Beim Stuttgarter Notfalltag vernetzen sich Mediziner aus der Region.

S-Mitte - Die Angst, etwas falsch zu machen, wenn es um Leben und Tod geht, haben viele Menschen. Beim ersten Stuttgarter Notfalltag haben Rettungskräfte am Marktplatz versucht, den Menschen genau diese Angst zu nehmen. Am Beispiel von Reanimationspuppen konnten Interessierte am Samstag ausprobieren, wie sie im Fall eines Herz-Lungen-Stillstandes einen Menschen mit gezielten Druckstößen auf die Mitte des Brustbeins wiederbeleben können. Im Ernstfall sei es nicht entscheidend, ob bei dem Versuch, eine Rippe gebrochen werde. „Eine Rippe kann heilen“, betonte der Rettungsassistent Simon Haase. Wenn aber die Durchblutung des Körpers gestoppt sei, gehe es um Sekunden.

 

Auch ihre Ausrüstung stellten die Rettungskräfte vor. Acht der unterschiedlichsten Rettungswagen standen am Marktplatz – vom Fahrzeug für Intensivtransporte bis hin zum Einsatzfahrzeug des Katastrophenschutzes. „Aber jeder Standort hat noch genügend Fahrzeuge in Reserve“, konnte Notarzt Christian Ruge angesichts des Aufgebots beruhigen. Dass im Notfall nicht nur Mediziner gefragt sind, machten die Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams der Johanniter deutlich. Sie warben um Ehrenamtliche, die Menschen seelisch unterstützen, wenn Angehörige sterben oder einen schweren Unfall haben.

Während viele Besucher des Wochenmarktes sich vor dem Rathaus informierten, diskutierten im Inneren rund 270 Mediziner über neue Wege in der Notfallversorgung. Initiiert worden war der Notfalltag vom Katharinenhospital. Das Interesse an der Fortbildungsveranstaltung sei so groß gewesen, sagte Joachim Pfefferkorn, Oberarzt des Katharinenhospitals, dass bereits feststehe, dass es 2013 einen zweiten Notfalltag geben wird.

Logistik ist ein wichtiges Thema in der Notfallversorgung

Im Rahmen des wissenschaftlichen Austauschs unterhielten sich die Mediziner im Rathaus aber nicht nur über Schlaganfalltherapie und Wiederbelebungsmaßnahmen. In Fachvorträgen stellten die Referenten vor, wie der Notarztdienst in Stuttgart so reorganisiert wurde, dass die Fahrzeiten zum Unfallort jetzt kürzer sind.

Bis Anfang dieses Jahres war es in Stuttgart üblich, dass die Notärzte ihren Bereitschaftsdienst in ihren angestammten Kliniken leisteten. Seit einigen Monaten gibt es vier feste Standorte für den Bereitschaftsdienst: die Hauptrettungswache in der Neckarstraße, die Feuerwache zwischen Degerloch und Möhringen, an der Böheimstraße beim Marienhospital und in der Türlenstraße. „Wir haben einen Ring um die Innenstadt gelegt, sodass wir auch bei starkem Verkehr schnell am Unfallort sind“, sagt Joachim Pfefferkorn. Notärzte und Rettungswagen fahren immer getrennt zum Einsatzort. So haben die Patienten eine bessere Chance, frühstmöglich behandelt zu werden.

Logistik ist ein zunehmend wichtiges Thema in der Notfallversorgung, auch beim Transport von schwergewichtigen Patienten. Da die meisten Krankenwagen nur für Menschen mit einem Gewicht bis zu 150 Kilogramm geeignet seien, gelte es, mit den Krankenkassen über die Kosten für die entsprechende Ausstattung für die Behandlung Schwergewichtiger zu verhandeln, denn, so Pfefferkorn: „Die Zahl der XXL-Patienten nimmt deutlich zu.“