch“, sagte Mark. Doch er sei überzeugt, dass dies sich ändern werde. Die Kernaufgaben der russischen Kirche in Stuttgart umfassen etwa die Seelsorge, aber auch die Kinder- und Jugendarbeit.

Im 19. Jahrhundert legte die württembergische Königin Katharina Pawlowna großen Wert darauf, dass auch in Stuttgart ein russisch-orthodoxer Gottesdienst abgehalten wird. So kam der Wunsch auf, dass es auch in der Innenstadt eine Kirche geben sollte. Diese wurde im Jahr 1895 errichtet und dem Heiligen Nikolaus geweiht. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude stark beschädigt. Kriegsflüchtlinge bauten das Gotteshaus in den 50er Jahren dann wieder auf.