Saisonstart am Esslinger Kindertheater Von Menschen und Monstern

Hani (Michaela Henze, re.) bewältigt in „Salon Salami“ fast jede Situation. Foto: Bernd Eidenmüller

An der Esslinger Jungen WLB, dem Kinder- und Jugendtheater der Landesbühne, beginnt die neue Spielzeit mit zwei Premieren und einem Theaterfest für die ganze Familie.

Eigentlich ist sie ein taffes Mädchen, und für eine Zwölfjährige stemmt sie ein gewaltiges Pensum: Schule, danach Kochen und Haushalt, sich um den kleinen Bruder kümmern und dann noch im familieneigenen Friseursalon mithelfen – alles nur, weil ihre Mutter weg ist. Als Hani erfährt, dass Mama nicht einfach so verschwunden ist, sondern im Knast sitzt, kriegt sie zuviel: Schuld daran ist nur Onkel Ibo mit seinen krummen Geschäften. Da spielt es schon kaum mehr eine Rolle, dass alle Welt Hani mit dem „Salon Salami“ nervt. Wo doch die Familie Salmani heißt.

 

Mit viel Witz und Drama

Eine turbulente Geschichte jedenfalls mit viel Witz und Drama. In Viva Schudts Inszenierung eröffnet „Salon Salami“ am Samstag die neue Saison der Jungen WLB, des Kinder- und Jugendtheaters der Esslinger Landesbühne. Zugrunde liegt dem Stück das gleichnamige Kinderbuch von Benjamin Tienti. 1981 in Esslingen geboren, ist er seit langem als Schulsozialarbeiter in Berlin tätig, weiß also, wovon er schreibt. Die Esslinger Inszenierung versucht indes nicht, eine migrantische Familienstory nachzustellen. „Wir haben diesen Hintergrund nicht“, sagt Produktionsdramaturgin Anna Gubiani. Deshalb gehe es an der Jungen WLB nicht um das Milieu, sondern die Botschaft, die da lautet: „Auch schwierige Situationen kann man mit Lebensfreude und Humor bestehen.“ Hani verkörpere mitreißend eine anti-resignative Lebenseinstellung: „Wenn man es schafft, sich selbst zu bewegen, bewegen sich auch die anderen, und die Dinge verändern sich.“

Gegenseitiges Fremdeln

Eine Woche später folgt gleich die nächste Premiere: Laura Tetzlaff, die Leiterin der Jungen WLB, führt Regie in „Das Monster vom blauen Planeten“ nach dem Kinderbuch von Cornelia Funke. Ein irdisches und ein außerirdisches Kind, letzteres im zarten Alter von 200 Jahren, begegnen sich. Beide halten sich für eklige Monster – bis Neugier, Verständnis und Einfühlung das gegenseitige Fremdeln aufheben: eine Toleranzbotschaft also. Doch an erster Stelle will Laura Tetzlaff auf die Neu- und Wissbegier hinaus. Deshalb wird in ihrer Zwei-Personen-Version die Geschichte in eine Forschungsperformance eingebettet, „eine Art Wissenschaftsformat für Kinder“, sagt sie. Forscher X und Forscherin Y laden die Planeten des Sonnensystems in ihre Show ein, und sie bauen auch das Raumschiff, mit dem Gobo aus dem All zum blauen Planeten schwebt, um sich eines der „Menschen“ genannten Erdenmonster als Haustier zu holen.

Erstmals seit Corona wieder Blick hinter die Kulissen

Am selben Samstag, 23. September, findet wieder das große Kinder- und Theaterfest statt – erstmals seit Corona nicht nur rund ums Schauspielhaus, sondern auch drinnen, wo es den allseits beliebten Blick hinter die Kulissen gibt. Die neuen Stücke der Jungen WLB werden an sieben interaktiven Spielstationen vorgestellt, Schauspielerinnen, Schauspieler und Mitarbeitende der Bühne sind mit von der Partie. Außerdem bietet das Programm eine Bastelaktion, eine Lesung und ein Gewinnspiel. Beginn des Theaterfests ist um 14 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.

Salon Salami Ab zehn Jahren. Premiere am Samstag, 16. September, 16 Uhr, im Podium 2 des Esslinger Schauspielhauses. Nächste Vorstellungen: 24. September, 7. und 28. Oktober, 25. November, 16. Dezember, 13. Januar.

Das Monster vom blauen Planeten Ab fünf Jahren. Premiere am Samstag, 23. September, 16 Uhr, im Studio am Blarerplatz. Nächste Vorstellungen: 1. und 21. Oktober, 12. November, 14. Januar, 10. Februar, 3. März.

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