Die Achtklässler der Realschule kochen in dieser Woche das Mittagessen für ihre Mitschüler. Das schärft den Blick für die viele Mühe, die das macht – und auch für unterschiedlichen Berufe. Nebenbei landen spannende Kreationen auf den Tellern.

Rutesheim – Was einst eine Idee an einer der langen Tafeln in der Mensa des Rutesheimer Schulkomplexes gewesen ist, ist heute ein fester Termin im Jahreskalender der Schule. Gemeinsam mit der Mensaleiterin Martina Olpp entwickelte der Konrektor der Realschule, Jörg Fuchs, vor vier Jahren die Idee, dass sich auch Schüler in der Großküche betätigen könnten. Denn beim Kochen wird ganz vielfältig gelernt.

 

So geht es also nicht nur um das Zubereiten von Menüs, sondern Kochen verbindet zudem Menschen und fördert Gemeinschaft. Kochen lässt Kinder, Jugendliche wie auch Erwachsene über den Tellerrand schauen. Öffnet und schärft den Blick. Für die Menschen in den unterschiedlichen Berufen und Lebenslagen. „Für unsere Schüler ist das eine gute Erfahrung. Es zeigt ihnen, wie viel Arbeit und Mühe das macht“, unterstreicht der Konrektor, Jörg Fuchs.

Wie geht kochen eigentlich?

Auch die Lebensmittel stehen im Fokus. Welche Nahrungsmittel sind gesund, welche weniger empfehlenswert, wie werden sie verarbeitet und wie geht kochen eigentlich? So lernen die Jugendlichen den Betrieb in einer Großküche kennen, stellen Menüs für eine ganze Schule zusammen und helfen in der Mittagszeit auch bei der Ausgabe der Mahlzeiten.

„Ich koche einmal im Jahr mit den Schülern zusammen. Auch als Wertschätzung“, unterstreicht Konrektor Fuchs.

An einem Tag entstehen rund 400 Essen. „Wir bieten drei Mal die Woche Essen an“, sagt Martina Olpp. In dieser Woche werden nun also zwei komplette Menüs von den Schülern der achten Realschulklasse abgedeckt. Da gibt es an dem einen Tag Geschnetzeltes mit Reis, Salat und Beerenquark. An einem weiteren Currywurst, Salat und Apple Crumble. Es werden Äpfel geschält und geschnitten, Salat geputzt, Currywürste angebraten und die Currysoße zusammengerührt.

Cola und Orangensaft

Apropos Currysoße, ist nicht sie es, die die Currywurst zu einem schmackhaften Essen macht? Man nehme also 20 Kilo Ketchup, fünf Liter Cola, fünf Liter Orangensaft, 120 Esslöffel Currypulver, 40 Teelöffel Cayenne Pfeffer, je 80 Teelöffel Brühe, Zucker, Salz und Pfeffer. Denn jedes Currywurstgericht steht und fällt schließlich mit der dazugehörenden Currysoße.

Die Rezepte werden auf ganz vielfältige Weise zusammengetragen. Da kommt den Verantwortlichen schon auch mal das Internet zu Hilfe. „Es gibt auch Mensen, die sich austauschen“, weiß Martina Olpp.

Doch nicht nur die Zutaten und das Mischverhältnis sind wichtig. Auch die Berücksichtigung des Essverhaltens. So wird bei der Menübesprechung sowohl auf Vegetarier als auch auf Muslime geachtet. „Für Muslime haben wir beispielsweise Puten-Currywürste, für die Vegetarier Reibekuchen“, sagt Jörg Fuchs.

Bereits um halb neun stehen die Schüler voller Tatendrang in der Küche. Rühren Soßen mit Schneebesen so lang wie Kanupaddel. Tragen riesige Eimer gefüllt mit Würsten, Äpfeln und Salatblättern. Sie verbringen einen ganzen langen Tag in der Großküche. Denn mit der Essenszubereitung und der Menüausgabe ist es längst nicht getan. Da muss zudem aufgeräumt und abgespült werden. Alles muss seine Ordnung haben und gehört sauber an seinen Platz. Auf diese Weise wird aus einem Schultag schon mal ein richtiger Arbeitstag, der bis 16 Uhr andauert. „Ich habe festgestellt, dass die Schüler, die schon mal in der Mensa mitgekocht haben in der Mittagspause, bei der Essensausgabe nicht mehr drängeln. Sie wissen, welche Arbeit dahinter steckt“, sagt Fuchs lächelnd.

So schätzt der Konrektor das gemeinsame Erlebnis mit seinen Schülern. „Wir erzählen uns beispielsweise gegenseitig von unseren Urlaubserlebnissen“, lacht er. Und auch die Schüler haben Freude. „Ich koche zuhause auch. Backen tue ich sogar noch lieber“, sagt Lara. Und Emma betont: „Wir sind drei Kinder zuhause. Da helfe ich beim Kochen und Backen gerne mit“.

So ist sich Fuchs mit seiner Maxime sicher: „Ich kann nur das von meinen Schülern verlangen, was ich selbst vorlebe.“