Wenn 60 kleine Ingenieure mit 200 000 bunten Steinen eine völlig neue Stadt bauen: Die Lego-Werkstatt des CVJM ist viel mehr als nur eine Traumwelt für Kinder. Hier ist Kreativität, Begeisterung und soziale Kompetenz gefragt.

Rutesheim - Auf dem Balkon stehen zwei Stühle, ein kleiner Tisch fehlt noch. Aber Lucas und seine drei Kumpels sind ja noch nicht fertig mit ihrem Bauwerk. „Das werden am Ende zwei Hochhäuser“, sagt Lucas und sein Bruder Thomas hat weitergehende Pläne: „Am Ende wollen wir die Hochhäuser mit einer Brücke verbinden.“ Bis es soweit ist, müssen sie noch eine Weile schuften. So wie die anderen rund 60 Kinder hier in der Lego-Werkstatt in der Mensa des Schulzentrums. „Es ist toll, all die faszinierenden Augen dieser Kinder zu sehen“, sagt Klaus Wirkner. Er ist Mitglied beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Rutesheim, der die Lego-Bauaktion organisiert hat. Drei Tage lang gibt es Geländespiele, eine Stadtführung – und Legosteine, soweit das Auge reicht.

 

„Daheim haben wir nicht so viele Bausteine“, sagt der siebenjährige Thomas. Vor allem gelbe, blaue und rote Steine brauchen er und seine Kumpels, weil ihr Hochhaus bunt gemustert werden soll. Damit verbauen sie einige der rund 200 000 Teilchen, die in der Mensa herumliegen. Alle hat Jürgen Kraft mitgebracht. Er ist ein legobegeisterter Sozialarbeiter aus der Nähe von Nagold. „Über eine Bekannte kam der Kontakt zustande“, sagt er. Gesagt, getan. 40 Mitarbeiter kümmern sich um Snacks, Getränke und spezielle Aufgaben.

Am Ende soll eine perfekte Leo-Stadt entstehen

Der Haifisch muss dran glauben

„Der Simon muss uns Teile bringen und zurücklegen“, sagt der neunjährige Lucas. „Der Simon“, das ist Simon Krumbein, der die Hochhaus-Gruppe betreut. „Ansonsten muss ich aber fast gar nichts tun. Die Jungs sind voll dabei“, berichtet Simon Krumbein. Mittlerweile steht sogar ein Tisch auf dem kleinen Balkon des Hochhauses. Details sind bei dieser Arbeit nämlich wichtig, am Ende soll nämlich eine perfekte Lego-Stadt entstehen. Die Villa Kunterbunt ist schon fertig, Affe Nilsson bereits eingezogen. Auch die Sushi-Fabrik am Hafen produziert längst, der Haifisch, der an einer Angel hängt muss also dran glauben.

„Die Kinder können hier Ausdauer und Konzentration lernen“, sagt Jürgen Kraft, der das Lego-Spielen bei seiner sozialpädagogischen Arbeit einsetzt. „Außerdem müssen sie sich beim Spielen absprechen und auf ein gemeinsames Ziel einigen. Das ist die soziale Komponente“, sagt er. Während es heute vor allem um Individualität und Leistung gehe, müssten die Kinder beim Lego-Spiel auf den Anderen hören und auch mal nachgeben.

Der Ingenieurs-Nachwuchs ist voll in Aktion

Für Jannis, Tino und Finn war das kein Problem. „Wir bauen das Zeltlager nach, das wir immer gemeinsam im Mai erleben“, berichtet der elfjährige Jannis über das Projekt der drei Jungs. Und so lodert ein Feuer aus kleinen roten Legosteinen und auch die Anker-Flagge ist schon gehisst. „Besonders schwierig ist es, das schräge Dach der Zelte nachzubauen“, sagt Finn. Das Ergebnis ist gelungen, wie die Begeisterung von Klaus Wirkner vom CVJM zeigt. „Das können wir nutzen, um den Kindern von unseren Angeboten zu erzählen“, sagt er. Mit den Zeltlagern, den Jungscharen und Mädchenkreisen ist die Jugendarbeit des Vereins breit aufgestellt.

Etagen in gelb, blau und rot

Vorher müssen Lucas und seine Kumpels aber noch ihre beiden Hochhäuser fertig stellen. „Wir müssen auf jeden Fall höher bauen, als die da drüben“, sagt er und zeigt auf ein Haus, das schon fertig ist. Fünf Stockwerke sind es bereits, abwechselnd gelb, blau und rot. „Man merkt, dass es hier in Rutesheim viele Ingenieure gibt“, staunt auch der Ober-Legobauer Jürgen Kraft, „das färbt wohl auf die Kinder ab.“