In Gaisburg wird von Stadt und Land viel Geld zum Schutz des Mineralwassers ausgegeben.

S-Ost - Im Stuttgarter Osten investieren Stadt und Land rund 11,6 Millionen Euro, um das Grund- und Mineralwasser zu schützen. In den kommenden drei Jahren werden auf dem Gelände des Kraftwerks Ost in Gaisburg auf einer Fläche von rund 9000 Quadratmetern Altlasten beseitigt. Das Sanierungsprojekt wird vom Umweltministerium mit 8,6 Millionen Euro unterstützt. Das Land übernimmt damit etwa 75 Prozent der Gesamtkosten. Das restliche Viertel trägt die Stadt.

 

„Diese Abfälle stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert“, erklärte Umwelt- und Baubürgermeister Matthias Hahn am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Rathaus. Damals sei das Gaswerk in städtischer Hand gewesen. Die schädlichen Abfälle der Gasproduktion, fast 100 000 Tonnen, habe man einfach auf dem Kraftwerksgelände abgelagert. Damit seien ehemalige Kiesgruben verfüllt worden. Deswegen sei die Stadt als ehemalige Eigentümerin des Areals und Verursacherin der Altlast nun zur Sanierung verpflichtet.

Der Umweltbürgermeister verwies in diesem Zusammenhang auch auf die andere Seite der Talstraße am Gaskessel, wo bereits seit drei Jahren das ehemalige Gelände des städtischen Gaswerks in Gaisburg, in dem das Stadtgas aus Kohle gewonnen wurde, mit einem Aufwand von 30 Millionen Euro saniert werde. „Beide Maßnahmen tragen zum Schutz unseres Grund- und Mineralwassers bei.“ Das Gelände des Kraftwerks Ost liege innerhalb der Kernzone des im Jahr 2002 ausgewiesenen Heilquellenschutzgebietes. Im Erdreich finden sich nahezu alle gefährlichen chemischen Hinterlassenschaften aus 100 Jahren Industriegeschichte: Kohlenwasserstoffe, Naphthalin, Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylol, Ammonium, Phenole und Cyanide.

Grundstück soll später wieder als Gewerbefläche genutzt werden

Von Sommer 2013 an wird der Boden auf dem Kraftwerksareal sechs bis acht Meter tief ausgehoben und ausgetauscht. Je nach Belastung wird der Aushub im Straßenbau eingesetzt, in Deponien eingebaut oder thermisch verwertet. Bei der anspruchsvollen Sanierung müsse verhindert werden, dass Grundwasser beim Abräumen des kontaminierten Erdreich ausströme. Nach Abschluss der Arbeiten bestehe nur noch ein geringes Restrisiko für das Grund- und Mineralwasser.

„Die Sanierung des Kraftwerkareals ist die größte Einzelförderung des kommunalen Altlastenfonds in diesem Jahr“, sagte Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Umweltministerium. Insgesamt stünden den Kommunen 20 Millionen Euro zur Verfügung. Die Sanierung des belasteten Areals in der Landeshauptstadt schaffe die Voraussetzungen dafür, um das Grundstück später wieder als wertvolle Gewerbefläche nutzen zu können.

Zuvor muss allerdings noch ein dritter Abschnitt des Areals auf dem Kraftwerksgelände Ost für 4,6 Millionen Euro saniert werden. Auch in diesem Fall bestünden für die Stadt sehr gute Aussichten auf einen erheblichen Förderbeitrag des Landes aus dem Altlastenfonds, hieß es am Dienstag im Rathaus. Die erforderlichen Voruntersuchungen habe das Land schon mit gut einer Million Euro bezuschusst.

Gefahr aus den alten Gasdestillen:

Gaswerk Gaisburg: Im Gaswerk Gaisburg wurde von 1875 bis 1974 Stadtgas produziert. Dafür wurde zunächst Steinkohle entgast, dann auch Schweröl und später leichtere Mineralölprodukte. Im Boden unter dem Gaswerk sammelten sich über die Jahrzehnte Giftstoffe, die auch in nahe gelegenen Kiesgruben entsorgt wurden: Kohlenwasserstoffe, Phenole, Cyanide, Xylol, Ammonium und mehr.

Wasser: Belastetes Grundwasser fließt in den gefährdeten Bereichen vom Gaskessel an der Talstraße und dem Kraftwerksareal Ost in Süd-Nord-Richtung zu den beiden Mineralbädern.

Geschichte: In Stuttgart gab es früher zwölf Gaswerke. Zwei der Standorte sind bereits saniert: der Boden unter dem ehemaligen Gaswerk Stuttgart-West wurde beim Bau des Diakonieklinikums entfernt, das Areal des Gaswerks in Bad Cannstatt wurde beim Bau des Daimler-Motorenwerks gereinigt.