Sandra Maischberger und Corona Armin Laschet – wie cool ist der denn?

Was ist eigentlich schlimmer: die Corona-Krise oder der Klimawandel mit seinen sterbenden Wäldern? Bei Maischberger stemmt sich NRW-Landesschef Laschet erneut gegen Panik – und ein Förster sekundiert ihm.
Stuttgart - Als rheinische Frohnatur verbreitet der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) stets einen optimistischen Charme, gepaart mit einem leicht verschmitzten Lächeln. Das passt zu seiner liberalen in der Corona-Krise oft als zu locker empfundenen politischen Strategie, zu der er aber steht, wie er am Mittwochabend in der Talkrunde „Die Woche“ von Sandra Maischberger wieder erkennen ließ – und in welchem unerschütterlichen Ton er an seiner Position festhält und erst recht nach dem relativ guten Abschneiden der CDU bei den Kommunalwahlen in NRW auch noch an das Erringen des CDU-Vorsitzendenposten glaubt – er tritt an mit Jens Spahn – das verlangte Moderatorin Maischberger dann einige Bewunderung ab.
Die Pizza-Connection ging gar nicht in Pizzerien
„Ja, wie cool sind Sie denn?“ fragte Maischberger, nachdem sie ihm mit dem schlechten Rückhalt für ihn in seiner Partei (sechs Prozent in der CDU halten ihn für geeignet als CDU-Chef) konfrontiert hatte und die passende Antwort erhielt: Er habe mit seiner Landes-CDU schon mal sechs Wochen vor einer Wahl bei 26 Prozent gelegen und die SPD bei 40 Prozent – und dann habe er trotzdem gewonnen: „Ich bleibe bei meinem Thema. Ich messe mich nicht mit anderen.“
Abgesehen von der Enthüllung Laschets, dass die einstige Pizza-Connection, ein Kreis von jungen liberalen CDU- und Grünen-Abgeordneten wie Peter Altmaier, Cem Özdemir und ihm, zwar oft in Berlin Essen gegangen sei, aber nie Pizza, brachte dieser Abend vor allem zwei Erkenntnisse: Laschet kann sich immer noch sehr gut vorstellen, als CDU-Vorsitzender „Verantwortung zu übernehmen“ und dies auch im Kanzleramt zu tun. Dass er dann nach Berlin ziehen müsse, was seine Ehefrau wohl nicht mag, das störe ihn nicht, Helmut Kohl habe seinen Lebensmittelpunkt ja auch in Ludwigshafen gehabt: „Meiner ist in Aachen.“
Ein Hardliner wird aus Laschet nie
Die zweite Erkenntnis betrifft die Tatsache, dass man aus Laschet wohl nie einen Hardliner in Sachen Corona machen wird. „Vorsichtig bleiben, aber mit Maß und Mitte reagieren, lokal angemessen handeln. Dort, wo es Ausbrüche gibt strenger, wo die Fälle zurück gehen, weniger streng.“ So lautet Laschets Credo, der gleichwohl einräumte, dass „die Lage angespannt“ sei. In NRW sorgte ein Virus-Ausbruch in Hamm bei einer zwei bis drei Tage dauernden Hochzeit mit 600 Gästen und „ohne Listen“ für Verdruss, so etwas müsse als Ordnungswidrigkeit behandelt und bestraft werden, sagte Laschet. Dass die Millionenstadt München jetzt die Maskenpflicht an öffentlichen Plätzen eingeführt habe, das sei „okay“, „aber das brauchen wir doch jetzt nicht in der Eifel oder im Sauerland“.
Das Kind ersticke an der Maske, hieß es in einem Elternbrief
Man müsse jede Woche bei den Maßnahmen „nachjustieren“, das gelte auch für den Schulbereich. Nach der befristeten Einführung der Maskenpflicht im Unterricht habe er Hunderte von Elternbriefen erhalten, so Laschet: „Mein Kind erstickt“ sei darin zu lesen gewesen oder die Frage: „Wie unmenschlich sind Sie eigentlich?“ Den langen Lockdown bei den Schulen hält er nach wie vor für einen Fehler: Man könne Kinder nicht ein halbes Jahr lang die Bildung vorenthalten. Weder Schulen noch Geschäfte seien ursächlich für das Virus-Spreading, so Laschet: „Das öffentliche Leben muss weitergehen.“
Bei den anderen Gästen kam da wenig Widerspruch. Er wehre sich dagegen, dass „Angst und Panik zum Mainstream“ werden, meinte der als Gast geladene ARD-Moderator Jörg Pilawa. Die Wissenschaftsredakteurin Christina Berndt („Süddeutsche Zeitung“) betonte, dass Deutschland noch „relativ gut“ da stehe – zumindest im Vergleich zu Spanien und Großbritannien – „und das wir geeignete Maßnahmen haben und mit der Feinjustierung weiter machen müssen“. Der Kolumnist Hajo Schumacher („Berliner Morgenpost“) berichtete eigenwerbend, dass er in Berlin auch schon wieder einen Kongress moderiert habe – natürlich mit Hygienekonzept – und dass ein Foto von eng sitzenden FC-Bayern-Funktionären ohne Maske „ein schlechtes Signal“ abgegeben habe.
Klimawandel? Die Natur überlebe den ganz locker, meint Förster Wohlleben
Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei, aber sie scheint eines Tages beherrschbar zu werden. Gilt das auch für den Klimawandel, der sich an Dürresommern und brennenden Wäldern in Kalifornien schon wieder ablesen lässt? Glaubt man dem Förster und Buchautor Peter Wohlleben, dann ist der Mensch mit Schuld an der Fehlentwicklung in der Forstwirtschaft, doch Fehler lassen sich korrigieren – und in diesem Optimismus war Wohlleben ganz auf einer Linie mit Armin Laschet. Das Problem sei, dass in Deutschland die falschen Bäume gesetzt worden seien. „Was in Indonesien die Palmölplantagen, sind bei uns die Fichtenplantagen.“ Die Fichte gehöre nach Norwegen, die alten Laubmischwälder seien viel besser für unsere Breitengrade, sie hätten sogar einen kühlenden Effekt. „Der Klimawandel legt jetzt alle Fehler offen. Und der Borkenkäfer gibt unseren Wäldern den Rest.“ Muss jetzt der „Superbaum“ gefunden werden, zur Rettung unserer geplagten Wälder, fragte Sandra Maischberger. Wohlleben empfahl, „innezuhalten und zu überlegen“. Der Klimawandel lasse sich stoppen, man müsse die „Natur und den Wald zurückkehren lassen“: „Mähen Sie mal ein Jahr Ihren Rasen nicht – dann stehen da bald Bäume“, so Wohlleben. Ob das denn heiße, der Klimawandel „kille“ den Menschen aber nicht die Natur, fragte Maischberger. Ja, richtig, antwortete Wohlleben und die Moderatorin bedankte sich für „diese schönen Aussichten“.
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