Russland-Ukraine-Krise Filder-Städte senden Zeichen der Solidarität

Deutschlandweit demonstrieren Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Bestürzt von aktuellen Ereignissen in der Ukraine haben die Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Ostfildern dem Bürgermeister ihrer ukrainischen Partnerstadt Poltawa einen Brief geschickt. Sie haben darin ihr Mitgefühl und ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht.

Filder - Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat sich zugespitzt. „Mit dem heutigen Tag sind die Dinge noch viel unsicherer geworden“, sagt Roland Klenk, Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen am Donnerstagmorgen. „Es gibt die traurige Sicherheit, dass militärische Gewalt angewendet wird. Wie weit diese gehen wird, wer sie stoppen wird und welche Ziele sie hat, darüber rätselt selbst die hohe Politik.“ Sein Filderstädter Kollege Christoph Traub spricht von „einer kriegerischen Auseinandersetzung, die einseitig begonnen wurde, die zu verurteilen ist, die Leid und Flucht nach sich ziehen wird“.

 

Diese Partnerschaft besteht seit Jahrzehnten

Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern pflegen seit Jahrzehnten eine enge Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Poltawa. Diese „liegt auf der Strecke zwischen der Hauptstadt Kiew und Charkow etwa auf halber Höhe“, erläutert Klenk. Charkow, die zweitgrößte Stadt des Landes, befindet sich derweil sehr nahe an den abtrünnigen Gebieten „und war heute morgen schon von Angriffen betroffen“, sagt er. Bestürzt von den aktuellen Entwicklungen hat Klenk – in seiner Funktion als Geschäftsführer dieser Städtepartnerschaft – an diesen Morgen ein Schreiben an Oleksandr Mamaj, den Bürgermeister von Poltawa, aufgesetzt.

Der Brief kann als ein Solidaritätszeichen verstanden werden. Darin heißt es unter anderem: „Es bereitet uns Schmerz, die vielen Freunde, die wir im Lauf unserer langen und hervorragenden Beziehungen gewonnen haben, in Gefahr zu wissen.“ Und: „Wir wünschen von ganzem Herzen, dass sich diese Situation sehr bald auflöst und die Poltawiken sowie die Menschen in der ganzen Ukraine wieder aufatmen können.“

Nach Abstimmung mit Christoph Traub, sowie Christof Bolay, Rathauschef von Ostfildern, wurde der Brief per E-Mail in die ukrainische Kommune geschickt. „Wir drücken in diesem Schreiben unsere Sorge und unser Mitgefühl aus“, sagt Klenk. „Wir hoffen, dass die Menschen in der Ukraine und auch unsere vielen Freunde in Poltawa einigermaßen von Schaden bewahrt werden“, sagt er. Und setzt nach: „Es gibt beginnende Hamsterkäufe in der Stadt, vor den Geldautomaten bilden sich Schlangen.“ Poltawa sei eher landwirtschaftlich geprägt, insofern biete es keine großen Ziele industrieller Art, vielleicht helfe dies der Stadt ohne größere Angriffe zu bleiben. „Wir haben in dem Brief auch formuliert, dass wir an der Seite von Poltawa stehen“, sagt Traub. Der Filderstädter OB hat an diesem Morgen auch angeordnet, dass die Beflaggung in seiner Stadt geändert wird.

Solidarität und humanitäre Hilfen

Die Solidarität mit der Ukraine und mit Poltawa sei das eine, humanitäre Hilfe das andere. Man überlege laut Traub gerade, wie die Menschen in der Ukraine noch erreicht werden können, wie Hilfsgüter an ihr Ziel kommen können, wenn dort Krieg herrscht. Roland Klenk sagt derweil: „Wenn wir eine konkrete Not mitgeteilt bekommen, dann werden wir uns mit den Kollegen beraten, was wir tun können.“ Und macht deutlich: „Wir haben in den vergangenen 30 Jahren im humanitär-medizinischen Bereich schon sehr viel Hilfe geleistet.“ Früher seien ganze Konvois nach Poltawa gefahren, später wurden Ärzten ausgebildet sowie Rollstühle gespendet.

Eigentlich war geplant, nach der mittlerweile zwei Jahre andauernden Corona-Zwangspause die Städtepartnerschaft mit Poltawa wieder mehr mit Leben zu füllen. Ein Treffen war für dieses Jahr anberaumt. „Nun stehen wir vor der Tatsache, dass diese Begegnung wegen des Kriegsgeschehens wohl nicht stattfinden kann“, sagt Traub.

Reaktionen aus der Politik

Reaktionen auf die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine gibt es auch aus der Kommunalpolitik: Die Freien Wähler Filderstadt „verurteilen auf Schärfste den völkerrechtswidrigen Angriff auf und den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Wir empfinden mit der Bevölkerung unserer Partnerstadt in Poltawa und sprechen ihr unsere Solidarität aus“, schreibt Stefan Hermann, FW-Fraktionschef in Filderstadt in einer Pressemitteilung. Er hatte die Verwaltungsspitzen und Gemeinderatsgremien der drei Filderkommunen aufgefordert, sich öffentlich mit der Bürgerschaft in Poltawa zu solidarisieren. Genau dies haben die drei Rathauschefs nun getan. Allerdings habe das Drängen der Freien Wähler dafür nicht den Ausschlag gegeben, wie Klenk auf Nachfrage klarstellt.

Auch Matthias Gastel, Grünen-Bundestagsabgeordneter aus Filderstadt, zeigt sich traurig und bestürzt. Er schreibt: „Der von Präsident Putin befohlene Angriffskrieg auf die Ukraine verstößt massiv gegen internationales Recht.“ Seine Gedanken seien bei den Menschen in der Ukraine. Dies gelte insbesondere auch für die Bürgerinnen und Bürger Poltawas, der gemeinsamen Partnerstadt von Filderstadt, Ostfildern und Leinfelden-Echterdingen.

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