Im Gebäude Im Hof 1 im Ortskern von Filderstadt-Sielmingen sollen fünf Wohnungen entstehen. Derzeit wird das Haus aus dem Jahr 1573 saniert. Der frühere Sielminger Schultheiß Hans Hahn hatte es seinerzeit bauen lassen.

Sielmingen - Seit Kurzem ist das Haus an der Straßenecke Im Hof/Rathausplatz in Sielmingen eingerüstet. Das Gebäude mit der Adresse Im Hof 1 von 1573 wird saniert. „Darin sollen fünf Wohnungen entstehen“, sagt Dieter Alber, der Leiter des Baurechts- und Bauverwaltungsamts Filderstadt. Den Stadtarchivar Nikolaus Back freut, dass an der Stelle etwas geschieht. „Ich begrüße das außerordentlich, denn das Haus ist ortsbildprägend“, sagt er. Aber nicht nur das. Es ist durch das Baujahr 1573 auch historisch wertvoll und denkmalgeschützt. Darum, so Back, habe er immer gehofft, dass jemand in das Haus investiert.

 

Dem Stadtarchivar zufolge habe es etwa zehn Jahre gedauert, bis sich ein auswärtiger Investor für das Gebäude gefunden hat. Back freut sich, dass Architekten beauftragt wurden, die auf die Sanierung von denkmalgeschützten Bauten spezialisiert sind.

Haus gehörte im 16. Jahrhundert Bürgermeister Hans Hahn

„Das ist eine hochwertige Wohnlage, weil das Haus zwar in der Ortsmitte von Sielmingen steht, es durch die zurückgesetzte Lage aber ruhig gelegen ist.“ Für den Stadtteil hat das Haus große Bedeutung. „Bauherr des Gebäudes war Hans Hahn, der im 16. Jahrhundert in Sielmingen Schultheiß war. Er ging in die Geschichte ein, weil er die beiden Ortsteile Ober- und Untersielmingen für 21 Jahre vereinigte und 1559 das Rathaus bauen ließ. „Hans Hahn hat in Sielmingen Spuren hinterlassen“, sagt Back.

Ob der Schultheiß selbst in dem Haus gelebt hat, ist nicht überliefert. Schließlich gehörte Hahn auch das Gebäude Bei der Kirche 1. Klar ist aber, dass auch noch im 17. Jahrhundert Nachfahren des früheren Schultheißen in dem Haus lebten. „Wir können für das Gebäude Im Hof 1 die Besitzgeschichte lückenlos verfolgen“, sagt Back. Das sei nicht selbstverständlich. „Die Häuser hatten früher keine Nummern. In den historischen Quellen steht, wer wann wo gewohnt hat. Das zusammenzusetzen ist wie ein Puzzle“, sagt Back. In diesem Fall ist ihm das gelungen. Bis in das 19. Jahrhundert habe in dem Haus die dörfliche Oberschicht gewohnt.

In dem Gebäude lebte ein fast blinder Korbmacher

Danach lebten dort einfachere Leute, erinnert sich der alteingesessene Sielminger Hermann Schweizer, der seit 85 Jahren in dem Stadtteil lebt. Er ist in der Straße Im Hof aufgewachsen. „Unten hat ein Korbmacher gewohnt, der fast blind war und in einem Nebengebäude Körbe geflickt hat“, sagt Schweizer. Im Obergeschoss lebte eine Bauersfrau und im hinteren Teil des Gebäudes wohnten Arbeiter. Nebenan steht eine Scheune. Schweizer erinnert sich, dass die Bewohner des Hauses die Landwirtschaft aber in den 1930er-Jahren aufgaben.

Der Stadtarchivar Back hat sich mit der Scheune befasst. „Sie ist erst 1890 erbaut worden“, sagt Back. Es sei nicht die erste Scheuer an der Stelle gewesen. Der vorherige Bau sei einem Feuer zum Opfer gefallen. „Wenn so ein großes Gebäude abbrennt, muss das spektakulär gewesen sein“, sagt Back. Der Grund für das Feuer ist überliefert: „Ein Mann gestand auf dem Sterbebett, dass er in der Scheuer eine Marderfalle aufstellen wollte. Als er damit hantierte, fiel seine Lampe um und entzündete das Stroh“, berichtet Back. Die jetzige Scheuer gehört nicht dem Investor, der in dem 1573 gebauten Haus Wohnungen einrichten möchte. Bis Mitte 2013 war dieses Gebäude bewohnt, sagt der Baurechtsamtsleiter Dieter Alber. Back hatte den Eindruck, dass das Haus zuletzt von außen nicht so gepflegt aussah. Daraus könne man aber nicht auf die Bausubstanz schließen. „Der Zustand außen ist schlechter als innen“, sagt Back.