Auch wenn es im Vergleich zu den jährlichen Einnahmen im S-Bahnverkehr nur ein kleiner Betrag ist, spürt die Deutsche Bahn die anhaltenden Verspätungen bei der S-Bahn.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn muss an den Verband Region Stuttgart rund 1,3 Millionen Euro bezahlen, weil sie im Jahr 2018 die vereinbarten Zielwerte bei der Pünktlichkeit der S-Bahn nicht erreichte. Hinzu kommen 1,1 Millionen Euro, die an den Verband zurückerstattet werden, weil Züge ganz ausgefallen sind. Das geht aus dem Qualitätsbericht zur S-Bahn hervor, der am Mittwoch im regionalen Verkehrsausschuss vorgelegt wurde. Der Verband Region Stuttgart bestellt den S-Bahnbetrieb bei der DB Regio und zahlt für die Verkehrsleistung. Dabei sind vertraglich Qualitätskriterien hinterlegt, die bei Nichterreichen zur Strafzahlungen führen.

 

S-Bahn muss oft warten

„Bei der Pünktlichkeit liegt die S-Bahn Stuttgart 2018 bundesweit besser als andere S-Bahnen, aber schlechter als im Vorjahr“, sagte die Regionaldirektorin Nicola Schelling. Von täglich 788 S-Bahnen seien 31 Züge mehr als sechs Minuten verspätet gewesen. Die Zielwerte in den Bereichen Sicherheit und Sauberkeit seien aber übertroffen worden. Hauptursache für Verspätungen sei die Vorfahrt für Fern- und Regionalzüge, die immer öfter verspätet seien, auf gemeinsam mit der S-Bahn genutzten Schienenstrecken, vor allem der Gäu-, Murr- und Remsbahn. Die Summe der daraus resultierenden Verspätungsminuten hat sich um 25 Prozent auf 175 000 erhöht und macht die Hälfte aller Verspätungsminuten aus. Dagegen ist der Anteil der Störungen in der Leit- und Steuerungstechnik um acht Prozent zurückgegangen. Auch Haltezeitüberschreitungen hätten weniger Verspätungsminuten verursacht. Diese Entwicklung deckt sich mit Erkenntnissen, die der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel in einer umfangreichen Auswertung der Störungsfälle niederlegte.

Kritik an der Bahn

Der Stuttgarter S-Bahnchef Dirk Rothenstein wies auf die in zehn Jahren von 100 auf 131 Millionen gestiegene Fahrgastzahl hin. Die Pünktlichkeitswerte 2018, die auch „hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben sind“, beruhten vor allem darauf, dass die Verkehrszuwächse auf der Stammstrecke, auf eingleisigen Abschnitten und auf denen mit Fern- und Regionalverkehr immer schwerer zu bewältigen seien. Aber auch Fahrzeugstörungen stoppten immer wieder S-Bahnen, zuletzt Computerpannen in den ET 423, so Rothenstein: „Wir wissen, dass wir zulegen müssen.“

Die Regionalräte kritisierten die schlechte Pünktlichkeit, erkannten aber an, dass sich die Bahn um Verbesserungen bemühe, die Infrastrukturprobleme jedoch nicht rasch zu lösen seien.