Drei Tage nach dem 5:1 in Bukarest gehen die Stuttgarter mit 0:3 beim Freiburger SC unter und bleiben vor dem Heimspiel am Mittwoch gegen den FC Augsburg im Mittelfeld stecken. Das Spiel in der StZ-Analyse.
Freiburg - Die Glanzparade kommt viel zu spät. Die Nachspielzeit läuft bereits, als Sven Ulreich einen Schuss von Karim Guédé aus kürzester Distanz abwehrt und zeigt, über welch gute Reflexe er verfügt. Freuen kann sich der Torhüter des VfB Stuttgart darüber nicht – denn zuvor hat auch er seinen Anteil daran gehabt, dass die Stuttgarter Mannschaft den Platz schließlich als klarer Verlierer verlässt.
Mit 0:3 (0:1) hat der VfB gestern das Landesderby beim SC Freiburg verloren und damit drei Tage nach der 5:1-Gala in Bukarest einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Drei Punkte und sechs Plätze liegen die Stuttgarter hinter dem Rivalen aus Südbaden. „Wir haben uns alles ganz anders vorgestellt“, sagte Ulreich: „Wir sind einfach nicht ins Spiel gekommen.“
Unverändert hatte der VfB-Coach Bruno Labbadia sein Team im Vergleich zum Spiel in Bukarest gelassen. Von der Spritzigkeit, der Aggressivität und dem spielerischen Glanz, die der VfB in der Europa League demonstriert hatte, war in Freiburg jedoch nicht allzu viel zu sehen. Sicher lag es auch an den Reisestrapazen und den vielen englischen Wochen, dass die Stuttgarter verloren haben. Hauptverantwortlich dafür war aber der Gegner, denn die junge Mannschaft des SC Freiburg bot von Beginn an eine beeindruckende Leistung.
Ein Kopfball von Cedrick Makiadi ging am Tor vorbei (7.), nach einem Freistoßtrick versprang Marco Caligiuri der Ball in aussichtsreicher Position (12.). Immer wieder geriet die VfB-Abwehr ins Schwimmen; im Zentrum stürzte Maza von einer Verlegenheit in die nächste, auf links leistete sich Cristian Molinaro viele Leichtsinnsfehler.
Die Gastgeber, angetrieben von einem enthusiastischen Publikum und ihrem leidenschaftlichen Trainer Christian Streich, waren körperlich frischer und gedanklich schneller. Trotzdem wäre der VfB nach 21 Minuten beinahe in Führung gegangen: Zdravko Kuzmanovic traf mit einem 18-Meter-Schuss den linken Pfosten (21.). Als verspäteter Muntermacher erwies sich die Torchance jedoch nicht – im Gegenteil: Nur Sekunden später folgte das verdiente 1:0 für Freiburg. Jan Rosenthal traf mit einem Distanzschuss flach ins Eck – verdeckt zwar, aber trotzdem keineswegs unhaltbar für Ulreich.
Der VfB wurde anschließend zumindest etwas zwingender. Erneut Kuzmanovic schoss über das Tor, ehe kurz vor der Pause Christian Gentner nach einer Molinaro-Flanke weit daneben köpfte – sehr zum Ärger von Vedad Ibisevic, der hinter Gentner stand und dort viel besser postiert gewesen wäre. Die zweite Hälfte begann mit einer weiteren guten Torgelegenheit für den VfB: Von rechts brachte Gentner den Ball flach vors Freiburger Tor, wo am ersten Pfosten Shinji Okazaki ebenso über das Spielgerät trat wie Molinaro am zweiten (47.). „In so einem Spiel muss man die Chancen besser nutzen. Da waren wir nicht konzentriert genug“, sagte Bruno Labbadia.
Nach einer Stunde erhöhte der VfB-Trainer das Risiko, brachte Ibrahima Traoré für Kuzmanovic und schickte Okazaki als zweite Spitze in den Angriff. Die wachere und entschlossenere Mannschaft aber blieb an diesem Nachmittag der Sportclub. Eine umstrittene Standardsituation ging dem 2:0 voraus. Der Schiedsrichter Tobias Welz pfiff die zunächst schnell ausgeführte (und vom VfB abgefangene) Variante zum Ärger der Stuttgarter zurück. Im zweiten Anlauf kam der Ball hoch in den VfB-Strafraum, wo Ulreich erneut eine unglückliche Figur machte: Der Torhüter faustete den Ball vor Serdar Tascis Brust – Pavel Krmas bedankte sich und schob ein (67.).
Im kollektiven Tiefschlaf befand sich die VfB-Hintermannschaft schließlich vor dem Freiburger 3:0: Caligiuri war gedankenschneller als Tasci, Molinaro konnte Max Kruse nicht halten, der den diesmal chancenlosen Ulreich überwand (73.). Beim VfB schwanden nun auch die letzten verbliebenen Kräfte, die Mannschaft ergab sich ihrem Schicksal und konnte am Ende froh sein, nicht noch weitere Treffer kassiert zu haben.
Zeit zum Erholen bleibt nicht, schon am Mittwoch geht es gegen den FC Augsburg weiter. Und Bruno Labbadia sagte: „Wir sind noch dabei zu lernen, uns alle drei Tage wieder hochzufahren.“