An der Robert-Bosch-Straße entsteht ein Kindergarten mit zwei Gruppen in der Ganztagsbetreuung sowie eine neue Krippe mit 30 Plätzen. In den oberen Geschossen des Gebäudes werden 14 Eigentumswohnungen gebaut.

Rutesheim - Mitten im Schuljahr und in der Nachbarschaft eines Sportzentrums einen Kindergarten zu bauen, ist gar nicht so einfach“, stellte am Mittwoch der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann im Rückblick fest. Doch jetzt geht der Blick nach vorne, denn in der Robert-Bosch-Straße ist nun zum Baustart der symbolische Spatenstich für die größte Kita der Stadt erfolgt, in der später etwa 80 Kinder betreut werden. Die Kindertagesstätte wird voraussichtlich den Namen „Haus der Kinder“ bekommen.

 

Für die Kita muss die Stadt fast 3,62 Millionen Euro aufbringen, deutlich mehr als die drei Millionen Euro, die Verwaltung und Gemeinderat ursprünglich angepeilt hatten. Außergewöhnlich macht die Kita nicht ihre Lage und Größe, sondern der Umstand, dass darüber Wohnungen gebaut werden. Weil nämlich Bauplätze auch in Rutesheim rar sind, war die Idee aufgekommen, völlig getrennt von der Kindertagesstätte in den zwei Geschossen darüber 14 Wohnungen zu errichten.

30 Kleinkinder in drei Gruppen

Das Gebäude entsteht im westlichen Teil der Robert-Bosch-Straße. In das untere Gartengeschoss wird ein Kindergarten mit zwei Gruppen für 40 Plätze in der Ganztagsbetreuung einziehen. Das Erdgeschoss des Hauses wird die neue Krippe beherbergen. Hier ist Platz für 30 Kleinkinder in drei Gruppen. Ebenfalls auf dieser Ebene sollen auch die Schlafräume für die Kindergartenkinder untergebracht werden. Hinzu kommt noch ein Gemeinschaftsraum, der sowohl vom Kindergarten als auch von den späteren Eigentümern der Wohnungen genutzt werden kann.

Für das Vorhaben hat sich die Stadt mit der Böblinger Baugesellschaft (BBG) einen privaten Bauträger ins Boot geholt. Die BBG gehört zu 98 Prozent der Stadt Böblingen, zwei Prozent daran hält die Gemeinde Schönaich, denn bei der Gründung 1968 war es einer einzelnen Kommune nicht erlaubt, eine solche Gesellschaft zu gründen. „Über die Firma Rommel aus Stuttgart als Generalunternehmer werden wir sowohl die Kindertagesstätte als auch die Wohnungen schlüsselfertig übergeben“, erläuterte Hans Heinzmann, der BBG-Geschäftsführer, beim Spatenstich.

„Es gibt bereits zahlreiche Nachfragen“

Mit Wohnungen über einer Kindertagesstätte hat die Baugesellschaft bereits Erfahrungen. „Wir haben auch das Projekt in der Böblinger Talstraße begleitet, wo im Erdgeschoss eine Kita für Kinder unter drei Jahren ist und darüber zehn Mietwohnungen, der städtische Kindergarten liegt auf der andren Straßenseite“, erklärte Heinzmann. Er ist seit zwölf Jahren bei der BBG, davor war er drei Amtsperioden Bürgermeister in Ehningen. Die BBG hat für 420 Euro pro Quadratmeter das 2940 Quadratmeter große Areal erworben, was der Stadt rund 618 000 Euro in die Kasse spülte. Außerdem hat der Investor auch die Hälfte der bisherigen Planungskosten in Höhe von 340 000 Euro als Anteil für die Wohnungen zu erstatten. Im Gebäude entstehen für die BBG sechs Zwei- sowie jeweils vier Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen, die die Baugesellschaft auch selbst vermarkten wird. „Das Interesse ist sehr groß, denn der Standort ist attraktiv, wir haben bereits zahlreiche Nachfragen“, verriet Hans Heinzmann.

Sämtliche Wohnungen sind über einen Aufzug erreichbar. Teilweise sind die Wohnungen nach der Landesbauordnung barrierefrei erreichbar. Zu jeder Wohnung gehört entweder eine Terrasse oder ein Balkon. Die Tiefgarage hat 21 offene Garagenstellplätze. Insgesamt investieren die Stadt und die BBG fast neun Millionen Euro in das Projekt.

„Eine schwere Geburt“

„Es war eine schwere Geburt“, musste der Bürgermeister Dieter Hofmann zugeben. Anfangs habe es viele interessierte Bauträger gegeben, doch angesichts der nicht einfachen Aufgabenstellung habe sich die Spreu schnell vom Weizen getrennt. „Von den vielen Interessierten am Anfang ist ein Guter übrig geblieben“, sagte der Rathauschef. Bei den Angeboten ging auch ein äußerst bizarres ein, in dem allein für die Kita Kosten von mehr als acht Millionen Euro errechnet worden waren. Ein Ziel war es auch, möglichst schnell mit dem Bau loszulegen, denn die Zeit drängt. Um in den Genuss von 360 000 Euro an Fördergeld des Bundes für die 20 Krippenplätze zu kommen, muss hier die Betreuung der Kleinkinder vor dem 31. Dezember 2017 beginnen. Eine Zusage, die die Böblinger Baugesellschaft der Stadt gemacht hat. Mit der Fertigstellung der Wohnungen wird Anfang 2018 gerechnet.