Der Gemeinderat erfüllt die Wünsche der Erzieherinnen. Das ist teuer: Die Arbeiten werden nicht 760 000 Euro, sondern mehr als 868 000 Euro kosten, doch das Gremium billigte trotzdem alles einstimmig.

Rutesheim - Da haben auch die Rutesheimer Stadträte, die bei Ausgaben für Kinder und Jugendliche in der Regel nicht knauserig sind, kurz mal tief Atem geholt. Mit Verwunderung erfuhren sie in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, dass der Ausbau und die energetische Sanierung des Kindergartens an der Goethestraße 21 um fast 110 000 Euro teurer werden als ursprünglich geschätzt. Die Arbeiten werden nicht rund 760 000 Euro, sondern voraussichtlich mehr als 868 000 Euro kosten, doch das Gremium billigte trotzdem alles einstimmig.

 

Im alten Kindergarten an der Goethestraße liegt aus energetischer Sicht einiges im Argen. Die Außenwände benötigen einen Vollwärmeschutz, das Flachdach muss saniert werden. Fenster und Rollläden sind in die Jahre gekommen und marode. Auch eine neue Decke, die den Schall besser schluckt, ein LED-Beleuchtung und neue Bodenbeläge sind vorgesehen. Dafür waren vorsorglich 500 000 Euro in den Haushaltsplan 2016 eingestellt worden. Zudem gibt es 98 000 Euro Fördergelder.

Wünsche der Erzieherinnen

Und so stand im Januar in der Sitzung des Technischen Ausschusses lediglich die energetische Sanierung des älteren Gebäudeteils auf der Agenda. Doch am Ende beschlossen zur Überraschung der Verwaltungsspitze die Gemeinderäte einen ziemlich groß angelegten Ausbau des Gebäudes. Erst 2012 hatte die Stadt für rund eine Million Euro einen modernen Anbau an diese Kindertagesstätte errichtet.

Bei einer Besprechung der Bauamtsleitung mit den Erzieherinnen hatten diese einen umfangreichen Wunschkatalog vorgelegt. Der hat das Amt aktiv werden lassen. Entworfen wurden mehrere Varianten, wie die Anregungen in die Tat umgesetzt werden können. Gefallen hat dem Ausschuss seinerzeit ein Entwurf, bei dem das Flach- durch ein um vier Meter angehobenes Pultdach ersetzt wird: Dadurch werden zusätzlich 112 Quadratmeter Fläche im Obergeschoss für einen Turn- und einen Besprechungsraum geschaffen. Die Toilette kann im Erdgeschoss installiert werden.

Die geschätzten Kosten von rund 760 000 Euro sind den Stadträten die Sache wert und sie gaben grünes Licht. Die Rohbauarbeiten wurde bereits im April für rund 125 000 Euro an die Firma Flachs in Stuttgart vergeben. Die fielen zwar 20 000 Euro günstiger aus, aber nur weil verschiedene Arbeiten, wie neue Stahlstützen und das Öffnen des Daches auf den Zimmermann übergingen.

Und hier wird es richtig teuer – die Zimmer- und Dachdeckerarbeiten liegen knapp 60 000 Euro über dem Kostenvoranschlag. Die Mehrkosten entstehen vor allem durch die aus statischen Gründen nachträglich erforderliche massive Holzzwischendecke, die 40 Zentimeter dick sein wird. Allein diese Decke wird 40 000 Euro kosten. Ungünstig wirkt sich außerdem der Ausführungszeitpunkt in den Sommerferien auf den Gesamtpreis aus, weil viele Zimmereibetriebe in dieser Zeit geschlossen haben – nur fünf haben sich letztendlich an der Ausschreibung beteiligt. Die Firma Friz aus Enslingen (bei Schwäbisch Hall) mit brutto 242 000 Euro hat als wirtschaftlichster Bieter den Zuschlag bekommen.

Nur wenige Arbeiten sind billiger

Während Klempnerarbeiten und Fensterarbeiten insgesamt billiger als veranschlagt sind, werden die Heizungsarbeiten fast 48 000 Euro kosten – das sind 40 000 Euro mehr als anfänglich geschätzt. Das ist zum einem dem Brandschutz geschuldet, zum anderen wurde beim Graben der Fundamente im Gebäude an der Fußbodenheizung und an den Heizleitungen deutlich mehr beschädigt als ursprünglich geplant. Um weitere 40 000 Euro die Kosten nach oben getrieben haben auch weitere Brandschutzmaßnahmen wie eine Brandschutzdecke und besondere Türelemente.