Damit auch Mädchen sich für Technik begeistern, gibt es am Gymnasium die Girl’s-Day-Akademie. Und so manche Schülerin hat dadurch Berührungsängste den sonst eher von Jungs favorisierten Bereiche abgebaut.

Rutesheim - Der Musiksaal ist gefüllt mit Eltern. Die Stühle sind alle besetzt, manche müssen schon stehen. Gespannt warten sie darauf, was ihre Kinder ihnen nun zeigen möchten. 20 Schülerinnen des örtlichen Gymnasiums haben ein Jahr lang am Girl’s-Day-Akademie-Programm (GDA) teilgenommen. Und nun präsentieren sie stolz ihre Arbeiten. Ein zufriedenes Lächelns liegt auf den Gesichtern der zahlreichen Zuschauer, die gespannt die Präsentation verfolgen.

 

Und schnell zeigt sich: in diesem einen Jahr haben die Mädchen nicht nur zugehört, sondern auch gewerkelt, gelötet und richtig mit angepackt. Was ein Ingenieur macht, wie man sich selbst behauptet und was man an Schlüsselqualifikationen braucht, gehörte ebenfalls zum Kursstoff. Dazu wurden verschiedene Firmen besucht oder eingeladen. In der Präsentation zeigen sie ihre Werke: eine magische Schatulle, eine Rainbow-LED-Lampe, Creme, Schmuck und einiges mehr.

Es hat so manche Blase an den Händen gegeben

„Die eine oder andere Blase an den Händen blieb dabei leider auch nicht aus“, erzählt Irina Jörg, eins der GDA-Mädels. Auch physikalisches Hintergrundwissen und Kenntnisse zur Werkzeugkunde und Programmierung bekamen sie mit. „Manchmal hat es nicht funktioniert, aber im Endeffekt hat man nicht aufgegeben, weil es Spaß gemacht hat“, erinnert sich Jacqueline Pastafta. „Meistens denkt man bei Ingenieuren an Männer, das muss nicht so bleiben.“

Auch die Eltern sind begeistert von der Arbeit ihrer Schützlinge. „Ich fand es immer toll, was meine Tochter nach Hause brachte“, erzählt Tobias Stumber, „während sie mir was über die Herstellung von Shampoo erklärte, konnte ich ihr Näheres über elektrische Schaltungen beibringen.“ Dem Ingenieur Thomas Klenge ist es unverständlich, warum es immer noch „Männerberuf“ heißt. Seine Frau Erika stimmt ihm zu: „Das sollte im 21. Jahrhundert nicht mehr so sein.“

Vor knapp acht Jahren wurde die erste GDA im kleinen Kreis in Heilbronn gegründet. Mittlerweile gibt es allein in Baden-Württemberg 30 solcher Organisationen. „Hamburg, Lübeck, Berlin und Bayern sind ebenfalls dazugekommen“, weiß Elisabeth Römpp von BBQ Südwest Metall. Die BBQ Berufliche Bildung ist ein Tochterunternehmen des Bildungswerks der baden-württembergischen Wirtschaft.

Römpp erklärt das Ziel: „Es geht darum, die Angst vor diesen Berufen zu nehmen“, sagt sie und lächelt. „Es ist nämlich gar nicht so schlimm.“ Bisher gibt es den Girl’s-Day, an dem interessierte Mädchen einen Tag lang in einen technischen Beruf hineinschnuppern können. „Doch acht Stunden sind einfach zu wenig“, meint die Vertreterin von Südwest Metall. „Es gibt hier so viele kleine, mittelständische, aber auch große Firmen und dementsprechend auch Arbeitsplätze. Aber es fehlen einfach die Frauen“, fügt sie hinzu.

Mädchen haben sehr gut im Team gearbeitet

Dem soll abgeholfen werden. 20 Siebtklässlerinnen waren begeistert das Jahr über dabei. „Trotz vier zusätzlicher Nachmittagsstunden Unterricht blieben alle bis zum Schluss dabei“, freut sich Heike Benz von BBQ. Sie hat die Jugendlichen begleitet und betreut. „Die Mädchen waren immer eine sehr heitere Truppe“, erzählt sie. „Sie haben sehr gut im Team gearbeitet, aber sich auch bei Einzelarbeiten unterstützt.“

Zum Abschluss wendet sich Heike Benz noch einmal an die Schülerinnen: „Ich habe euch alle ins Herz geschlossen. Es hat mir sehr gefallen, mit euch zu arbeiten.“ Dann überreicht sie ihnen die Zertifikate. Allen Teilnehmerinnen hat es Spaß gemacht und sie können es sich nach diesem Jahr vorstellen, einen technischen Beruf zu wählen. Das Interesse ist jedenfalls geweckt.