Russland-Ukraine-Krieg Baden-Württemberg rüstet sich für ankommende Flüchtlinge
Noch sind erst 130 Geflüchtete aus der Ukraine in den Erstaufnahmestellen des Landes angekommen. Man rechnet aber mit weitaus mehr.
Noch sind erst 130 Geflüchtete aus der Ukraine in den Erstaufnahmestellen des Landes angekommen. Man rechnet aber mit weitaus mehr.
Heidelberg - Die baden-württembergische Landesregierung will gerade vor allem eines: es geflüchteten Menschen aus der Ukraine so einfach wie irgend möglich machen. Egal, wie sie eingereist sind, sie sind deshalb immer legal im Land. Und sie haben die freie Wahl – sie können privat bei Bekannten und Verwandten unterkommen, sich an eine Kommune wenden oder zu einer der fünf Erstaufnahmestellen des Landes kommen.
Bis zum Mittwoch war der Zulauf in den letzteren Einrichtungen moderat: Es seien derzeit rund 40 Menschen im Ankunftszentrum in Heidelberg untergebracht, teilte die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder bei einem Vor-Ort-Termin mit. Insgesamt seien es in den Erstaufnahmestellen etwa 130. Aber natürlich gebe es eine große Dunkelziffer, fügte Felder hinzu, da viele ukrainische Flüchtende private Kontakte nutzten. Einen Überblick, wie viele Menschen sich bereits wegen des Krieges in Baden-Württemberg aufhalten, besitzt niemand.
In Heidelberg sind es vor allem Familien mit Kindern und ältere Personen, die Schutz gesucht haben. Sie seien körperlich in guter Verfassung, sagte der Leiter des Ankunftszentrums, Markus Rothfuß: „Aber sie sind wütend, traurig und verunsichert – und es belastet alle am meisten, dass sie ihre Männer zurücklassen mussten.“
Wer nicht vollständig geimpft ist, und das sind etwa 70 Prozent, der muss zunächst in eine zehntägige Quarantäne. Im Ankunftszentrum erhalten sie Unterkunft, Essen, medizinische und wenn nötig psychologische Versorgung und vor allem Sicherheit. Bisher reiche das Personal für die psychologische Betreuung aus, betonte Rothfuß.
Die Regierungspräsidentin betonte, dass es vor allem einen Unterschied zur Flüchtlingskrise im Jahr 2015 gebe: Man beobachte keinen großen Ansturm auf die Asylbehörden, die meisten suchten nur vorübergehende Hilfe. „Alle wollen möglichst schnell wieder in ihre Heimat zurück“, so Felder.
Die Bundesregierung hat bereits betont, dass ukrainische Staatsbürger vorerst unbefristet in Deutschland bleiben dürfen. Welche finanzielle Leistungen diese Menschen erhalten, ist dagegen noch nicht ganz klar. Alle rechnen damit, dass der Europarat in der nächsten Woche erstmals die Maßnahmen nach einer EU-Richtlinie „Massenzustrom“ auslösen. Dann könnten diese Personen die gleichen Geldleistungen erhalten wie Asylbewerber und haben einen sicheren Aufenthaltsstatus.
Wie viele Menschen noch nach Baden-Württemberg kommen werden, ist völlig offen. Das Ankunftszentrum weiß von 60 weiteren, die bereits nach Heidelberg unterwegs sind. Aber die meisten kommen ohne Voranmeldung, wie etwa ein Kleinbus in der vergangenen Nacht. 600 der 2000 Plätze sind noch frei, weitere 500 könnte man notfalls kurzfristig hinzugewinnen, sagte Rothfuß, auch, indem man die Coronaregeln etwas lockert, die derzeit eine Vollauslastung verhindern.
Daneben stellen sich viele Städte und Gemeinden im Südwesten auf die Aufnahme von flüchtenden Menschen aus der Ukraine ein. Seit Mittwoch dürfen alle auch kostenlos den Nahverkehr benutzen.