Sanierung des Feuerwehrhauses Die Mönsheimer Wehr bekommt ihren Übungsturm

Der Turm soll neben dem Feuerwehrhaus gebaut werden. Der direkten Nachbarschaft gefällt das zum Teil gar nicht. Foto: Simon Granville

Die Sanierung und Erweiterung des Gerätehauses ist bereits seit Jahren ein Thema in Mönsheim. Der Gemeinderat stellt sich nun mit großer Mehrheit auch hinter den geplanten Turm, der in der Umgebung eine Besonderheit ist.

Die Feuerwehr Mönsheim kann sich auf einen nagelneuen Übungsturm freuen. Der 140 000 Euro teure Neubau, der im Zuge der noch immer laufenden Sanierung des Feuerwehrhauses entstehen soll, ist nicht unumstritten. Kritiker des Projekts hinterfragen dessen Notwendigkeit. Denn Feuerwehrtürme sind selbst in größeren Kommunen als Mönsheim keine Selbstverständlichkeit und auch nicht vorgeschrieben. Letztlich stimmte aber eine große Mehrheit im Gemeinderat für ein Voranbringen der aktuellen Planung – also inklusive Turm. Jedoch mit der Vorgabe an Architekt und Verwaltung, nach Optimierungen mit Blick auf die Anwohner zu suchen.

 

In unterschiedlichen Kommunen befinden sich auf den Geländen der örtlichen Wehren Übungstürme, mal als einfache Treppenkonstruktion, mal als in sich geschlossener Bau mit Fenstereinstiegen. Dazu gehören zum Beispiel Leonberg und Ludwigsburg, aber auch das beschauliche Wimsheim. Was den gewünschten Turm für Mönsheim so besonders macht, erklärte der neue Kommandant Benjamin Martin im Gemeinderat: Die Höhe der Brüstungen soll ziemlich genau den Höhen von üblichen Wohnungsgeschossen entsprechen. Bei anderen Türmen und Treppenaufbauten sei das nicht immer der Fall, erklärte er.

Warum nicht die Türme anderer Kommunen nutzen?

Diese Nähe zur Realität ist in seinen Augen wichtig, da die Freiwilligen nur so die Nutzung der Rettungsleiter richtig üben können. „Das Beherrschen dieses Rettungsgeräts ist sogar noch wichtiger als das Löschen“, betonte er. „Denn die Menschenrettung steht immer am Anfang eines Einsatzes.“ Entsprechen die Einstiegshöhen des Turms nicht denen in der Realität, „sehe ich die Gefahr, dass wir hier ein ,falsches Wissen‘ vermitteln“.

Ein im Vorfeld genannter Einwand aus dem Gremium war, warum man für diese speziellen Übungen nicht zu einer anderen Feuerwehr fährt, die bereits einen solchen Turm besitzt. Schließlich sind die Übungstürme keine Pflichtbauten, einige Kommunen verzichten auf sie.

Bisher wird an Gerüsten geübt

Möglich wäre das, gestand Benjamin Martin zu. Allerdings gibt es einige Übungen, die außerhalb von Mönsheim stattfinden müssen – und für jede muss die Feuerwehr an einen anderen Ort fahren, wo die nötigen Voraussetzungen gegeben sind. Der Übungsturm biete die Chance, dass die Freiwilligen bei dieser Übung vor Ort bleiben können. Bei Vergleichen mit anderen Kommunen müsse man sich die Frage stellen: „Wollen wir uns nach oben oder nach unten orientieren?“ Im Moment übt die Mönsheimer Wehr übrigens mithilfe von Gerüsten – die allerdings jedes Mal neu auf- und abgebaut und dann auch jedes Mal vom TÜV geprüft werden müssen.

Nach Martins Prognose würde der Turm von der Feuerwehr Mönsheim etwa alle zwei Monate benötigt. Allerdings könnten ihn auch Wehren aus der Umgebung für Übungen nutzen – schließlich wäre Mönsheim mit diesem speziellen Turm ihm zufolge eine Art Vorreiter. „Wir sind mit anderen Feuerwehren immer in regem Austausch.“ Die Unabhängige Bürgerliste Mönsheim brachte dahingehend vor allem die Bedenken der Anwohner ins Spiel. Mehrere Nachbarn hätten sich schon wegen des Turms beschwert, sagte Hans Kuhnle. Sie haben Bedenken, was die Geräuschkulisse angeht. Andere befürchten, dass man ihnen vom Turm aus in die Fenster oder auf Balkon und Terrasse schauen könnte.

Sichtschutz in Richtung der Nachbarn

„Außerhalb der Übungen kommt niemand hoch auf den Turm, der ist immer abgeschlossen“, betonte der Bürgermeister Michael Maurer. Auch Norman Freiherr von Gaisberg, Sprecher der Freien Wählergemeinschaft, konnte die Beschwerden der Anwohner nicht nachvollziehen. „Deren Gebäude sind zum Teil höher als der Turm“, wandte er ein. „Wir stehen zu dem Beschluss und auch zu dem Turm.“

Mehrheitlich – bei nur einer Gegenstimme – fiel letztlich der Beschluss zugunsten der aktuellen Planung, die unter anderem noch eine neue Terrasse und weitere Sanierungen beinhaltet. Allerdings soll der Übungsturm einen Sichtschutz in Richtung der Wohnbebauung erhalten. Die Planer sollen zudem Möglichkeiten zur Emissionsverringerung prüfen.

Feuerwehrtürme in der Umgebung

Übungstürme
 Feuerwehrtürme sind recht weit verbreitet. Am häufigsten sind offene Konstruktionen wie Treppenaufbauten, geschlossene Türme aus Beton sind dagegen eher selten. Die Türme dienen oft zum Trocknen von Schläuchen und für diverse Übungsszenarien. Türme wie den in Mönsheim geplanten gibt es unter anderem in Mühlacker und Straubenhardt.

Kreis Ludwigsburg
 Alle neueren Feuerwehrhäuser im Landkreis Ludwigsburg besitzen einen Übungsturm. Die Höhe beträgt immer rund 13 Meter, sodass mit allen tragbaren Leitern der Feuerwehr daran geprobt werden kann. Einige Übungstürme sind aber auch 20 Meter hoch – beispielsweise in Ludwigsburg oder Bietigheim-Bissingen – speziell für Übungen mit der Drehleiter. Übungstürme mit geschlossenen Außenwänden, damit auch ein verrauchtes Treppenhaus simuliert werden kann, gibt es derzeit nur in der Stadt Ludwigsburg.

Kreis Böblingen
 Beispiele für Schlauch- und Übungstürme im Kreis Böblingen sind Böblingen, Sindelfingen und Leonberg. Der Leonberger Schlauchturm ist speziell so gebaut, dass die Ebenen an den Stockwerken eines Wohnhauses orientiert sind. Die anderen haben unten ein hohes Stockwerk – auf Höhe der Fahrzeughalle – , darüber in Wohngeschosshöhe. Der Turm in Weil im Schönbuch ist ein Beispiel für ein Übungstreppenhaus ohne Wände und Fenster.

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