Geflüchteten aus der Ukraine stehen bei Sportvereinen im Altkreis Leonberg die Türen offen, um am Trainings- und Übungsbetrieb teilzunehmen.

Die Zahlen steigen täglich. Mit mehr als vier Millionen Menschen wird gerechnet, die aus der Ukraine fliehen, um dem Schrecken der völkerrechtswidrigen russischen Invasion zu entkommen. Wegen fehlender Grenzkontrollen dürfte die tatsächliche Zahl sogar noch höher liegen. Auch deshalb, weil sich Menschen aus der Ukraine 90 Tage ohne Visa in der Europäischen Union (EU) aufhalten dürfen. Rund 310 000 Geflüchtete haben den Weg nach Deutschland gefunden. Im Landkreis Böblingen wurden offiziell circa 2500 aufgenommen, im Landkreis Ludwigsburg sind es, Stand 5. April, 3192 Menschen.

 

Und hier, wie vielerorts, stellt sich neben der Frage der Unterbringung noch eine andere: Wie gelingt es, traumatisierten Menschen einen Ausgleich zu bieten? Dabei sind, neben vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern, auch die Sportvereine mit im Boot.

Beim SV Leonberg/Eltingen, dem mit über 4000 Mitgliedern größten Sportverein im Altkreis Leonberg, ist man, wenn Anfragen und Bedarf da sind, nach allen Seiten offen, um Lösungen zu finden. Das sagt der Geschäftsführer Tobias Müller. Das heißt: ohne größere Hürden können Geflüchtete aus der Ukraine kurzfristig am Trainings- und Übungsbetrieb teilnehmen. Müller weist dabei aber auch auf den versicherungstechnischen Aspekt hin: „Die Menschen, die länger bleiben wollen, sollten sich dann im Verein anmelden.“

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Der SV Leonberg/Eltingen steht im Austausch mit der Stadt Leonberg, aber auch mit den anderen Großvereinen im Landkreis Böblingen. Gemeinsam mit der SV Böblingen, dem VfL Sindelfingen und dem VfL Herrenberg wurde ein Brief an den Landrat Roland Bernhard geschickt, in dem die Bereitschaft erklärt wird, bei der Integration der Geflüchteten mitzuhelfen. Die Vereine machen darin aber auch deutlich, dass dafür die entsprechenden Sportflächen zur Verfügung stehen müssen. Weil eine Sporthalle im Leonberger Berufsschulzentrum für die Notunterbringung blockiert ist, rücken die SV-Sportler enger zusammen. Basketball, Badminton und die Handballjugend sind betroffen. „Wir haben teilweise umverteilt und bisher alles aufgefangen bekommen“, sagt Tobias Müller.

Die Sprachbarriere ist im Sport schnell überwunden

Basketball, Schwimmen und Turnen – das sind die Abteilungen der KSG Gerlingen, in denen ukrainische Kinder und Jugendliche bereits mitmachen. „Wir nehmen die Kinder auf, sie werden angemeldet und sind beitragsfrei“, sagt Sabine Wahl. Die Vorsitzende der rund 2100 Mitglieder starken KSG Gerlingen hat selbst schon die ersten Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht. Zwei Kinder aus der Ukraine sind bei ihr in der Gruppe Sport für Mutter und Kind, in der sie als Übungsleiterin aktiv ist. Die Sprachbarriere lässt sich im Sport leicht überwinden. Sabine Wahl: „Das ist learning by doing. Wir machen etwas vor, die Kinder machen es nach. Teilweise sind sie aber auch schon im Deutschunterricht.“

Ist ein Beschäftigungsprogramm sinnvoll?

Ganz unbürokratisch geht es auch bei den TSF Ditzingen zu. Für ein ukrainisches Mädchen wurde ein Platz in einem Schwimmkurs organisiert. „Das war der Vorläufer. Da wird im Moment niemand eine Rechnung schreiben“, sagt Uli Meireis. Der Vereinsvorsitzende rechnet in den kommenden Tagen und Wochen mit größerem Zulauf. Im Vorstand und Hauptausschuss wird darüber diskutiert, in welcher Form der Verein unterstützen kann. Fragen kommen auf. Der Vereinschef nennt einige: „Wie machen wir das mit der Sprache? Wie erfahren die Menschen, dass es uns gibt? Wie machen wir das mit dem Vereinsbeitrag?“ Diskutiert wird auch über ein gezieltes Sport- und Beschäftigungsprogramm. „Um möglicher Langeweile vorzubeugen, hilft es vielleicht, tagsüber mit einer Gruppe zwei Stunden auf den Fußballplatz zu gehen. Es muss natürlich auch jemand bereit dazu sein, das zu betreuen“, sagt Uli Meiereis.

Bei der SpVgg Renningen steht zunächst die schnelle unkomplizierte Hilfe im Vordergrund. „Die Geflüchteten aus der Ukraine können jederzeit vorbeikommen. Es gibt keine Hindernisse. Das Thema Beitrag ist in dem Fall erst einmal sekundär“, sagt der SVR-Geschäftsführer Daniel Theinl. „Erst wenn es zu längeren Aufenthalten kommt, muss das ganze dann noch mal besprochen werden.“